Die Zeche zahlen die Bürger

24. September: Leitartikel: ,Neuanfang geboten‘

Die VW-Affäre zeigt wieder einmal, dass in der deutschen Wirtschaft Anstand, Ethik, Rechtschaffenheit und Moral dem Gewinnstreben geopfert werden. Die Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeugen von dem unehrenhaften Verhalten der Wirtschaftsführer. Hier eine kleine Auswahl: Die neuen Verträge für die Postagenturen – die Mitarbeiter der DHL sollen bei gleichem Arbeitseinsatz weniger Gehalt bekommen; das Verhalten der Lufthansa gegenüber den Absturzopfern; das Subunternehmertum in den Fleischkonzernen; die Manipulationen bei der Deutschen Bank; das Ausplündern der Bankkunden mit fragwürdigen Anlageempfehlungen; die Liste ließe sich beliebig erweitern. Eins ist aber in allen Fällen klar: Die Zeche zahlen dafür wieder die Steuerzahler (also wir alle) und die Mitarbeiter (und damit doppelt).

Harald Danck, per E-Mail

Betrug lohnt sich nicht

Der VW-Betrug hat auch eine positive Seite – hoffentlich! Zum einen ist es ein Beleg dafür, dass sich ein derartiger Betrug wirtschaftlich nicht lohnt. Darüber hinaus wird das Umweltbewusstsein umso mehr in den Vordergrund gerückt. Letztlich ist die Umweltbelastung durch Diesel-Pkw ein „Tropfen auf den heißen Stein“ im Vergleich zu Industrie und sonstigem Verkehrsaufkommen.

Dieter Bronisch, per E-Mail

Erwünschte und andere

24. September: Kirchenasyl als letzte Hoffnung

Halten Sie es für denkbar, dass solche Berichte wie die der letzten Tage über die Roma im Michel auch über Juden möglich wären? Sicherlich nicht! Wir sollten nach den Gräueln des Rassenwahns an Juden und Roma die einen so willkommen heißen wie die anderen. Abschiebung von Roma und Sinti sollte ein „No-Go“ sein, wie es, Gott sei Dank, auch die von Juden ist. Vermutlich wird aber bei den Opfern der Nazis genauso unterschieden wie bei den Flüchtlingen: Die in der Wirtschaft Brauchbaren sind ­erwünscht, die nicht ausreichend Qualifizierten nennt man dann einfach ­Wirtschaftsflüchtlinge oder Sozialschmarotzer. Die politische Willkommenskultur ist auf den volkswirtschaftlichen Nutzen beschränkt. Menschlichkeit ist dann nicht mehr finanzierbar.

Jörn-H. Hufen, per E-Mail

Heilungschancen erhalten

24. September: Ausgaben für Medikamente explodieren

Herr Litsch von der AOK äußert sich wie folgt: „Kommen in den nächsten Jahren neue Medikamente gegen Demenz oder Alzheimer, geraten wir in Kostendimensionen, die uns ruinieren.“ Als Hausarzt und Sohn einer schwerst alzheimererkrankten Mutter macht mich dieser Satz zugleich sprach- und fassungslos. Herr Litsch scheint keinerlei Interesse an der Heilung einer der schrecklichsten Erkrankungen der heutigen Zeit zu haben. Sein einziges Interesse gilt den Kosten.

Dabei wäre der Nutzen einer Heilung schlichtweg unbezahlbar! Und wenn wir schon über das Geld reden: Ist ihm nicht klar, dass dann die Pflegekosten dramatisch sinken würden? Im Rahmen dieses unsäglichen und patientenfeindlichen Arzneimittelreports kommen zu keinen Zeitpunkt die Erfolge der sicher nicht billigen Medikamente zur Sprache. Ich habe zuletzt als junger Arzt Menschen an Aids sterben sehen, und es war schrecklich. Dank der modernen Medizin gehören diese Bilder der Vergangenheit an. Auch gibt es erstmals Hoffnung bei der Behandlung des malignen Melanoms. Die Frage an Herrn Litsch wäre also: Was ist Ihnen ein Menschenleben wert?

Christian Papageorgiou, per E-Mail

Kurze Beine – kurze Wege

25. September: Berne: Behörde schließt Schule Lienaustraße

Ein Stadtteil ohne Grundschule. Das kann doch nicht sein! Wann wird denn endlich wieder Geld für wichtige Dinge ausgegeben? Da regen wir uns über die Helikopter-Eltern auf, die ihre Kinder überall mit dem Auto hinfahren, und der Senat unterstützt das auch noch, indem ganze Schulen geschlossen werden und die Kinder auf benachbarte Stadtteile ausweichen müssen. Und über welche Sanierungskosten reden wir denn hier? Vielleicht sitzen in der Schulbehörde zu viele Entscheider mit BWL-Hintergrund, die glauben zu wissen, welche Schulweglänge einem Erstklässler zuzumuten ist. Es ist ein Irrglaube, dass das Geld für die Sanierung eingespart wird. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und muss instandgehalten werden. Berne braucht eine Grundschule, die über einen möglichst kurzen Weg zu Fuß zu erreichen ist. Kurze Beine – kurze Wege.

Stefan Freitag, per E-Mail

Über Tellerrand schauen

22. September: Schulbeginn um 8.30 Uhr: Test an Hamburger Gymnasium ­erfolgreich

Ties Rabes Aussage „der spätere Schulbeginn ist an der Wirklichkeit vorbei gedacht“ zeigt, wie wirklichkeitsfern unser Herr Senator ist. Wenn man mal über den Tellerrand schaut, dann weiß man, dass Deutschland in Europa so ziemlich das einzige Land ist, das seine Kinder so früh aus dem Haus jagt.

Sabine Steinfeldt, per E-Mail