Leben in ständiger Angst

1. September: Fußgänger von Rockern ver­prü­gelt. Anwohner in Groß Flottbek wird von zwei Hells-Angels-Mitgliedern niedergeschlagen

Mit Fassungslosigkeit lese ich in dem Artikel, dass der Angriff auf den 50-Jährigen nicht für einen Haftbefehl ausreiche. Was muss eigentlich passieren, damit die Täter in Haft kommen? Wer denkt an das Opfer, der damit rechnen muss, seinen Peinigern erneut zu begegnen und dabei ständig in Angst zu leben? Der Staat soll uns doch beschützen, schließlich bezahlen wir dafür unsere Steuern.

Ingrid Kallbach, per E-Mail

Eine tolle Aufgabe

31. August: Mehr Schutz für die jüngsten Flücht­linge. Experten fordern Kita-Plätze und Schutz vor Missbrauch

Ich bin Lehrerin an einer Hamburger Fachschule für Erzieher und habe bereits mehrfach ehrenamtliche Helfer in der Kinderbetreuung ausgebildet. Die Kinder brauchen dringend noch mehr Angebote. Die Situation wird durch die zunehmende Flüchtlingszahl immer schlimmer. Auch für die Hamburger Unterkünfte sollten Konzepte für die Kinder erarbeitet werden. Sie freuen sich riesig über Aktivitäten, und es ist eine tolle Aufgabe, mit ihnen zu arbeiten. Allerdings sollten bessere Strukturen geschaffen werden, um Menschen mit pädagogischen Kompetenzen (darunter auch Flüchtlinge) und Menschen ohne pädagogische Ausbildung gemeinsam einzusetzen.

Regina Grabbet, per E-Mail

Meinungsfreiheit war gestern

31. August: Plasbergs Ge­spens­ter­­de­batte. Talkshows sind eigentlich überflüssig

Ich kann Herrn Iken nur zustimmen. Mit der Forderung, die „Hart aber fair“-Talkshow zu wiederholen, hat sich der WDR bis „auf die Knochen blamiert“. Gestern bekannten sich alle noch durch „Je suis Charlie“ zur Meinungsfreiheit, heute kennen Gleichstellungsbeauftragte, Rundfunkrat und Programmausschuss in der Gender-Debatte kein Pardon. Die kritisierte Talkshow wird aus der Mediathek entfernt und eine dem Gender-Mainstream entsprechende Sendung in Auftrag gegeben. Das ist nicht nur Zensur, sondern der Versuch einer öffentlichen Umerziehung. Ich hoffe, dass sich Herr Plasberg und die anderen Diskussionsteilnehmer für dieses Schmierentheater zu schade sind.

Gisela Sternberg-Frey, per E-Mail

Sehnsucht nach Leben wollen

29./30. August: Lehrstück über Mensch­lich­keit. Das Ernst Deutsch Theater zeigt mit ,Anne‘ eine weitgehend gelungene Premiere

Mit Interesse las ich die differenzierte Kritik zum Schauspiel „Anne“ von ­Maike Schiller. Für mich bündelt die Autorin letztlich die Sehnsucht der nicht allein jungen Menschen nach Leben wollen und dem damit verbundenen Wunsch nach Menschlichkeit bei Menschen in Not in schlimmen Zeiten – dabei denke ich auch zum Beispiel an Selma Meerbaum-Eisinger (jüdische deutschsprachige Dichterin, Anm. der Red.). Ich fühle mich „aufgefordert“, das Theaterstück zu besuchen – meine persönliche Einschätzung zu finden.

Erich Meyer, per E-Mail

Bleibt Idealismus erhalten?

31. August: Raabs letzter „Con­test“: Mehr als nur Musik. Appell gegen Fremdenfeindlichkeit beim Song-Wettstreit

Werden die Künstler diese Welcome-Refugees-Kleidungsstücke auch noch tragen, wenn in den nächsten Jahren bis zu eine Million Flüchtlinge pro Jahr Deutschland aufsuchen werden? Werden wir weiter eine Willkommens­kultur pflegen, wenn wir jetzt schon nicht wissen, wie die Flüchtlinge im Winter untergebracht werden sollen und das Personal und die finanziellen Mittel fehlen, um diese Menschen zu betreuen?

Harald Danck, per E-Mail

Guter Wille aufs Spiel gesetzt

27. August: Flüchtlingsunterkunft Klein Borstel. Warten auf die neuen Nachbarn

Ja, viele Hamburger sind voll des guten Willens. Darauf sollten wir stolz sein – und diesen guten Willen nicht aufs Spiel setzen. Das aber tut die Stadt in ungewohnt brutaler Weise in Klein Borstel. Mindestens 700 Flüchtlinge auf die 800 Bewohner der Siedlung zu pfropfen, nur weil es dort genügend Bauland gibt, das ist unverantwortlich. Angemessen wären hier – und das ist schon dem aktuellen Notstand geschuldet – maximal 150 bis 200. Diese würden die Klein Borstler mit Rat und Tat und offenem Herzen willkommen heißen. Mit den geplanten 700 Flüchtlingen aber erreicht die Stadt genau das Gegenteil.

Michael Heine, Hamburg

Falsches Zeichen

26. August: ,Mehr Betreuer für Flüchtlinge‘. Reaktionen auf das Foto zum Artikel und auf Leserbriefe vom 28. August

Die junge Frau auf dem Foto arbeitet ehrenamtlich und opfert ihre Freizeit für die Arbeit mit Flüchtlingen, wollen wir ihr da noch vorschreiben, wie sie sich anziehen sollte? Ja, die Flüchtlinge kommen überwiegend aus muslimischen Ländern, in denen die Rechte der Frauen oft unterdrückt werden. Aber es wäre ein falsches Zeichen, darauf Rücksicht zu nehmen. Oder wollen wir eine „muslimische Kleiderordnung“ für Frauen bei uns einführen? Die Flüchtlinge haben sich entschieden, in einer christlichen und offenen Gesellschaft zu leben, und sollten sich auch an diese Vorstellungen gewöhnen.

Angelika Scheidhauer, per E-Mail

Toleranz einfordern

Die engagierte junge Frau kleidet sich entsprechend den westlichen Gepflogenheiten. Wenn dieses für uns normale Verhalten auf Null Toleranz oder Befremden bei muslimischen Menschen stößt, müssen sie Toleranz lernen, wenn sie hier leben möchten. Wenn ich in einem muslimisch geprägten Land leben möchte, muss ich auch die für mich befremdliche Kleiderordnung hinnehmen. Und wehe, ich würde mich negativ dazu äußern. Ganz klar: Wer hier Aufnahme findet und hier dauerhaft leben möchte, sollte sich integrieren, und wir müssen diesen Integrationswillen einfordern.

Birgit Knoblauch, per E-Mail