Deutliche Lehren ziehen

6. Juni: Nein! Griechen schocken Europa – jetzt Grexit? Klare Mehrheit für den Kurs von Tsipras und Varoufakis. In Athen droht Staatsbankrott

Wer das Abstimmungsergebnis in Griechenland für überraschend hält, ignoriert die Strömungen in der Bevölkerung anderer EU-Länder, die die Gängelung aus Brüssel ebenfalls für unzumutbar halten. Zusätzlich fragt man sich, warum die Europäische Union in der über 30-jährigen Zugehörigkeit Griechenlands nicht bemerkt hat, dass dort ein Missverhältnis zwischen Staatseinnahmen und -ausgaben herrscht. Anstatt zu versuchen, das Kind, das in den Brunnen gefallen ist, mit kostenaufwendigen Maßnahmen zu retten, hätten die Verantwortlichen viel früher reagieren müssen. Nun wird die Unfähigkeit und Gleichgültigkeit der EU offenbar. Wenn aus diesen Erfahrungen keine deutlichen Lehren gezogen werden, wird sich bald das nächste Land, gestützt durch ein Referendum, von der EU abspalten. Sind dann wieder alle geschockt?

Christiane Mielck-Retzdorff

Referendum in Deutschland

Wie soll es nun weitergehen? Hohe Milliardenbeträge aus der EU sind seit Jahren gen Athen geflossen, und geändert hat sich dort nichts. Die Reichen bleiben weiter reich, die Beamten werden weiter fürstlich entlohnt, die Schiffseigner weiterhin von der Steuer befreit, und das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Griechenland liegt weiterhin bei 55 Jahren. Die europäische Gemeinschaft täte gut daran, weitere Zahlungen an konkrete Bedingungen zu knüpfen, die diesem Irrsinn ein Ende machen. Ansonsten wäre ein Verbleib Griechenlands in der EU den Steuerzahlern hierzulande nicht mehr zu vermitteln, da diese zwar bisher nur für die vielen Milliarden bürgen, aber bald real zur Kasse gebeten werden könnten. Dann wäre es Zeit für ein Referendum in Deutschland.

Martin Wucherpfennig

Beide Seiten müssen lernen

4./5. Juli: Die Lösung der grie­chi­schen Krise. Die internationalen Geldgeber müssen sich eingestehen: Ihre Politik führte in die Katastrophe. Drei Schritte sind jetzt nötig

Der Beitrag zeigt eine echte Lösung auf und hat außerdem Verständnis für die griechische Bevölkerung. Welch ein Wahnsinn, Geld zu leihen, mit dem lediglich die fälligen Schulden gezahlt werden können. Das ist keine Hilfe, sondern nur eine momentane Beruhigung. Jede einfache Hausfrau hätte das gewusst. Hoffentlich gibt es bald eine Regierung, von mir aus auch mit Tsipras, die zu echten Reformen bereit ist und diese auch gegen den alten Beamtenapparat durchsetzen kann. Und die Europäer – vor allem die deutsche Regierung – müssen ihre eigenen Fehler einsehen und nicht weiter auf dem hohen Ross sitzen. Hoffentlich sind beide Seiten lernfähig.

Erika Kokott

Süchtig nach Finanzspritzen

Ja, es kann sein, dass die geforderten Reformen nicht der griechischen Realität entsprachen, also ungeeignet waren. Da sie in ihrer Komplexität aber nie durchgeführt wurden, kann niemand ihre Effizienz beurteilen. Seit Regierungsantritt laufen nun wesentliche Mitglieder der griechischen Regierung wie Süchtige durch Europa – und abseits davon –, um immer neuen „Stoff“ zu ertricksen, statt sich mit aller Kraft grundsätzlich um die Probleme ihres Landes zu kümmern. Es ist unmenschlich, die Probleme Griechenlands weiter auszusitzen. Sie müssen gelöst werden, was ich dieser Regierung nicht zutraue.

Dr. Ursula Augener

Jugendliche stehen nicht auf

4./5. Juli: Die größten Ärgernisse in Bus und Bahn

In vielen Fällen kann man durchaus vom Ausland lernen. Amsterdam zum Beispiel hat ein tolles Bezahlsystem, in Wien ist der öffentliche Personennahverkehr konkurrenzlos günstig, in New York dürfen zuerst die Besitzer von Monatskarten die Fähren besteigen. Gegen ruppige Fahrweise hilft das indes ebenso wenig wie gegen Vandalismus, der in vielen Fällen Rolltreppen wie Fahrstühle lahmlegt. Gegen Letzteren hilft nur, dass Anstand und Respekt vor dem Eigentum anderer wieder als gesellschaftlicher Wert begriffen wird. Hier sind gerade die Eltern in der Pflicht. Selbst eine Zeit lang auf Gehstützen angewiesen, musste ich erleben, dass ältere Menschen und Mütter mit Baby auf dem Arm ihren Platz eher anbieten als Jugendliche, die es am ehesten könnten.

Ralf Wenzel

Grölende Fans in der Bahn

Es liegt also doch nicht nur an meinem Empfinden: Mancher Busfahrer legt einen ziemlich „heißen Reifen“ vor, sodass einem der Atem stocken kann. Besonders befremdlich finde ich es zusätzlich, wenn während der Fahrt das Handy am Steuer bedient und der Coffee to go getrunken wird. Und wenn wir schon mal beim Thema „Ärger“ sind: Als regelmäßige S-Bahn-Fahrerin fordere ich ein, dass das Alkoholverbot in der S-Bahn auch durchgesetzt wird. Ich bin nicht mehr bereit, alkoholisierte Menschen während der Fahrt zu ertragen, die ohne Einschränkung ihre alkoholischen Getränke in den S- und U-Bahnen konsumieren. Die grölenden Fußball- und Eishockeyfans und die von ihnen ausgehenden unangenehmen Belästigungen der „normalen“ Fahrgäste möchte ich hier nur am Rande erwähnen.

Astrid Sievers

Zufrieden mit dem HVV

Ich möchte eine Lanze für den Hamburger Verkehrsverbund brechen. Ich bin sehr zufrieden, Verbesserungen sind immer möglich. In meinen Augen ist der Artikel schlecht recherchiert. Kontrolleure in Uniformen in Bus und Bahn? Habe ich schon seit Jahren nicht gesehen. Die sind doch extra nicht uniformiert. Keine Klimaanlagen in Bussen? Die Busse haben alle eine Klimaanlage. Kurze Fahrten zu teuer? Finde ich nicht. Ich fahre von Rothenburgsort bis zum Rathaus für 2,10 Euro. Die Fahrer halten nicht? Stimmt nicht. Habe ich noch nie beobachtet. Manchmal können sie nicht mehr anhalten, weil sie schon ein paar Meter von der Haltestelle weg sind. Einziger Kritikpunkt ist der schnelle und ruppige Fahrstil. Der ist wirklich verbesserungswürdig.

Anja Oltmanns