Dokumente sind unerreichbar

1. Juli: Post­streik: Millionen Briefe und Pakete in Hamburg nicht zu­ge­stellt

Die Aussage seitens der Post, dass 80 Prozent der Briefe zugestellt werden, erscheint wie eine Beruhigungspille der Marketingabteilung. An meinem Wohnort in Ahrensburg erhalte ich seit vier Wochen nicht einen einzigen Brief. Besonders problematisch im Vergleich zu anderen Streiks, zum Beispiel bei der Bahn, ist es, dass einmal in die Post gegebene Briefe nicht mehr greifbar sind. Wichtige Dokumente werden nicht verzögert, sondern überhaupt nicht zugestellt und bei der Post unerreichbar gehortet. Es ist mir unverständlich, warum die Post nicht zumindest eine Notlösung finden kann (ähnlich dem Ersatzfahrplan der Bahn). In vier Wochen hätte doch sicherlich der eine oder andere Mitarbeiter eingearbeitet werden können. Es scheint eher am Unvermögen der leitenden Mitarbeiter zu liegen, eine zumindest verspätete Zustellung zu organisieren.

Nils Pramschiefer

Streik muss weh tun

1. Juni: Wehe, die Post kommt! Der Streik ist kaum noch zu ertragen

Der Artikel bestätigt einseitig all diejenigen, die da denken und sagen, dass auch dieser Streik zu Lasten der Falschen gehe, nämlich der Postkunden. Das stimmt aber nur zum Teil, denn der Streik trifft durchaus auch ganz wesentlich das Unternehmen. Und das ist gut so, denn ein Streik, der nicht weh tut, nicht bemerkt wird, hat keine Wirkung. Es würde sich niemand für die Belange der Arbeitnehmer interessieren, wenn sie leise und still reklamieren, was für eine riesige Anzahl von Arbeitnehmern eine existenzielle Bedrohung ist: Ausgliederung und damit verbundenes Lohndumping. Das Outsourcing von Arbeitsplätzen bedeutet auch Aufstockung der Löhne und Renten mit Steuergeldern, wodurch alle Steuerzahler betroffen sind. Es ist wichtig, im Auge zu behalten, dass Gewerkschaften stets für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne gekämpft und für uns alle sehr viel erreicht haben.

Doris Wolff

Vertrauen verloren

30. Juni: Grie­chen­land-Kri­se: Merkel beruhigt die Deutschen

Ich habe jedes Vertrauen in die deutsche Politik und in die regierenden Politiker verloren. Sie haben uns über die finanziellen Risiken und Konsequenzen für die deutschen Steuerzahler im Falle der Pleite eines EU-Mitgliedsstaates falsch informiert. Es wurden EU-Verträge zitiert, die klar regeln, dass kein Land für die Schulden eines anderen aufkommen muss. Als dann bekannt wurde, dass Deutschland für mehr als 70 Milliarden Euro Verbindlichkeiten Griechenlands bürgt, wurden wir von den gleichen Politikern beschwichtigt, dass es sich doch nur um Garantien handelt und nicht um tatsächliche Zahlungen. Nach dem Erkenntnisgewinn, dass Griechenland nun doch pleite ist, war zu Beginn der Woche vom Chef des Bundeskanzleramtes zu hören, dass dennoch der ausgeglichene Bundeshaushalt der nächsten Jahre hierdurch nicht gefährdet sei, da die Rückzahlungen fälliger griechischer Kredite durch die Bürgen sich über mehr als 30 Jahre verteilen würden. Nun ist keine Rede mehr davon, dass der deutsche Steuerzahler nicht zur Kasse gebeten wird.

Wolfgang Massow

Notwendige Kehrtwendung

30. Juni: Tsipras’ Werk. Der griechische Ministerpräsident hat Europa geeint – ohne es zu wollen

Eine Sparpolitik in Zeiten einer daniederliegenden Wirtschaft basiert auf einem „Rückfall ins tiefste Mittelalter der Makroökonomie“, so der US-amerikanische Professor für Volkswirtschaftslehre Paul Krugman. Denn die damit verbundene Verminderung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lässt die Produktion einbrechen und steigert die Arbeitslosigkeit. Die daraus resultierenden Einkommensverluste lassen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage weiter absinken und verschärfen den Abwärtstrend. Die Euroländer haben seit 2010 eine solche verfehlte Politik gegenüber Griechenland betrieben und bewirkt, dass das Bruttoinlandsprodukt um ein Viertel eingebrochen ist, die Arbeitslosigkeit auf circa 26 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit auf über 50 Prozent gestiegen ist. Der Verschuldungsgrad hat sich auf fast 180 Prozent erhöht. Die griechische Regierung hat in ihrem Wahlprogramm versprochen, diese unsinnige Austeritätspolitik nicht fortzusetzen. Was ist daran populistisch? Verursacht haben das Debakel die europäischen Partner, die auf der Sparpolitik bestanden haben. Es wäre eine Kehrtwendung notwendig, das Scheitern der Sparpolitik einzugestehen und eine expansive Investitionspolitik zu betreiben, die sich selbst finanzieren würde. Nur wenn die griechische Wirtschaft wieder wächst, wird Griechenland in der Lage sein, Schulden zurückzuzahlen.

Dr. Ernst Niemeier

Überfällige Entscheidung

30. Juni: Diakonie bald ohne Christen? Kurswechsel in Stiftung Alsterdorf löst Rücktritt aus. Kirchenmitgliedschaft wird aber Regelfall bleiben

Wenn über 60 Prozent der Hamburger konfessionsfrei sind, dann war die Entscheidung, dass auch Konfessionsfreie arbeitsrechtlich von den Kirchen nicht mehr diskriminiert werden, sondern ebenfalls unbefristete Anstellungsverträge in der Diakonie bekommen, längst überfällig. Die Anzahl der Christen schrumpft rasant. Es wird offensichtlich, dass die Staatskirchenverträge, die den Kirchen diese Diskriminierungen noch erlauben, den Regeln des Grundgesetzes widersprechen. Es wird Zeit, dass das Bundesverfassungsgericht seine Entscheidung von 1957 revidiert und feststellt, dass das Grundgesetz auch für die Kirchen gilt.

Wolf-E. Merk

Vergnügen am Montagmorgen

29. Juni: Omi wird das Kind schon schaukeln

Die Glosse über den Fünfakter mit Jennifääh und Omi war einfach herzerfrischend. Ich habe mich köstlich über die Schilderung des Ablaufs amüsiert. Der Montagmorgen war für mich beim Lesen der Lektüre in der U 1 gerettet. Herzlichen Dank dafür. Abschließend sei angemerkt: Natürlich nichts gegen die gestresste Mama, aber die lebenserfahrene Oma hat in diesem Fall einfach die richtige Reaktion gezeigt, um ein kleines Mädchen zu beruhigen.

Monika Sommerfeld