Großkontrolle zu teuer

9. Juni: 346 Schwarz­fah­rer trotz Warnung erwischt. Verkehrsverbund wertet Großkontrolle als Erfolg

Die gestrige Großkontrolle des HVV war ja ein echter „Erfolg“. 346 Schwarzfahrer bringen ein Bußgeld von 13.840 Euro ein – wenn denn alle zahlen. Dem stehen die Aufwendungen für 150 Kontrolleure gegenüber, was gut 90 Euro je Kontrolleur entspricht. Das dürfte kaum die Personalkosten decken. Wer zahlt also das so bewusst herbeigeführte Defizit? Der ehrliche HVV-Fahrgast.

Thomas Nasemann

Erst die Pflicht, dann die Kür

8. Juni: Warum sind viele Linke bloß so kon­ser­va­tiv? Alles soll so bleiben, wie es ist

Wenn ich als links denkender Mensch etwas gelernt habe, ist es dieses: Eine ideologische Betrachtung ist meist von Übel, weil sie Ideen über Fakten, das Wollen über die Realität stellt. Gelernt habe ich auch: Konservative geraten gern ins Schwärmen bei allerlei teuren Konzepten und Produkten. Solange diese Befürworter das aus eigener Tasche zahlen oder dafür mit eigenem Geld einstehen und sich an Regeln und Gesetze halten, ist das okay. Wer aber seine privaten Träume mit öffentlichem Geld finanzieren will, wird dieses in einem anständigen, demokratischen und transparenten Verfahren machen müssen. Wo gegen dieses verstoßen wird, werden linke Demokraten dann zu Recht konservativ und pochen auf die geistigen Grundlagen unserer Gesellschaft – und auf die Grundrechenarten sowie die Erkenntnis: Man kann den Euro nur einmal ausgeben – für Olympia oder für Infrastruktur oder für Bildung oder für Schuldentilgung. Und wenn tatsächlich mal Millionen oder gar Milliarden übrig sind, dann fangen Verantwortungsbewusste, also häufig links Denkende, mit den Pflichten an und nicht mit der Kür.

Clemens Grün

Das Für und Wider diskutieren

Die Kritik an den Kritikern erinnert schon sehr an Schopenhauers eristische Dialektik. Weder bei TTIP noch bei den „Referenden von oben“ geht es gegen die generelle Sache, sondern gegen Einzelpunkte, die eine derartige Auswirkung auf das jeweilige Gesamtkonstrukt haben, dass die guten Seiten daran keine Wirkung entfalten können. Schopenhauer nannte sein Manuskript zusätzlich „Die Kunst, recht zu behalten“. Leider funktioniert diese Kunst bei vordergründig denkenden Menschen nur zu gut. Dass dabei auch Angriffe gegen die Argumentierenden statt gegen deren Argumente im Vordergrund stehen, wie man zum Beispiel im Leitartikel von Herrn Niessler lesen kann, macht diese Methode besonders effektiv und damit noch unangenehmer. Schade, dabei sind die Argumente für und wider durchaus diskussionswürdig. Aber nicht so.

Andreas Kaluzny

Gründe verständlich machen

6./7.Juni: Das Ende der Geduld

Es läge doch wohl im Sinne dieses Gedankens, verständlich zu machen, warum so viele Griechen nach wechselnden Regierungen der beiden bisherigen Großparteien und am Ende einer Koalition beider Alexis Tsipras bzw. Syriza gewählt haben: fünf Jahre ständig sinkende Löhne und Altersrenten der Normalbevölkerung, ununterbrochener Anstieg der Arbeitslosigkeit, vor allem der Jugendarbeitslosigkeit, Zusammenbruch fast einer Viertelmillion kleiner und mittlerer Betriebe – dank dem Niedergang der Massenkaufkraft –, Herausfall von Millionen Menschen aus der Sozial- und Krankenversicherung. Tsipras und seine Minister wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert und verlogen obendrein, verhielten sie sich wie die Vorgängerregierungen und trieben die Masse ihrer Landsleute, um die „Reform“-Forderungen der internationalen Gläubiger zu erfüllen, immer tiefer in Armut und Elend hinein. Matthias Iken beruft sich auf die „Mehrheit der deutschen Ökonomen“, die vor einem „faulen Kompromiss“ warnen. Vielleicht sollte er sich auch einmal die Stellungnahmen der US-amerikanischen Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman und Stiglitz zu Gemüte führen, die gerade in Bezug auf Griechenland (und andere südeuropäische Krisenländer) die Politik Schäubles und anderer Austeritätsfanatiker für völlig unsinnig und kontraproduktiv halten. Zum Schluss noch ein Wort über uns Deutsche und Griechenland: Uns steht es am wenigsten an, „die Griechen“ zornig zur Ordnung zu rufen. Deutschland hat ihr Land dreieinhalb Jahre lang besetzt und ausgeplündert, Zehntausende massakriert und Hunderttausende verhungern lassen. Und es hat eine Griechenland auferlegte Zwangsanleihe bis heute nicht zurückgezahlt.

Jürgen Kasiske

Glücklich ohne Smartphone

8. Juni: Do it your Selfie. Acht Stunden 21 Minuten am Tag nutzt ein Erwachsener sein Smartphone – mehr Zeit als zum Schlafen

Was für ein Glück, dass ich nicht von der Smartphonitis angesteckt wurde. Ich habe nämlich gar kein Smartphone und lebe trotzdem, und das sehr gut. Mein altes Nokia-Handy ist nur ganz „normal“ in Betrieb. Meinen Laptop nutze ich schon sehr viel, eigentlich zu viel. Deshalb muss ich nicht auch noch unterwegs online sein. Ich hoffe, mein Handy lässt mich noch lange nicht im Stich. Unmöglich finde ich es, wenn man Familien oder Freunde im Restaurant sieht, die fast alle nur mit ihrem Smartphone beschäftigt sind und keiner mehr mit dem anderen redet. Wozu treffen die sich dann?

Danica Hubrich

Erhöhung nicht gerechtfertigt

5. Juni: HSV erhöht Dau­er­kar­ten­preise für Be­hin­derte und Kinder massiv. Die Anhebung sorgt bei HSV-Fans für großes Unverständnis

Es ist unglaublich, was der HSV sich da leistet. Seit Jahren wird uns Rumpelfußball geboten, und der HSV ist zweimal nur durch großes Glück nicht abgestiegen. Sie feiern den Nichtabstieg wie andere Vereine einen Pokalgewinn und glauben, dafür die Preise massiv erhöhen zu können. Wenn die Verantwortlichen nicht so viele Trainer und Manager feuern würden, könnten sie die Preise auch drastisch senken. Wenn das der Dank ist für die jahrelange Unterstützung, dann bin ich nicht mehr dabei.

Bernd Lünsmann