Von alten Dogmen trennen

28. Mai: Vatikan nennt Ir­land-Re­fe­ren­dum zur Homo-Ehe ,Nie­der­lage für die Mensch­heit‘

Es ist immer wieder unfassbar, miterleben zu müssen, welche Position der Vatikan, und somit die Regierung der katholischen Kirche, zu aktuellen Themen innehat. Dass das Irland-Referendum eine „Niederlage für die Menschheit“ sein soll, zeugt von der Unfähigkeit, sich von alten Dogmen trennen zu können. Die katholische Kirche will offensichtlich nicht akzeptieren, dass die Erde sich dreht und die Zeit weiter läuft und sich die Menschheit intelligent weiterentwickelt. Im Englischen nennt man dieses fehlende Verständnis ,Diversity‘. Es besagt, dass jeder Mensch in einer Gemeinschaft willkommen ist, egal welche Hautfarbe er hat, egal welcher kulturellen Gruppe er angehört und vor allem egal, welcher sexuellen Ausrichtung er nachgeht. Die Äußerungen des Vatikans sind eine Niederlage für die Menschlichkeit.

Andy Wenk

Mehr Augenmaß

27. Mai: Eltern fordern Ende des Kita-Streiks. Mehrere Hundert Demonstranten stürmen das Rathaus. Über eine Beilegung des Ausstands soll schnell verhandelt werden

Der Kita-Streik hat mittlerweile eine Dimension angenommen, die wir nicht mehr gutheißen können. Die größten Verlierer des Streiks sind unsere Kinder, die aus ihrem Alltag herausgerissen werden und mit jedem weiteren Streiktag in neue Betreuungssituationen gebracht werden müssen. Verlierer sind auch die Erzieher, die in der Achtung der Eltern sinken. Verlierer sind die Gewerkschaften, die mit ihrer Forderung der Einstufung über das Ziel hinausgeschossen sind. Verlierer ist die Stadt Hamburg mit ihrem Ersten Bürgermeister Olaf Scholz, der Hamburg zu einer kinderfreundlicheren Stadt machen wollte. Verlierer sind die Eltern, die jeden Tag organisatorisch vor hohe Hürden gestellt werden. Natürlich haben die Erzieher Anrecht, für eine bessere Vergütung zu kämpfen oder für eine andere Art der Unterstützung zu demonstrieren – das steht nicht zur Debatte. Allerdings würden wir uns mehr Augenmaß wünschen. Wir fordern alle Seiten auf, den Streik sofort zu beenden und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dass, was wir den Kindern jeden Tag beibringen – Kommunikation –, könnte in diesem Fall nicht schaden.

Familie Pietzarka

Verhandelt!

Ich schreibe als vom Kita-Streik betroffene Mutter. Wir gehen auf dem Zahnfleisch! Wir können nicht mehr! Es ist eine immense, wahnsinnige Doppelbelastung mit zwei Jobs, zwei Kindern und Kita-Streik. Aber uns Eltern fehlt die Lobby und den Kindern erst recht. Nicht nur wir, auch die Kinder leiden inzwischen unter ständig wechselnder Betreuung, ohne Konstanz, unter gestressten Eltern und darunter, dass sie nicht mit der Freundesclique spielen können. Und wenn es dann irgendwann wieder los geht, fehlt die Gewöhnung, und es gibt bittere, unnötige Tränen. Meine kleine Tochter ist 14 Monate alt, sie war vor dem Streik erst sechs Wochen in der Kita. Wie soll sie denn so klar kommen? Damit wird Ver.dis eigene Forderung nach besserer Betreuung ad absurdum geführt! Darum an alle, die es betrifft: Verhandelt!

Christine Sandmann

Früher war das kein Problem

27. Mai: Stell dir vor, die Kita ist ge­schlos­sen... Plötzlich erlebt der Familienalltag den Super-GAU. Warum gibt es noch keinen Streikschlichter?

Gerade jetzt denke ich 25 Jahre zurück und stelle mir nicht vor, sondern fest: Was daran hätte für uns das Problem sein sollen? Klar, wir haben oft verzichtet, auf ein zweites Auto, auf teure Reisen, auf ein Häuschen im Hamburger Umland und dergleichen. Auf was wir nicht verzichten wollten, war, für unser Kind da zu sein: Weil wir es nicht irgendwo parken wollten, damit wir beide arbeiten gehen können, weil wir abends noch die Kraft haben wollten, mit dem Kleinen zu spielen – und weil wir das Wohl und Wehe unseres Sohnes nicht an fremde Menschen abgeben wollten. Es gibt viele weitere Gründe, sein Kind selbst zu betreuen. In unserem Land werden Kinder allzu oft zu einem Wirtschaftsfaktor degradiert. Klingt hart, ist es auch für die Kinder. Deshalb hatten wir uns seinerzeit nicht die Frage gestellt, was der Staat etwa mit einem Kitaausbau und einer Erhöhung der Betreuungsvergütung für uns tun kann, sondern was wir für unser Kind tun können. Das war das Maß aller Dinge!

Detlef Lange

Nachhilfekurs in der Schweiz

27. Mai: CDU fordert schärfere Gesetze gegen Ster­be­hilfe. Gesetzentwurf sieht bis zu fünf Jahre Haft für Beihilfe zum Selbstmord vor

Die CDU sollte keine Gesetze gegen Sterbehilfe fordern, sondern sich stattdessen zu einem Nachhilfekurs in die Schweiz oder die Niederlande begeben und sich schlau machen, wie man dort mit dem Thema umgeht. Aber in Deutschland will der Staat den Menschen vorschreiben, wie sie zu sterben haben. Wer Sterbehilfe ablehnt, ist als Patient nicht gezwungen, sie zu verlangen. Und der Arzt ist nicht gezwungen, dabei zu helfen. Alles andere ist mittelalterliche Bevormundung durch Obrigkeit und Kirche.

Hans-Emil Schuster

Paket überfällig

23./24./25. Mai: 45 Minuten warten auf ein Paket. Wer bei der Post seine Lieferung abholt, braucht viel Geduld

Ich wäre schon froh, nach 45 Minuten Wartezeit am Schalter meine Pakete zu erhalten. Immer wieder muss ich auf meine Pakete, nach Lieferankündigung, drei bis sechs Tage warten, bis ich sie erhalte, selbstverständlich in der streikfreien Zeit. Die Möglichkeit, sie von der Post abzuholen, gibt es nicht. Morgens kommen die Pakete in das Zustellfahrzeug und abends wieder raus, weil der Zusteller Feierabend macht. Kürzlich verweilte ein Paket von mir elf Tage im Zielpaketzentrum Hamburg, bis es dann endlich ausgeliefert wurde. Zurzeit warte ich wieder auf ein Paket, das sich bereits seit sechs Tagen im Zielpaketzentrum befindet. Die Eintragung in der Lieferverfolgung ist immer so angegeben, dass die Statistik der Post grundsätzlich im grünen Bereich ist. Beschwerden werden zwar immer freundlich beantwortet, das war es dann aber auch.

Norbert Rückborn