Verlierer sind die Kinder

27. Mai: Eltern fordern Ende des Kita-Streiks. Mehrere Hundert Demonstranten stürmen das Rathaus. Über eine Beilegung des Ausstands soll schnell verhandelt werden

Als betroffene Großmutter möchte ich einmal Folgendes zu bedenken geben: Wer profitiert eigentlich in letzter Konsequenz von der Vollbeschäftigung der Eltern? Der Staat und die Wirtschaft. Eltern sind heute gezwungen, erwerbstätig zu sein, um zu überleben und um einigermaßen für das Alter vorzusorgen. Diese Erwerbstätigkeit der Eltern bringt vermehrt Steuern für den Staat und größere Gewinne für die Wirtschaft ein. Die Verlierer sind die professionellen Erzieher und nicht zuletzt unsere Kinder. Arme Kinder!

Dörte Lauerbach

Omas übernahmen Aufsicht

In den 50er-Jahren gab es noch keine Kitas wie heute, kaum Kindergeld, aber jede Menge Babys. Acht Wochen nach der Entbindung, mit einer amtlichen Stillbescheinigung in der Hand, konnte man kurz pausieren. Und dann? Wohin mit den Kindern? Großmütter stellten sich häufig zur Verfügung, bei uns auch. Dafür sagte ich meiner Mutter zu, dass sie im Alter von uns versorgt werden würde. Sie wurde mit 70 zusehends dement und blieb 15 Jahre bis sechs Wochen vor ihrem Tod wie versprochen versorgt in unserer Familie. Wäre das für heutige Eltern auch eine erstrebenswerte Option und somit in der Zukunft eine Lösung der Probleme?

Christine Rehder

Überflüssiger Prozess

26. Mai: Hamburgs ge­fähr­lichs­ter Ver­bre­cher. Auftragsmörder muss wieder vor Gericht, weil er einen Mitgefangenen attackierte

Zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung wurde P. Z. schon verurteilt, mehr geht nicht. Dennoch wird ein neuer Prozesstermin mit möglicherweise erhöhten Sicherheitsvorkehrungen für diesen Mann angesetzt. Als wären die Gerichte nicht ohnehin total überlastet, und als würde so nicht einmal mehr sinnlos Zeit des Gerichts und Geld der Staatskasse vergeudet. Diesem unverbesserlichen Straftäter und uns allen wäre wohl entschieden mehr damit gedient, wenn diesem Kriminellen nicht erneute mediale Aufmerksamkeit vor Gericht ermöglicht würde, sondern stattdessen die Gefängnisverwaltung mit Einzelhaft für eine bestimmte Zeit auf sein Verhalten reagiert hätte. Jedenfalls brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn man bei Gericht „nicht zu Potte kommt“.

Heide Jurczek

Lehrkräfte besser weiterbilden

23./24./25. Mai: Bil­dungs­mi­nis­te­rin: 13,2 Millionen Euro für Inklusion. Mit dem Geld sollen an Schulen im Norden Assistenzkräfte eingestellt werden

Die Förderung der Grundschulen ist ein guter Schritt. Leider werden bislang die weiterführenden Schulen nur äußerst unzureichend unterstützt. Als „Assistenzkraft“ fungierende Lehrkräfte sind allzu oft „normale“ Lehrkräfte ohne erforderliche Aus- oder Weiterbildung – wenn sie denn überhaupt vorhanden sind. Wenn das so bleibt, wird Inklusion nicht funktionieren.

Kai Rickertsen

Beratung in den Lehrplan

23./24./25. Mai: Wegweiser für die Fächerwahl. Es ist nicht leicht, sich bei dem riesigen Angebot für einen Studiengang zu entscheiden

Wenn geschätzt ein Drittel der Abiturienten noch nicht wissen, was sie nach der Schule machen sollen, und sehr viele andere in Studiengängen landen, denen sie nicht gewachsen sind, ist hier ein großer Handlungsbedarf in der Beratung angezeigt. Berufs- und Studienorientierung ist leider nur ein sogenanntes „Aufgabenfeld“ im Bildungsplan der Schule, welches deshalb auch nicht mit fest zugewiesenen Unterrichtsstunden versehen ist, sondern mit raren Funktionsstunden, die aus einem Pool in jeder Schule erstritten werden müssen. Hier muss dringend nachreguliert werden, um weiteren volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden.

Dr. Andreas Franke-Thiele, Berufs- und Studienorientierung Ida-Ehre-Schule

Mehr Sicherheit, mehr Kosten

22. Mai: NSA-Affäre: BND-Chef warnt Ausschuss. Der BND sei vom US-Geheimdienst abhängig und nicht umgekehrt

Wollen wir wirklich von der NSA abhängig sein, eines bekanntermaßen nicht nach den Gesetzen seines Heimatlandes – und auch nicht nach den Gesetzen Deutschlands – agierenden „big data“-Sammlers, alle demokratischen Persönlichkeitsrechte ignorierend? Ich lehne diese Art von Zusammenarbeit ab, wo Geheimdienste unter Umgehung nationaler Gesetzeslage sich „gegenseitig helfen“. Wie im Bericht beschrieben, halte ich die persönliche Überwachung von Leuten der radikalen Szene durch Beamte vor Ort in den Bundesländern für das bessere Verfahren. Das Problem dabei ist nur, dass wegen Personalmangels nur ein geringer Prozentsatz dieses Personenkreises überwacht werden kann. Wenn wir also mehr Sicherheit wollen, bedeutet dies: mehr qualifizierte Beamte, sprich höhere Kosten. Ein Restrisiko bleibt immer, das ist der Preis einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Ich halte es auf jeden Fall für unerlässlich, dass die Geheimdienste einer stärkeren, kontinuierlichen Überwachung durch Abgeordnete des Bundestages unterliegen.

Rainer Gutschmidt

Unfassbare Meldung

22. Mai: Was tun mit der Nazi-Kunst? Mehrere verschollene Skulpturen des Dritten Reichs hat die Polizei in Bad Dürkheim beschlagnahmt

Lesen künftige Generationen unsere Nachrichten, werden sie wohl ungläubig ihre Köpfe schütteln, aus welcher unfassbar wahnwitzigen Welt solche Meldungen kommen. Einerseits macht man sich Gedanken darüber, wohin mit plötzlich aufgetauchter lächerlicher Nazikunst, andererseits ist die zivilisierte Welt unserer Zeit nicht in der Lage, marodierende und völlig entmenschlichte Banden davon abzuhalten, unschuldige Menschen und unersetzliche Kunstschätze und Bauwerke des Kulturerbes der ganzen Menschheit zu vernichten.

Horst Mahl