Qualität kostet

21. Mai: Bei Eltern wächst die Wut über Kita-Streik

Ich bin wie mein Mann voll berufstätig, und die Kita meines einjährigen Sohnes ist komplett geschlossen. Ich bin sauer – aber nicht auf die Erzieher, sondern auf die Arbeitgeber, die nicht ein Angebot vorlegen, über das sich verhandeln lässt. Meine dringende Bitte: Einigt euch! Viele Jobs der Eltern hängen davon ab. Niemand bestreitet, dass die Forderung gerechtfertigt ist. Immer wird nur gesagt, es sei nicht bezahlbar. Vielleicht sollte man in Hamburg generell die Gebühren wieder anheben. Ich nehme das in Kauf. Qualität gibt es nicht zum Nulltarif. Und Erzieher eben auch nicht.

Miriam Coates

Andere Protestformen wählen

So geht das nicht! Die Forderungen der Erzieherinnen sind ohne Zweifel berechtigt, doch wie wäre es, wenn plötzlich alle unterbezahlten Krankenschwestern ihren Arbeitsplatz verlassen würden? Hier wie dort geht es um die Betreuung von hilflosen Menschen. Die alleinerziehenden Mütter mit Arbeitsplatz werden vollkommen allein gelassen, sowohl von der Stadt als auch von der Gewerkschaft. Also doch Mütter an den Herd auf Hartz-IV-Niveau oder besser keine Kinder in die Welt setzen? Es wird höchste Zeit, diese unsägliche Veranstaltung abzubrechen und andere Wege des Protests zu finden.

Christa Anna Kuhtz

Umdenken beschleunigen

16./17. Mai: Hamburgs Straßenverkehr. Schuld sind immer die anderen ...

In unserer autofreundlichen Gesellschaft hat sich der Autofahrer über Jahre daran gewöhnt, dass er der alleinige Herrscher auf der Straße ist und andere Verkehrsteilnehmer sich unterzuordnen haben. Um möglichst zügig voranzukommen, wurden außerdem mehr und mehr die Fußwege als Parkraum erobert, Fußgänger und Radfahrer auf schlechte Radwege oder mit Hundekot verdreckte Gassen zwischen Autos und Hauswänden zurückgedrängt. Nun sollen alle Verkehrsteilnehmer plötzlich umlernen. Das fällt schwer in einer Zeit, in der Egoismus und Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr ebenso verbreitet sind wie die Haltung, dass Verkehrsregeln mehr als Empfehlung gesehen werden denn als verbindliche Vorschrift. Das betrifft alle Verkehrsteilnehmer. Um das Umdenken zu beschleunigen und damit Unfälle zu vermeiden, muss die Polizei präventiv als Ordnungshüter verstärkt tätig werden, denn leider geht Einsicht oft nur über den Geldbeutel.

Christoph Beilfuß

Dankeschön an alle Radfahrer

Ich fahre seit 35 Jahren fast täglich in Hamburg Fahrrad, oft weite Strecken, und es bedarf dazu tatsächlich einer erheblichen Leidensfähigkeit. Dass Hamburg eine Fahrradstadt sein soll, ist ein Witz, über den nur Politiker lachen können, die nicht Rad fahren. Über viel zu schmale Radwege, von Wurzeln aufgeworfene Knüppelpisten, jäh aufhörende Radspuren ist schon viel geschrieben worden. Genauso bedrängend ist aber die Stimmung, die im alltäglichen Verkehr zwischen Autofahrern beziehungsweise Fußgängern einerseits und Radfahrern andererseits entsteht. Wenn ich eine für den Gegenverkehr freigegebene Einbahnstraße befahre, ernte ich wüste Beschimpfungen – und dort, wo die Straße für den Radverkehr freigegeben ist, weil der Radweg unbefahrbar ist, Hupen und Wegdrängen. Auch auf einem für Radfahrer und Fußgänger freigegebenen Fußweg werde ich beschimpft. Schlichte Unkenntnis der Verkehrsregeln und der stärker werdende Hang, nur die eigenen Interessen zu sehen und diese rabiat durchzusetzen, gehen hier eine unglückliche „Ehe“ ein. Wie wäre es denn einmal mit einem freundlichen Dankeschön an die vielen Radfahrer, die sich an die Verkehrsregeln halten und einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dass Hamburg nicht an einem Verkehrskollaps zugrunde geht und eine lebenswerte, grüne Stadt bleibt?

Wiebke Bähnk

Radler sind hemmungslos

Auf den von mir benutzten Trottoirs werde ich in richtiger wie falscher Richtung hemmungslos überholt. Im Alsterpark bin ich vor Radlern nicht sicher, obgleich dort ein Radfahrverbot existiert. Das Rot an Fußgänger-Ampeln wird von Radlern überhaupt nicht beachtet, ebenso wenig wie der Fußgänger auf Vorrang an Zebrastreifen oder auf Rücksicht bei Fahrbahnquerungen zählen kann. Da wird nicht einmal verlangsamt. Die Radfahrer sind die Freibeuter der Straße. Und sie sind die Existenzberechtigung für die Grünen. Die Maßnahmen in der fahrradgerechten Straßengestaltung sind der Preis, der ihnen in Hamburg für das Einknicken gegenüber der SPD-Mehrheit in der Hamburger Koalition aus unseren Steuergeldern gezahlt wird. Und am Beispiel Harvestehuder Weg wird glasklar, dass die Straßenbauer vom Radfahren noch nicht einmal die geringste Ahnung haben und fern jeder Praxis planen.

Herbert Nölting

Weselsky geht es um Macht

21. Mai: Weselskys Irrfahrt. Die Lokführergewerkschaft überzieht

Endlich weist einmal jemand auf die Gefahren des Herrn Weselsky hin. Unverständlich ist für mich, dass sich die Lokomotivführer so einfach vor den Karren dieses Mannes spannen lassen. Ihm geht es nicht um die Mitarbeiter, sondern ausschließlich um die Macht. Mit seinem Gehabe bringt er alle Gewerkschaften in Misskredit und um den Lohn ihrer jahrelangen Arbeit. Es ist zu hoffen, dass Herr Weselsky nicht mit seinen Forderungen durchkommt.

Alfred Schmücker

Stereotype Floskel

15. Mai: Bei den Bleich­ge­sich­tern von Kötz­schen­broda

Da war sie wieder, die vermeintlich „sensationelle“ stereotype Floskel von Karl Mays vorgeblicher „frühen Karriere als Hochstapler und Zuchthäusler“. Nur: May hat in den Disziplinen nun wahrlich keine Karriere hingelegt und auch kein einziges Zuchthausdelikt begangen. Eine Reihe von Kleinstdelikten – nach heutigen Maßstäben keines von irgendwelchem Belang – führte damals üblicherweise zur nächsthöheren Bestrafung, schließlich ins Gefängnis.

Gerhard Klußmeier