Weselsky hat versagt

19. Mai: Streik ohne Ende – Lokführer legen Bahn über Pfingsten lahm

So sehr die Ziele der GDL zu unterstützen sind, so unbrauchbar sind die von ihr gewählten Methoden – das hat sich nach acht ergebnislosen Streikrunden zur Genüge gezeigt, und es wird auch nach der neunten nicht anders sein. Claus Weselsky hat sich mit seinem Kurs klar verhoben – der Bahnvorstand jedenfalls scheint auch von dem bevorstehenden Mammutstreik wenig beeindruckt, er wartet das Tarifeinheitsgesetz ab und lässt so die Gewerkschaft am ausgestreckten Arm verhungern. Der GDL-Chef irrt, wenn er wiederholt betont, der Streik sei die einzige Waffe der Gewerkschaften: Es gibt noch mindestens zwei weitere, nämlich Verhandlungsgeschick und die öffentliche Meinung. Auf beiden Feldern hat Weselsky ganz offensichtlich völlig versagt: Verhandlungen bricht er regelmäßig ab, und seine Popularität – wie auch die seiner Gewerkschaft – hat er auf den Nullpunkt gebracht. Er sollte daher seinen Platz räumen und ihn jemandem überlassen, der die Interessen der Bahnbeschäftigten erfolgreicher vertritt als er.

Jens Voß

Taube statt Steinbock

19. Mai: Bock auf Bismarck: Wenn Kunst pro­vo­zie­ren soll

Eine Tiernachbildung auf ein Denkmal heben zu lassen, ist keine Kunst, sondern ein kunstgewerbliches Spektakel. Die Architekten sollten auch nicht über den Umbau des Parks des Bismarck-Denkmals diskutieren wollen, sondern lieber über die Frage, ob sie wirklich die ganzen schönen Gründerzeit-Villen rund um die Außenalster abreißen müssen. Sind die 60.000 Euro, die dieses zweckgebundene Spektakel gekostet hat und mit denen sich das Büro SEHW erfolgreich als Initiator ins Gespräch bringt, zufällig vom Steuerzahler bezahlt worden? Und warum gerade ein Steinbock? Wäre eine (Friedens-)Taube auf dem Kopf nicht wenigstens sinnhaft und intelligent gewesen?

Dr. Roman Landau

Unmögliche Idee

Nun ist unser Bismarck-Denkmal bockig, in meinen Augen eine unmögliche Idee. Wer um Himmels willen hat das hier in Hamburg genehmigt? Meine Vorstellung von Kunst im öffentlichen Raum verunziert auf jeden Fall kein Denkmal. Ich freue mich schon jetzt auf den Tag, an dem der Bock wieder verschwindet.

Renate Dreher

Das hat er nicht verdient

Mit gemischten Gefühlen, wenn nicht gar mit Entsetzen, las ich im heutigen Abendblatt, dass man auf den Kopf des Mannes, der durch sein kluges Verhalten sehr viel für Deutschland geleistet hat, einen Gamsbock aufsetzte. Der „Eiserne Kanzler“ hat so eine „Verkaschperlung“ nicht verdient. Bedenklich ist auch, dass die inzwischen festgestellte Absenkung des Sockels sicherlich durch diese „Aktion“ verstärkt werden könnte. Hätte das österreichische Künstler-Trio als Gag eine „Pickelhaube“ und die von uns gestaltete und bezahlte Beleuchtung gewählt, würden sicher mehr Besucher den „Eisernen Kanzler“ ansehen wollen.

Willibald J.C. Piesch,

Bund für Denkmalerhaltung e. V.

HSV hat nichts dazu gelernt

19. Mai: HSV steckt in der Abstiegsfalle. Hamburger erwirtschaften zweistelliges Millionen-Minus

Der Verein hat aus der letzten Saison nichts gelernt: weiterhin Überheblichkeit und Unfähigkeit auf allen Positionen. Und trotzdem bekommt der HSV vor der Insolvenz doch noch eine Chance zur Umkehr. Dazu gehört die konsequente Ausdünnung des Kaders und eine Erneuerung der Führungsriege. Das bedeutet die Nichtverlängerung aller auslaufenden Verträge sowie die aufgrund sportlicher Minderleistung nötigen Transfers von Spielern und aus rein finanzieller Not die Abgabe von Torwart Adler. (Diese Maßnahmen wären für mich auch beim Klassenverbleib nötig.) Dann bedarf es eines Trainers, der eine funktionierende Mannschaft formt. Nur so kann es gelingen, bei einem Abstieg in zwei Jahren wieder in der Ersten Liga zu spielen.

Alfred Wodtke

Was plant die Caritas?

18. Mai: Kin­der­heim Nord­strand: Bistum nimmt Hilfe von Kreis nicht an

Hinter der geplanten Schließung des Kinderhauses St. Franziskus steckt also in Wahrheit doch viel mehr als anfänglich bekannt gegeben wurde. „Wirtschaftliche Gründe“ wurden von Caritas und Erzbistum vorgeschoben. Nun taucht ein Testament auf, das eine Schließung so einfach nicht zulässt. Zum anderen wird bekannt, dass finanzielle Hilfe angeboten, diese aber abgelehnt wurde. Stellt sich also die Frage, worum es bei der geplanten Schließung wirklich geht? Gibt es andere Pläne für das Grundstück? Was will das Erzbistum Hamburg beziehungsweise die Caritas damit tun? Spielen die Kinder in diesem Szenario überhaupt eine Rolle? Wo bleibt der christliche Gedanke? Eins zeigt die ganze Situation jedenfalls ganz deutlich – würde sich niemand gegen diesen Irrsinn auflehnen, würde vieles unter den Teppich gekehrt.

Astrid Thomsen

Hamburg wird verunstaltet

15. Mai: Bezirk lässt höher bauen als erlaubt. Investor darf Mehrfamilienhäuser in Einfamilienhausgebiet errichten

Die willkürliche Außerkraftsetzung von rechtlichen Bindungen (amtliche Bebauungspläne) durch das Bezirksamt Hamburg-Nord betrifft nicht nur diesen besonders eklatanten Fall. Als Betroffener mussten ich und meine Nachbarn erleben, dass das Bezirksamt in der in Groß Borstel gelegenen Frustbergstraße ein monströses Einfamilienhaus – zunächst nur im Vorbescheid – genehmigt hat, das den gesetzlich vorgeschriebenen Regeln widerspricht. Diese offensichtlich in Hamburg jetzt übliche Genehmigungspraxis, die gesetzliche Bebauungspläne zur Makulatur werden lässt, wird zu einer zunehmenden Zementierung der Stadt führen. Anstelle von Gärten und Grünanlagen entstehen Massivbauten, die unser schönes Hamburg verunstalten. Bei allem Verständnis, dass Hamburg potenzielle Steuerzahler nicht an die benachbarten Bundesländer verlieren will, sollte dies nicht um jeden Preis geschehen.

Dr. med. Enno Arends