Ohrfeige Wahlverweigerung

12. Mai: Abgang in Bremen. Wunden lecken am Roland. Bürgermeister Jens Böhrnsen tritt nach dem Wahldebakel der SPD nicht mehr an

Nicht die Kompliziertheit des Wahlsystems hält Bürger von der Wahl ab, sondern die allgemeine Politikverdrossenheit und nicht zuletzt die relative Bedeutungslosigkeit. Wozu brauchen Miniländer wie Bremen oder auch Hamburg eigene Parlamente und Regierungen mit einem Rattenschwanz von teuren Posten ? Bezeichnenderweise ist die Idee eines Nordstaates bei Politikern schon längst zum verdrängten Tabuthema geworden. Der deutsche Föderalismus mutet inzwischen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für sprachbegabte Politiker ohne Expertenwissen an, auch auf Bundesebene. Ein Rechtsanwalt wird Gesundheitsminister, eine Ärztin Verteidigungsministerin usw. Die Bürger haben dieses innerparteiliche Postengeschiebe längst durchschaut und rächen sich mit Ohrfeigen in Form der Wahlverweigerung.

Dr. med. Dietger Heitele

Europa muss sich engagieren

11. Mai: Kolumne HAMBURGER KRITiken. Das ver­meint­li­che Schla­raf­fen­land. Die Flüchtlingsdebatte braucht mehr Fakten, weniger Emotionen. Auch Zuwanderung kann an Grenzen stoßen

Mehr Fakten und weniger Emotionen, besser hätte man es nicht sagen können. Eine Flüchtlingsunterkunft in einem Park statt auf einer Brachfläche zu bauen, ist der gleiche Unsinn wie die geplante Unterkunft im teuren Harvestehude; als spiele Geld keine Rolle. Mit dem Verkauf dieser Immobilie könnten sicher fünf größere Flüchtlingsheime außerhalb der Innenstadt finanziert werden. Die Grenzen unserer Aufnahmefähigkeit lassen sich eigentlich hochrechnen, nur, warum machen unsere Politiker es nicht? Glauben sie, mit menschlichen Attributen bei der nächsten Wahl mehr Chancen zu haben? Die bessere Lösung wäre sicher, dass die Europäer sich in Afrika und Südeuropa kraftvoller engagieren, politisch, wirtschaftlich und notfalls militärisch.

Siegfried Meyn

Erzbistum macht sprachlos

11. Mai: Testament gibt Kir­chen­kri­ti­kern Aufwind. Schließung des Nordstrander Kinderheims durch das Erzbistum Hamburg soll letztem Willen der Stifterin widersprechen

Eigentlich müsste diese Seite des Leserbriefes einfach weiß bleiben, um damit zu demonstrieren, dass mir schlicht die Worte fehlen, was das Verhalten des Erzbistums Hamburg im Falle der Schließung des Kinderheimes St. Franziskus auf Nordstrand angeht. Die Kirche hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um alte, kranke, schwache und sozial benachteiligte Menschen zu kümmern. Jeder weiß, dass soziales Engagement immer ein „Zuschussgeschäft“ ist. Doch es geht hier um Menschen, nicht um Güter, Waren oder Dienstleistungen, die sich natürlich rechnen müssen. Allerdings ist der Mehrwert eines erfolgreichen, sozialen Engagements nicht hoch genug zu bewerten. Wenn dadurch den Kindern, Jugendlichen und jungen Müttern auf Nordstrand eine Heimat gegeben wird, sie dort Zuwendung, Verständnis, Hilfe bekommen, wenn sie dort erfahren, was sozialer Zusammenhalt und Werte bedeuten, dann sind das unglaublich wertvolle Erfahrungen, die sie – einmal intensiv an sich selbst erlebt – verinnerlichen und in ihrem künftigen Leben selber leben und weitergeben können.

Ulrike Obermeyer

Senatorin verkennt die Lage

09./10. Mai: ,In der Oper ist noch mehr möglich’. Kultursenatorin Barbara Kisseler über die Elbphilharmonie und die Notwendigkeit, auch in anderen Bereichen an der Qualitätsschraube zu drehen

Kultursenatorin Barbara Kisseler ruft wieder mal nach mehr zeitgenössischer Oper und verkennt dabei die Lage. So ist das Publikumsinteresse an der aktuellen Uraufführung der Oper „La bianca notte“ gering. Für die noch ausstehenden wenigen Vorstellungen sind kaum ein Drittel der Karten verkauft. Insgesamt bleibt die Kritik von Frau Kisseler an der Hamburgischen Staatsoper und den Philharmonikern floskelhaft und auch ungerecht. Stattdessen wäre eine Anerkennung der Leistungen von Simone Young durchaus angebracht, denn die liefert gerade eine klasse letzte Spielzeit mit einem tollen Opern- und Konzertmix ab.

Holger Schmidt

Streik läuft aus dem Ruder

9./10. Mai: Kita-Streik min­des­tens bis Pfingsten. Der unbefristete Ausstand stellt Eltern vor große Probleme. Schon 70 Kitas geschlossen. Sozialbehörde will Lohnkosten von den Betreibern zurückfordern

Das Motto des Streiks: „Wir sind es wert“ ist an Arroganz nicht zu überbieten. Ist die Arbeit einer Altenpflegerin weniger wert? Warum erhält ein Handwerksgeselle, der eine dreijährige Lehre absolviert hat, keine 15 Euro pro Stunde, die aber ein Securitymitarbeiter am Hamburger Flughafen (ungelernt!) verdient? Sind sie weniger wert und deshalb angemessen entlohnt? Was sagen wir den jungen Leuten, wenn es um die Berufswahl geht: Handwerkslehre oder Ausbildung zum Kindergärtner? Meine Einschätzung ist, hier läuft etwas völlig aus dem Ruder: Bestimmte Berufsgruppen kämpfen nur für ihre Belange und vergessen, dass ihre Forderung eine Neiddebatte mit verheerenden Folgen entfesseln kann. Die Arroganz drückt sich auch darin aus, dass den Gewerkschaften immer nur Streik und Trillerpfeife einfallen, anstatt Konzepte zu entwickeln. Der Streik trifft die Bevölkerung, die mit dem Problem und den unerwarteten Kosten klarkommen muss, nicht den Arbeitgeber. Aber das ist den Gewerkschaften und den Streikenden egal.

Hellmut Dürr

Wahnsinn Fahrradstraße

7. Mai: ,Manchmal fast le­bens­ge­fähr­lich.’ Ex-BASF-Vorstand platzt der Kragen: Neue Fahrradstraße drängt Radler auf den Spazierweg am Alsterufer

Sehr gut! Danke für ihr Engagement!

Wir Bürger, die wir gegen diesen exzessiven Wahnsinn protestieren, müssen mehr werden. Wir dürfen jetzt nicht aufhören und uns nicht einschüchtern lassen!

Bettina Hahn