Was stört, ist die Straße

30. April: Bolzplatz-Urteil: Kinder ­dürfen lärmen

Wir haben uns sehr über das Urteil zum Schutz der kindlichen Bewegungsrechte gefreut. Das Hamburger Landgericht sollte jedoch bei der Beurteilung des von Jugendlichen (für uns sind Kinder über zwölf Jahren immer noch Kinder) auf einem Bolzplatz ausgehenden Lärms bitte von den gleichen Gegebenheiten ausgehen. Schließlich haben diese das gleiche Recht auf Bewegung wie kleinere Kinder. Man bedenke, dass Schüler von Stadtteilschulen und Gymnasien oft bis in den späten Nachmittag hinein im Unterricht sind. Danach sollte es selbstverständlich sein, ihnen die gesunde sportliche Betätigung zu ermöglichen. Das gilt unseres Erachtens auch für das Wochenende. Vor allem für Kinder aus ärmeren Familien ist es eine wichtige Sache, weil kostenlos. Wir sind übrigens etwa im gleichen Alter wie die klagenden Eißendorfer, wohnen in Lokstedt zwischen Schule mit offenem Bolzplatz, Fußballplatz und lauter Hauptstraße. Was stört, ist die Straße.

Rita und Friedrich Buchsbaum

Lärm differenziert betrachten

Es macht sich in diesen Zeiten immer gut, sich auf die Seite der Kinder zu schlagen. Man gilt dann als kinderfreundlich und aufgeschlossen. So auch in dem Urteil wegen Lärmbelästigung durch einen Bolzplatz. Mich hat es zwar nicht ganz so schlimm getroffen wie jenen Mieter, aber auch ich wohne in Sicht- und Reichweite eines Bolzplatzes. Wer je erlebt hat, was es bedeutet, stundenlang dem Lärm eines Fußballplatzes ausgesetzt zu sein, sieht dieses Urteil mit anderen Augen. Insbesondere das Geknalle des Balls gegen den Zaun kann einen zermürben.

Wünschen würde ich mir eine differenzierte Betrachtung des Themas Kinderlärm. Dieser ist teilweise unerträglich, und für mich ist es in keiner Weise einsichtig, warum das Diktat des Kindes gelten soll. In jedem Konflikt geht es darum, einen Kompromiss zu finden. Auch Kindern ist dieses abzuverlangen und nicht das Motto: Was ihr wollt, wird durchgesetzt.

Birgitt Lemper

Selten so gelacht

30. April: S-Bahn fährt mit zu­ge­mau­er­ter Tür durch Hamburg

Da fährt eine teils zugemauerte S-Bahn durch Hamburg, und die HVV/Hochbahn hat es nicht gemerkt. Wer kann sich vorstellen, was man noch mit oder in den Wagen machen könnte, ohne das sich das Personal einmischt: Angrillen, Hallen-Jojo, Bowling ... Alle regen sich über die Spiele-Generation auf – hier ist doch der „handwerkliche“ Beleg, dass es auch anders geht. Einfach zugemauert – und unsereins muss auf die Handwerker warten.

Kai-Uwe Karstens

Männer vergessen

29. April: Land ohne Kinder. Demografen warnen seit Jahrzehnten. Politik und Gesellschaft aber reagieren kaum

Der Artikel beklagt die demografische Situation in unserem Land und benennt die statistische Zahl von 1,4 Kindern pro Frau. Wäre das die ganze Betrachtung, dann müsste unsere Bevölkerung wachsen, weil ja von einer Frau 1,4 Kinder kommen. Richtig wäre laut Artikel, dass jeder Erwachsene 0,7 Kinder hat. Nur dadurch wird deutlich, dass viele gar keine Kinder haben. Mal wieder werden, wenn es um Kinder geht, die Männer vergessen. Dabei sind Kinder die Aufgabe und Verantwortung von Männern und Frauen. Solange Wirtschaft und Verwaltung faktische Männerquoten produzieren und Zeitungsartikel Entschuldigungen in der Mutterkreuz-Ideologie suchen, solange bleibt alles, wie es ist. Unsere Freude und Unterstützung müssen denjenigen gelten, die sich um Kinder kümmern. Alle Menschen müssen das selbstverständlich ermöglichen.

Ursula Timme

Gewaltig faul

29. April: Dänemark ebnet Weg für den Feh­marn­belt­tun­nel

Warum können wir uns, als großes und wirtschaftlich in Europa am besten dastehendes Nachbarland, nicht wenigstens zur Hälfte an einem Infrastrukturprojekt beteiligen, das uns an einen wichtigen, direkten und guten Nachbarn besser anbindet? Und wie kann es sein, dass wir nicht einmal die Planung, geschweige denn die Umsetzung der Hinterlandanbindung zeitnah auf die Beine stellen können? Wir lassen uns die Umsetzung wichtiger und großer Infrastrukturvorhaben stattdessen von Wachtelkönigen, Fledermäusen und Tellerschnecken diktieren und überlassen derart wichtige Zukunftsvorhaben der Entscheidung von Gerichten, die für diese Verfahren viele Jahre benötigen und eigentlich überhaupt nicht die richtigen Adressaten für die Entscheidung über solche Maßnahmen sind. Da ist etwas gewaltig faul – aber nicht im Staate Dänemark!

Olaf E. Wirth