Verzweifelt trotz Traumjobs

27. März: Flug 4U 9525: Es war der
Co-Pilot

Die Frage ist: Was treibt einen jungen Menschen zu so einer, wie ich meine, Verzweiflungstat? Nach gut betreuter Ausbildung werden die Piloten der Lufthansa ins Ungewisse geschickt, mit einem riesigen Rucksack an Schulden, die zwar bei Einstellung „abgearbeitet“ werden können – aber durch den Druck, Flugstunden zu absolvieren, um den Pilotenschein nicht zu verlieren, werden die jungen Piloten zu den „Billigairlinern“ geschickt, wo sie einen Hungerlohn erhalten und kaum in der Lage sind, ihren Schuldenberg abzutragen. Fragen die Passagiere sich eigentlich, wie es möglich ist, zu solchen Spottpreisen zu fliegen? Dass dieses zu Lasten von Menschen geht wie eines jungen Mannes, dessen Traum es immer war, zu fliegen, und der nach der Ausbildung erkennen muss, dass er diesen Traum teuer bezahlt, weil er nämlich außer dem Fliegen kein Leben mehr haben kann, muss jenes eine riesige Belastung sein, der er vielleicht nicht standhalten konnte.

Birgit L., Mutter eines künftigen Piloten

Bessere Technik ist möglich

Der Computer von Lieschen Müller ist derartig vernetzt, dass die NSA ihre Liebesbriefe schon beim Schreiben mitlesen kann und Amazon weiß, um wie viel Uhr sie sich wo und womit schminkt. In dieser Welt kann sich ein Kranker in ein Cockpit sperren und das Flugzeug verfügt selbstverständlich über keinerlei „Selbsterhaltungstrieb“, erkennt nicht, dass es gleich mit 750 km/h zerschellt. Es fliegt zwar „by wire“, aber das ist nur für die Bequemlichkeit der Piloten, nicht für das Leben der Passagiere ausgelegt. Und am Schluss ist der Voicerecorder verbogen, der Flugdatenspeicher wird nicht gefunden. Warum sind Flugzeuge nicht annähernd so vernetzt wie Lies-
chen Müller? Warum werden Flugdaten, Videos und Sprachaufnahmen nicht online an einen Server in was weiß ich wo gesendet, sondern an einen „Blechtrottel“ an Bord? Warum gibt es keine Möglichkeit, das Flugzeug notfalls von außen zu steuern? Beim Töten mit Drohnen, da geht es perfekt und punktgenau. Wenn es aber um das Leben von Passagieren geht, ist es das Geld nicht wert? Selbstmörderflüge hat man vorher schon vermutet. Schlimmer noch: Flugzeuge wie Air Malaysia MH370 werden gar nicht mehr gefunden. Vieles ist schuld am Absturz von 4U 9525: die Flugkonzerne, die Flugzeughersteller, die staatlichen Überwachungs- und Sicherheitsbehörden, die Gesundheitsüberwacher ...

Michael Maresch

Auch andere sind „Familie“

26. März Rot-Grün: Mehr Kita-
Personal kommt früher. Die Verbesserung der Betreuungsqualität in Krippen wird ein Jahr vorgezogen

Hamburg sieht sich so auf dem Weg zur familienfreundlichsten Stadt. Prima. Wenn wir jetzt noch bedenken, dass Familien nicht nur aus Kindern bestehen, dann wird sicher im Koalitionsvertrag auch eine namhafte Verbesserung der Situation der 26.000 in unserer Stadt lebenden Menschen mit Demenz festgeschrieben, die allermeist von ihren Angehörigen begleitet werden. Zehn Millionen Euro auch dort mehr – das hätte was. Davon ließe sich weit mehr finanzieren als das von vielen herbeigesehnte Kompetenzzentrum Demenz. Zum Beispiel auch sehr viel mehr Angebote für Menschen am Beginn der demenziellen Veränderungen. Sie fallen aus den Angeboten aufgrund ihrer Bedürfnisse und Fähigkeiten meist komplett heraus. Oder die allein Lebenden. Es bleibt viel zu tun auf dem Weg zur familienfreundlichsten Stadt.

Tobias Götting,

Alzheimer Gesellschaft Hamburg e. V.

Zuerst bei uns durchsetzen

26. März: Gegen die Zweifel an westlichen Werten

Gegen den Artikel (und damit wohl auch gegen Aussagen von Finanzminister Wolfgang Schäuble) habe ich Bedenken. Ich finde die westlichen Werte sehr gut für unser Land, für Europa und alle Länder, die diese Werte bei sich verwirklichen wollen. Mehrere in dem Artikel genannten Aussagen/Zitate finde ich aber zu aggressiv gegenüber Andersdenkenden. Gegen die Unbedingtheit westlicher Werte als „normatives Projekt“ und „Ord­­nungsprinzip“ für einen „Siegeszug der Demokratie“, um „entfesselten Mächten zu begegnen“, und für die „universelle Gültigkeit unserer Werte“ habe ich Bedenken: Diese Haltung führt zur Überheblichkeit des Westens gegenüber Andersdenkenden und vernachlässigt, dass in anderen Ländern wegen anderer Realitäten dort andere Zielbilder durchaus sinnvoll sein können und von uns zu respektieren sind. Wir sollten westliche Werte bei uns noch besser durchsetzen. Anderen Ländern gegenüber sollten wir dafür werben, aber keinesfalls offen oder verdeckt aggressiv versuchen, sie dort einzuführen.

Klaus-Peter Koppelmann

Draußen die Sonne genießen

24. März: Ach, du liebe Sommerzeit

Für mich ist das ein lang ersehnter Zeitpunkt: Endlich sind die Tage dann wieder länger und man kann auch nach einem Arbeitstag noch draußen die Sonne genießen. Im Sommer gibt es kaum etwas Schöneres, als bis spätabends im Hellen auf der Terrasse zu sitzen. Vom mir aus könnte also die Winterzeitumstellung abgeschafft werden, aber auf keinen Fall umgekehrt.

Armin Brandes

Ein Gedichtblick

„Frühling – anders“

Der Lenz ist da, wer wollte das bestreiten? Nichts widerlegt den optischen Befund: Die Sonne ist zurück in unsern Breiten, und lächelnd malt sie Parks und Gärten bunt.

Das alles hat man 1000-mal bedichtet,

gemalt, verfilmt, getextet und vertont.

Wer hätte je den Blick dabei gerichtet,

auf das, was ebenfalls den Fokus lohnt:

Das sind die Menschen in den weißen Betten, im Pflegeheim, der Klinik und zu Haus. Wie gern sie Frühlingssonne um sich hätten! Doch ihr Gebrechen lässt sie nicht hinaus.

Da sollten wir, die frei von solchen Schranken Espresso schlürfend steh’n im lauen Wind, ganz einfach ein paar freundliche Gedanken all jenen widmen, die dort drinnen sind.

Karl-Andreas Hernekamp