Hand und Kopf verbinden

24. März: Kunst an der Schule

Die Kunsthistoriker verkennen, dass bildende Künstler durchaus kunsthistorische Kenntnisse haben. Der Tendenz eines allgemein recht verkopften Unterrichts sollte das praktische Tun als Ausgleich ergänzend ganzheitlich wirken: Abgesehen von manuellen Fertigkeiten wirken Hand und Kopf zusammen nachhaltiger.

Claudia Schrader

Ohne Auto ist man verloren

23. März: Un­ter­su­chung: Seit 2007 gab fast die Hälfte der Dorfläden auf

Wen wundert’s? Vier deutsche Lebensmittelkonzerne beherrschen circa 85 Prozent des Marktes. In Großraumgeschäften, auf der „grünen Wiese“ außerhalb der Stadt, haben sie sich angesiedelt. Saugen die Innenstädte leer, saugen Kleinbetriebe kaputt, die auf Laufkundschaft angewiesen sind. Innenstädte sterben aus, und das schon seit Jahren. Warnungen gab es genug. Die Konzerne kaufen in derart großen Mengen ein, dass sie Preise und Qualität der Waren bestimmen. Die Konzernprämisse ist, ausschließlich einen größtmöglichen Profit zu erzielen. Nicht nur Tante Emma bleibt da als Leiche am Wegesrand liegen, nun auch ein Teil der Verbraucher. Wer auf dem Land lebt und kein Auto hat, hat verloren. Also Alte, Kranke, Hartz-IV-Empfänger, Alleinerziehende, Arbeitslose, Geringverdiener, junge Familien und Jungverdiener.

Walter Reichert

Spieler müssen mitmachen

23. März: Knäbel soll den Weg für Tuchel bereiten. Der Sportchef übernimmt für HSV-Trainer Joe Zinnbauer

Respekt und Anerkennung für das Engagement des Peter Knäbel für seinen Verein, auch wenn er in der Geschichtsschreibung des Vereins der Trainer sein könnte, der im Jahr des Abstiegs zufällig im Amt ist. Sein Ansehen würde dadurch in keiner Weise leiden, denn er stellt sich der Aufgabe, die Klasse zu halten mit Spielern, die von anderen ausgesucht worden sind. Den desolaten Zustand der Mannschaft hat er nicht zu verantworten, er übernimmt aber hohe Verantwortung für den HSV. Die große Aufgabe, die kein Vorgängertrainer, schon gar nicht Zinnbauer, auch nur ansatzweise bewältigen konnte, nämlich eine Mannschaft zu formen, muss Knäbel jetzt lösen. Dies gelingt jedoch nur, wenn auch die Spieler einsichtig sind, sich zusammenreißen und sich bedingungslos für den Verein einsetzen. Diesen Appell müssen die Spieler doch beherzigen können.

Alfred Wodtke

Selbstbedienungsladen Bahn?

20. März: Bahn verfehlt Ziele – Vorstand bekommt dennoch höhere Boni. Lokführerstreik und Unwetter setzen dem Staatskonzern zu

Wie ist es möglich, dass bei Nichterreichung der Ziele die Vorstandsbezüge von 6,1 Millionen auf 10,4 Millionen steigen? Jeder normale Vertriebsmitarbeiter, der in der Regel auf Provisionsbasis arbeitet, muss sich doch für dumm verkauft vorkommen. Ich habe es jedenfalls noch nicht erlebt, dass einem Vertriebsmitarbeiter die Boni erhöht wurden, wenn er seine Ziele nicht erreicht hat. Ich bin einfach nur sprachlos. Ich frage mich, wieso nehmen wir das eigentlich alle klaglos zur Kenntnis? Sind staatseigene Unternehmen zu Selbstbedienungsläden verkommen?

Wolf-Dieter Srocke

Verkehrsregeln beachten

20. März: Nach Unfall: Tempo 30 auf langem Teilstück der Bun­des­s­traße

Zweifellos ist Tempo 30 in Ballungsgebieten an manchen Stellen angebracht und förderlich für die Verkehrssicherheit. Mich stört bei der Berichterstattung der durchgängig dargestellte Zusammenhang zwischen der erlaubten Höchstgeschwindigkeit und einem Rotlichtverstoß. Das Passieren einer roten Ampel, wenn für die Fußgänger grün angezeigt wird, kann aller Voraussicht nach bei Tempo 30 ebenso tödlich enden wie bei erlaubten 50 km/h. Leider wird zu wenig darauf eingegangen, dass allein die strikte Beachtung der elementaren Verkehrsregeln die nötige Sicherheit und Unfallfreiheit gewährleisten kann. Dieses Bewusstsein sollte nicht durch die Frage nach Tempo 30 oder 50 aufgeweicht werden.

Volker Stange

Viel Platz für Herrn Castorf

19. März: ‚Es gibt nichts Schöneres als Buhrufe‘. Regisseur Frank Castorf inszeniert Hans Henny Jahnns Drama ‚Pastor Ephraim Magnus‘

Eigentlich hatte ich fest vor, das Stück „Pastor Ephraim Magnus“ von Hans Henny Jahnn im Schauspielhaus anzusehen. Nach der Lektüre des Berichts über Frank Castorf nehme ich aber davon Abstand. Dabei nehme ich wissentlich in Kauf, Herrn Castorf damit eine große Freude zu machen. Wenn ihm schon die „Buhs“ und noch mehr die juristisch erwirkten Aufführungsverbote so viel Spaß machen, dann muss doch nach dieser Logik ein leerer Zuschauerraum eine ultimative Steigerung seines Spaßes sein. Dann steht ihm ja außer der engen Bühne auch noch das Auditorium zur freien Verfügung zum Austoben seiner Ideen.

Anneli Koch

Kleinkarierte Haltung

18. März: Güçlü muss vors Par­tei­ge­richt. Keine Einigung im Streit um ihren Wahlkampfauftritt bei Rechten

Die Haltung der Grünen-Fraktion ist kleinkariert. Es ist doch in einer Demokratie heute selbstverständlich, dass Politiker nicht nur vor ihrer eigenen Anhängerschaft reden, sondern – viel wichtiger – gerade ihre Gegnerschaft zu überzeugen versuchen. Wo liegt da bei Frau Güçlü das Vergehen? Meine Großmutter Anna Schaper gehörte nach dem ersten Weltkrieg als Abgeordnete einer bürgerlichen Partei der ersten gewählten Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg an. Als einige ihrer „Dienstmädchen“ überraschend auf einer ihrer Wahlveranstaltungen erschienen, verscheuchte sie diese mit den Worten: „Was wollt ihr hier? Ihr gehört zu den Sozialdemokraten.“ Sie befürchtete wohl ein Wegbleiben ihrer eigenen bürgerlichen Klientel. Solche „politischen“ Zustände wollen wir doch nicht wieder?

Jürgen Schaper