Ein bedauerlicher Einzelfall

6. März: Kein Handschlag – Eklat beim Kinderarzt

Die Muslima hätte mein volles Verständnis, wenn sie den Handschlag des Arztes aus hygienischen Gründen in diesen Grippezeiten abgewehrt hätte. Aber aus religiösen Gründen? Woher soll dieser Arzt um die „Geheimnisse ihres Glaubens und der Inhalte ungeschriebener Gesetze des Islam“ wissen? Wie verhalten sich Feuerwehrleute und Rettungssanitäter, die vielleicht nach einem Unfall gerufen werden und diese Muslima durch intensives Pumpen auf ihrem Brustkorb reanimieren müssen, um ihr Leben zu retten ? Müssen sie anschließend befürchten, auch angezeigt zu werden? Und wieso soll sich der Arzt der „Beleidigung und Diskriminierung“ schuldig gemacht haben? Weil er eine seit 30 Jahren in Norderstedt lebende muslimische Frau mit Handschlag begrüßen möchte – wie dies in Deutschland und gegenüber Patienten üblich ist, um Sympathie und Respekt zum Ausdruck zu bringen? Ich bin weit davon entfernt, das Verhalten dieser muslimischen Frau und ihrer juristisch bewanderten Schwester zu verallgemeinern. Ich betrachte ihr Verhalten vielmehr als einen bedauerlichen Einzelfall. Auch wir Deutsche haben Ansprüche an unsere Gäste aus dem Ausland, die sich entschlossen haben, in unserer Heimat zu leben.

Jochen Fahrenkrug

Unangemessener Auftritt

Ich kenne Dr. von Bredow, weil er die „Herzbrücke“ schon seit Jahren ehrenamtlich unterstützt, indem er die aus Afghanistan kommenden Kinder vor ihren jeweiligen Herzoperationen im Albertinen-Krankenhaus bzw. am UKE kinderärztlich untersucht und gegebenenfalls auch behandelt. Auch steht er während des durchschnittlich dreimonatigen Aufenthalts den Kindern und insbesondere deren Gasteltern Tag und Nacht zur Verfügung. Ich schreibe Ihnen dieses, weil der unbefangene Leser von den Hilfestellungen Dr. von Bredows gegenüber Kindern aus einem streng muslimischen Land nichts wissen kann. Auch kann ich schwer nachvollziehen, warum in dem besagten Artikel ausgerechnet auf den Holocaust verwiesen werden musste. Bedauerlich, dass die Mutter des „sehr kranken und verunsicherten Kindes“ im Abendblatt einen derart unangemessenen Auftritt haben durfte.

Niels Bleese

Den Sitten anpassen

Ich habe vier Jahre in einem muslimischen Land gelebt und habe mich den Gepflogenheiten des Landes angepasst. Niemals hätte ich auf meine deutschen Rechte bzw. evangelischen Bräuche bestehen können. Man hätte mir mitgeteilt, dass ich nicht in Deutschland bin, sondern die Rechte und Pflichten meines Gastlandes zu respektieren habe. Sicher hat der Arzt überreagiert. Bei meinem Hausarzt werden aus gesundheitlichen Gründen keine Hände mehr geschüttelt. Somit kann man solchen Situationen aus dem Weg gehen. Aber Menschen, die in unserem Land leben wollen, sollten sich über die Sitten und Gebräuche informieren.

Monika Meinken

Vom Sockel herabsteigen

6. März: Stadtbahn spaltet Rot-Grün. Krisengipfel im Rathaus. Bürgermeister Scholz und die SPD beharren auf Ausbau des U-Bahn-Netzes

Es war zu erwarten, dass die Koalitionsgespräche zwischen Rot und Grün kein Selbstgänger sein würden und die anfängliche Harmonie nicht über die unterschiedlichen Meinungen bei Sachfragen hinwegtäuschen kann. Die Verkehrspolitik ist ein solches Thema, und die SPD täte gut daran, von ihrem Sockel einer totalen Ablehnung der Stadtbahn, die durchaus ihre Vorteile hat, herabzusteigen. Die von der SPD favorisierte Erweiterung des U- bzw. S-Bahn-Netzes ist um ein Vielfaches teurer und kann zeitlich nicht geplant werden, während die Stadtbahn eher kurzfristig realisiert werden kann. Die Hansestadt Hamburg braucht die Lösung seiner drängenden Verkehrsprobleme – die durch die Millionen verschlingende Busbeschleunigung nicht zu lösen sind – jetzt und nicht am Sankt Nimmerleinstag. Man kann nur hoffen, dass die Grünen bei den Verhandlungen in diesem Punkt nicht nachgeben und die Vernunft die Oberhand behält.

Helmut Jung

Werbung für Buch?

6. März: Leitartikel: Politik und Privates. Altkanzler Helmut Schmidt verstößt gegen ein ungeschriebenes Gesetz. Warum?

Bei mir stößt es auf Unverständnis, wenn Helmut Schmidt im hohen Alter unbedingt noch einen Publikums-Magneten loslassen will – nachdem er aufgrund seiner hoch anerkannten Leistungen jahrzehntelang von allen Bevölkerungsschichten geschätzt wurde. Das Ganze nur, um auf sein neues Buch aufmerksam zu machen?

Egbert Wuthenow