Für Demokraten überzeugend

17. Februar: „Warum eine SPD-Minderheitsregierung Charme hätte“

Bravo. Dass jemals im Hamburger Abendblatt ein solcher Beitrag erscheint, hätte ich nicht im Traum erwartet. Denn bei allen Akteuren – egal ob Politiker oder Journalist – scheint das Denken auszusetzen, wenn es um das Thema Minderheitsregierung in bundesdeutschen Parlamenten geht. Dabei sind die Pro-Argumente, die im Beitrag benannt werden, so naheliegend wie überzeugend. Jedenfalls für echte Demokraten.

Marie-Luise Hauch-Fleck

Schwarze Schafe ausmerzen

16. Februar: „Wahlbeteiligung sinkt auf Rekordtief“ und „CDU und CSU wollen Wahllokale bis 20 Uhr öffnen“

Sollten die Hamburger wirklich nicht fähig sein, bis fünf zu zählen? So schlecht sind die Schulen nun auch nicht. Politiker haben seltsame Ideen, die geringe Wahlbeteiligung zu erhöhen: Wahllokale in Supermärkten und Öffnung bis mindestens 20 Uhr. Dabei müssten sie nur konsequent die schwarzen Schafe unter ihnen ausmerzen, um den Ruf des Politikers wiederherzustellen. Vorbilder könnten sicher einen Umschwung bringen! Ich hätte gern weiterhin die Möglichkeit, mit mehr Demokratie zu wählen.

Elke Baucken

Falsche Themen gewählt

Wenn die Opposition Themen, die Bürgern unter den Nägeln brennen und auf der Straße liegen, wie Inklusion, G8, Studienabbrecherquoten oder Auszubildendenmangel, nicht aufgreift, sondern totschweigt oder bestenfalls mit durchsichtigen Hohlformeln bedient, dann darf sie sich nicht wundern über eine geringe Wahlbeteiligung und schwachen Zuspruch. In dieser Situation aber über die angebliche Kompliziertheit des Wahlrechts zu schwadronieren, spräche – ungerechtfertigterweise – insbesondere die Hamburger CDU-Führung von Schuld frei.

Klaus-Dieter Schwettscher

Praxisferner Aktionismus

Der Vorschlag, die Wahllokale bis 20 Uhr zu öffnen, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen, kann nur von Schreibtischplanern stammen, die noch nie in einem Wahlvorstand mitgewirkt haben. Aus eigener Erfahrung als Mitglied von Wahlvorständen kann ich berichten, dass ab 17 Uhr kaum noch ein Wähler ins Wahllokal kommt. Früher hatten wir auch schon mehrfach bei Europawahlen die Wahllokale bis 20 Uhr oder sogar 21 Uhr geöffnet. Allerdings war auch dann in den Wahllokalen ab 17 Uhr „tote Hose“. Die Wahlvorstände hatten überhaupt kein Verständnis dafür, dass sie ihre Freizeit mit nutzlosem Herumsitzen verbringen mussten. Noch realitätsferner ist der Vorschlag, eine Wahlwoche einzuführen. Haben sich diejenigen, die so etwas vorschlagen, einmal überlegt, wo sie für eine ganze Woche die ehrenamtlichen Wahlhelfer hernehmen wollen? Die Parteien sollten sich endlich wieder bewusst machen, dass nur durch interessante, am Bedarf der Bevölkerung orientierte Parteiprogramme, ehrliche Wahlversprechen und die Aussicht, dass die Wähler durch die Teilnahme an der Wahl auch tatsächlich etwas bewirken können, die Wahlbeteiligung erhöht werden kann, nicht aber durch praxisfernen Aktionismus.

Klaus Kuttrus

Dem Wahlvolk entrückt

Zu der auch in Hamburg wieder erschütternd niedrigen Wahlbeteiligung treten immer wieder profilsüchtige Politiker verschiedener Parteien an die Öffentlichkeit mit „grandiosen“ Ideen wie die Öffnung der Wahllokale bis 20 Uhr oder die Einführung rollender Wahllokale. Auf den naheliegenden Gedanken einer tiefgreifenden Politik- und Politikerverdrossenheit als Ursache kommen diese vom Wahlvolk entrückten Strategen offensichtlich nicht.

Manfred W.H. Kuhlmann

Mit den Füßen abstimmen

16. Februar: „HSV: Die 0:8-Schande von München – wie konnte das passieren?“

HSV – diese drei Buchstaben standen einmal für ansehnlichen und erfolgreichen Fußball. Inzwischen ist der „Hamburger Spott Verein“ daraus geworden! Jahrzehnte von Amateuren geführt, taumelt der einstige Stolz Hamburgs dem sportlichen Abgrund entgegen. Das einzig professionelle an diesem Spielerkader sind die hohen Gehälter aller Akteure. Wer heutzutage zu den Rothosen kommt, spielt dort nicht mehr, weil einem die Raute am Herzen liegt, sondern weil hier gutes Geld für wenig Leistung gezahlt wird. Wie lange wollen sich die Fans diesen Fußball noch antun? Es wird Zeit, mit den Füßen abzustimmen und auf künftige Stadionbesuche zu verzichten.

Martin Wucherpfennig

Trainer austauschen

Dem Trainer ist es tatsächlich nicht gelungen – trotz vieler guter Spieler –, eine schlagkräftige und selbstbewusste Mannschaft zu bilden. Ein flexibles Spielsystem, eingeübte Standards, Sicherheit und Solidität in Angriff und Verteidigung sind nicht erkennbar. Diese offensichtlichen Baustellen, die auf gravierende Trainingsdefizite zurückzuführen sind, lassen nur einen Schluss zu: Der nette, aber völlig überforderte Trainer muss ausgetauscht werden, bevor nichts mehr zu retten ist!

Peter Koch

Augen zu und durch

13. Februar: „Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch und sein Kieler Amtskollege Reinhard Meyer über Verkehrsprojekte in Norddeutschland“

Die Aussage des Verkehrsministers, man müsse „vor Ort stärker verdeutlichen, welche Chancen der Fehmarnbelttunnel auch für die Regionen zwischen Kopenhagen und Hamburg bringt“, erinnert stark an die Analysen der Politiker nach Wahlniederlagen: Man hätte den Bürgern die Inhalte nicht ausreichend erklärt. Auf die Idee, dass niemand die Inhalte oder Politiker möchte, kommt leider niemand. Fast alle Rahmenbedingungen zum Projekt der Beltquerung haben sich drastisch verändert. Für die Politik kein Grund, etwas zu ändern. Gesicht wahren, Augen zu und durch! Das versteht niemand. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschen von der Politik abwenden und selber versuchen, in Bürgerinitiativen Dinge zu verändern. Da helfen dann auch keine länger geöffneten Wahlbüros.

Stephan Pries

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