Kampf für Volk und EU

9. Februar: „Griechenland warnt vor Zusammenbruch im Euro-Raum“

Er erschien wie Phönix aus der Asche, der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis. Zwar blickt er nicht zurück auf eine Politikerlaufbahn, doch er ist vom Fach. Als Wirtschaftswissenschaftler hielt er auf internationalem Parkett Vorträge und lehrte an Universitäten. Zugegeben, etwas Demut stünde ihm gut. Doch die Tatsache, dass er und Ministerpräsident Alexis Tsipras keine Krawatten tragen, macht sie nicht zu schlechteren oder inkompetenten Menschen. Im Gegenteil. Sie sind bereit, trotz eisigen Gegenwindes für das Wohlergehen des Volkes zu kämpfen. Sie wollen Schluss machen mit Korruption und Vetternwirtschaft. Diese sind ja, nebenbei bemerkt, auch in unseren Landen gang und gäbe: Fall Edathy, NSU-Prozess, Nürburgring-Affäre, Stuttgart 21, Flughafenprojekt in Berlin, Loveparade in Duisburg... Und das Volk bezahlt. Mit Geld und Leben. Bleibt zu hoffen, dass Tsipras und Varoufakis ihrer Linie treu bleiben. Dass sie nicht ebenfalls den süßen Früchten erliegen, die von Lobbyisten-Bäumen fallen. Dann könnten die jungen Wilden aus Griechenland tatsächlich bessere Zeiten bringen. Auch für Deutschland. Für die gesamte Europäische Union.

Marion Spanoudakis

Einzigartiges Recht achten

10. Februar: „Streik-Chaos: Polizei sperrt Flughafen“ und „,Mein Flug ist ohne mich gestartet‘“

Unsere Verfassung hat den Gewerkschaften ein einzigartiges Recht verschafft, das legitim die Möglichkeit bietet, anderen Schäden zuzufügen, ohne dafür aufkommen zu müssen. Die Gewerkschaften sollten sensibel damit umgehen. Diesmal lagen zwischen Hamburg und Hannover nicht 100 Kilometer, sondern Welten. Hannover ein akzeptabler Streik, in Hamburg bewusst verursachtes Chaos. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele eigene Mitglieder von Ver.di unter den massiv Betroffenen waren. Wenn jemand auf Ver.di Einfluss nehmen kann, dann sie. Hier stimmte die Verhältnismäßigkeit in keiner Weise.

Jürgen Schmidt

Bundespolizei als Alternative

Bei allem Verständnis für ein Streikrecht meine ich, dass der Bogen bezüglich eines wiederholten Warnstreiks innerhalb von 14 Tagen durch das Sicherheitspersonal überspannt wird. Wo bleibt das Verantwortungsbewusstsein des Sicherheitspersonals gegenüber den Tausenden verzweifelten Passagieren? Da m.E. im Sicherheitsbereich hoheitliche Funktionen ausgeübt werden, sollte diese Tätigkeit wieder der Bundespolizei übertragen werden, hierzu müsste das Personal bei der Bundespolizei entsprechend erhöht werden. Beamte haben kein Streikrecht und würden im Sicherheitsbereich wieder für geordnete Verhältnisse sorgen.

Claus Witt

Hausaufgaben nicht gemacht

9. Februar: „Fiasko am Fehmarnbelt“

Das hier beschriebene „Fiasko“ ist in erster Linie eine riesige Peinlichkeit auf deutscher Seite. Während die Dänen längst die Hausaufgaben für diese europäische Infrastrukturmaßnahme – einschließlich Finanzierung – gemacht haben, herrscht auf deutscher Seite Konfusion und Zuständigkeitsgerangel. Ausgerechnet im wirtschaftlich schwächelnden Schleswig-Holstein lässt man sich die Chance auf eine Verbesserung der überregionalen Verkehrswege entgehen, wie auch schon beim Weiterbau der A20. Durch die Verzagtheit der Bedenkenträger haben die Vertreter des Bundesministeriums für Verkehr leichtes Spiel, die benötigten Geldmittel letztendlich anderswo einzusetzen. Was fehlt, ist das gemeinsame optimistische Herangehen an die Sache mit Blick auf das Ziel, stattdessen sucht man geradezu nach Argumenten für den Abbruch der Planungen.

Friedrich Buchsbaum

Höhere Brücken nötig

10. Februar: „Rekordumschlag im Hamburger Hafen“

Wenn von Herrn Ingo Egloff der Ausbau der Oberelbe gefordert wird, dann sollte Hamburg schon mal mit dem Umbau der niedrigen Brücken über die Norder-/Süderelbe beginnen. Rheinbrücken lassen drei Lagen Container auf Deck der Binnenschiffe zu. Warum will man die Oberelbe ausbauen, wenn die Entfernung Artlenburg nach Magdeburg über den Elbe-Seitenkanal und den Mittellandkanal in etwa gleich ist mit dem Weg über die Elbe? Über eine Verbindung von Magdeburg nach Dresden mit Abzweiger nach Leipzig in Form eines Kanals kann man ja auch einmal nachdenken.

Hinrich Rohwedder

Musikstadt-Konzept fehlt

9. Februar: „Was kostet der Spaß?“

Mit Blick auf die Eröffnung der Elbphilharmonie sind nicht nur die Kosten des Spielbetriebs zu bedenken. Schon heute ist die Laeiszhalle bei vielen Konzerten nur halb voll. Wie will die Stadt ab 2017 eigentlich zwei große Konzertsäle bespielen? Und das, wo die Silversurfer des Bildungsbürgertums als Publikum aussterben. Ein Musikstadt-Konzept fehlt völlig. Dieses müsste Klangkörper und Konzertveranstalter der Stadt zusammenbringen. Doch jeder wurschtelt für sich allein. Was fehlt, ist eine ordnende Hand. Doch bislang will sich der Senat die Finger nicht verbrennen. Das ist ein großer Fehler.

Julia Kropp

Schlaue und Dumme

10. Februar: „Der neunjährige Internetmillionär“

Die Nachricht über den neunjährigen Internetmillionär Evan wurde im Hamburger Abendblatt unter der Rubrik „Aus aller Welt“ abgedruckt. Vermutlich weil sie so kurios wirkt. Doch sie hätte noch besser in den Wirtschaftsteil gepasst unter dem Motto: „Im Kapitalismus können Sie mit jedem Quatsch Geld machen.“ Sie brauchen nur ein paar Schlaue, die ihn vermarkten, und genügend Dumme, die ihn kaufen. Wer glaubte, in unserer Gesellschaft würde die Arbeitskraft des Einzelnen nach Leistung bezahlt, der hat den Schuss nicht gehört. Ein Junge zeigt, wie es geht: mit „weit aufgerissenen Augen“ und unnachahmlicher Begeisterungsfähigkeit Spielzeug zu testen, das brachte Evan 2013 1,3 Millionen Dollar ein. Da bleibt nicht nur den Millionen Arbeitslosen das „Woah!“ im Halse stecken.

Wolf-Rainer Müller-Broders

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