Berechtigte Forderungen

21. Januar: „Wer will mit Pegida reden? SPD, Linke und Grüne lehnen Gespräche mit Wortführern ab“

Angesichts unserer Geschichte würde auch ich nie einer rechtsgerichteten Gruppierung „hinterherlaufen“, bin jedoch der Meinung, dass eine inhaltliche, sachliche und personelle Auseinandersetzung auch durch die Politik und die Medien notwendig ist. Unter den Forderungen finden sich neben rassistischem Gedankengut durchaus auch berechtigte Forderungen wie zum Beispiel eine bessere Betreuung der Flüchtlinge sowie eine bessere Verteilung der Menschen innerhalb der Europäischen Union. Die Pegida muss entmystifiziert werden. Sie nur in die rechte Ecke zu stellen und auszugrenzen führt zu keiner Lösung.

Gerd Patzwahl

Konflikte sind programmiert

20. Januar: „Kluft zwischen Arm und Reich wächst immer schneller. Ein Prozent der Weltbevölkerung hat 2016 mehr als der Rest“

Ein Prozent der Weltbevölkerung wird im Jahr 2016 mehr besitzen als der ganze Rest. Dass es auf der Welt nicht gerecht zugeht, ist den meisten Menschen klar. Bei einer solchen Ungleichheit sind Konflikte, Ströme von Armutsflüchtlingen, Hungersnöte oder nicht zu bewältigende Folgen von Naturkatastrophen jedoch programmiert. Die Kosten, die bei solchen Ereignissen entstehen, werden von der Allgemeinheit getragen, wahrscheinlich im umgekehrten Verhältnis 99:1. Da die Politik nicht willens oder fähig ist, daran etwas zu ändern, sollte man nachfolgenden Generationen lieber keine rosige Zukunft versprechen, nicht einmal im Wahlkampf.

Michael Wolff

Ab ins nächste Flugzeug

20. Januar: „Hamburgs Polizei fasst elfjährigen Autodieb. Das Flüchtlingskind randaliert. Jugendnotdienst verweigert zunächst die Aufnahme“

Wieso wird bei diesen kriminellen Kindern und Jugendlichen, die eine Straftat nach der anderen begehen, noch über Zuständigkeiten gestritten? Da sollte man die Nationalität ermitteln und dann ab ins nächste Flugzeug Richtung Heimat – oder was würde man dort mit deutschen Jugendlichen machen, die sich so im fremden Land benehmen?

Adriane Libor

Stabile Beziehungen schaffen

Dieser afrikanische Junge ist schlicht ohne Perspektive, und für ihn sind tragfähige vorbildhafte Beziehungen schon lange zerstört worden. Entweder durch Kriege oder durch bittere existenzgefährdende Armut werden solche notwendigen Beziehungen zu Eltern, Verwandten oder Respektspersonen vernichtet. Hervorgerufen und geschürt werden diese militärischen oder ökonomischen Krisen überwiegend durch die Industrienationen, die entweder direkt durch Waffenlieferungen davon profitieren oder indirekt, indem sie korrupte Regime stützen. Das erzeugt vollkommen desolate Verhältnisse, in denen keine Regeln, Normen oder Gesetze mehr gelten. Ich schlage vor: Alle Verantwortlichen, die offensichtlich in die Ausbeutung von Dritte-Welt-Ländern verwickelt sind, werden verpflichtet, unbeaufsichtigte und kriminelle Flüchtlingskinder in ihren Haushalt aufzunehmen. Dort sollen mit ihnen stabile persönliche Beziehungen entwickelt werden. Wenn auch dort Mitmenschlichkeit, Verantwortungsgefühl und Solidarität ausbleiben, dann wissen wir endlich, wem wir dieses Dilemma zu verdanken haben.

Rainer Müller-Broders

Jedem seine Religion lassen

19. Januar: „‚Glaube und Gewalt müssen sich ausschließen‘. Streitgespräch nach den Pariser Anschlägen: Die Religionsführer in Hamburg suchen den Dialog“

Das Gespräch hat einmal mehr gezeigt, dass die heiligen Bücher der Weltreligionen auf Auslegungen beruhen, die sehr unterschiedlich ausfallen können. Das gilt für die friedlichen wie für die gewalttätigen Auslegungen. Es liegt im Prinzip einer Offenbarung, dass jeder Exeget sich auf ein unfehlbares höheres Wesen beruft und dadurch automatisch andere Auslegungen als ungläubig brandmarkt. Die dadurch entstehende Spaltung der Gesellschaft in „Gute“ und „Böse“ ist die Wurzel des Übels. In einer säkularen Ethik werden Glaubenswahrheiten nicht mehr als Ergebnis einer Offenbarung verstanden, sondern als Vereinbarung zwischen gleichberechtigten, selbstverantwortlichen Menschen, die die Regeln der Demokratie und Menschenrechte achten. Dann schließen sich Religion und Gewalt aus, weil jeder dem anderen in aller Bescheidenheit seine Religion lässt.

Prof. Dr. Helmut Kramer

Überzeugende Aufführung

19. Januar: „Ein trauriger Haufen. Karin Beiers ‚Onkel Wanja‘ am Schauspielhaus schwankt zwischen Komik und Melancholie, ohne zu überzeugen“

Einspruch, Euer Ehren! Frau Seegers ist sicher eine erfahrene Theatergängerin, die Vergleiche ziehen und Urteile fällen kann. Ihre Kritik über „Onkel Wanja“, an dem sie kein gutes Haar lässt, darf man aber getrost nicht teilen. Wieso gehören verträumte, verzweifelte, vereinsamte Menschen nicht mehr in die Wirklichkeit? Was ist an einem leichten Anklang an die legendäre Inszenierung von Jürgen Gosch am DT Berlin verwerflich? Man kann das Rad nicht immer neu erfinden. Isolierte Einzelgänger? Habe ich nicht gesehen, und wenn, dann von Tschechow gewollt. Kein Verweis auf unsere Zeit? Eine Inszenierung dieses Stücks bedarf keiner modernen Interpretation, um uns Heutigen unter die Haut zu gehen. Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Zukunftsängste, Sehnsucht, Liebeskummer kennen wir ebenso wie die Menschen in Russland vor 120 Jahren. Die Aufführung überzeugte durchaus. Alle Schauspieler trugen dazu bei, allen voran – da stimme ich Armgard Seegers mal zu – die fantastische Lina Beckmann.

Peter Loycke

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Briefe auch auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg