Bürger geschickt enteignet

4. Dezember: „Überschwemmungsgebiete: Senat bleibt hart“

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) und die SPD machen das sehr geschickt. Sie stellen den Betroffenen unkonkrete Änderungen an den Überschwemmungsgebieten (ÜSG) oder den damit verbundenen Bestimmungen in Aussicht und heben diese später wieder auf oder belassen es dabei. Alles mit dem Ziel, die Bürger hinzuhalten, vorübergehend in Sicherheit zu wiegen und den Widerstand zu ersticken. Für die Behörde ist die Sache sowieso erledigt. Sie hat die Überschwemmungsgebiete fristgerecht gesichert und jetzt keine Eile mehr zu weiteren Entscheidungen, geschweige denn zu Eingeständnissen. Die SPD will das Thema auch möglichst kleinhalten. Für die Betroffenen ist das alles eine Katastrophe, denn sie wurden faktisch enteignet, sind nur eine kleine Gruppe, und das Thema ist kompliziert.

Frank Herbert

Anwohner doppelt geschädigt

Ein Stück aus dem Tollhaus! Die Stadt Hamburg darf scheinbar alles. Sie darf große Gebiete entwässern, ohne dafür zu sorgen, dass andere dabei nicht geschädigt werden. Die gefährdeten Gebiete werden einfach zum ÜSG erklärt. Die Bürger in den ÜSG dürfen auf ihren Grundstücken nicht mehr bauen, keine Veränderungen vornehmen, um sich zu schützen. Die Stadt Hamburg aber darf das! Sie plant gerade den Ausbau der Krögerkoppel, die mitten im ÜSG liegt. Es ist der Stadt anscheinend nicht genug, dass die Grundstücke durch die Ausweisung als ÜSG einen erheblichen Wertverlust haben, nein, die Anwohner sollen den Ausbau der Straße auch noch mit mehreren Tausend Euro bezahlen. Weiß der Senat eigentlich noch, wie er mit seinen Bürgern umgeht?

Eberhard Fiedler

Kein Vorbild für Deutschland

5. Dezember: „Die Rückkehr des Rassismus“

Seit 1945 werden die USA den Deutschen als ein Vorbild an Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie empfohlen. Anfänglich war das sogar gut und richtig, anders wäre es den Deutschen angesichts des totalen Verlustes der Zivilisation möglicherweise nie gelungen, auch moralisch wieder auf dieFüße zu gelangen. Alle, die mehr Einblicke hatten, wussten auch schon 1945, dass die USA ein gespaltenes Land sind. Freiheit und Demokratie sind nichts wert, wenn sie nur für einen Teil der Bevölkerung gelten. Menschlichkeit ist nicht teilbar. Eine Nation, die es dennoch praktiziert, taugt nicht als Vorbild. Meine erste USA-Reise führte mich auf die Stufen des Lincoln-Memorials, auf denen Martin Luther King seine Rede hielt. Der einzige US-Amerikaner, der mich wirklich nachhaltig beeindruckt hat.

Andreas Kaluzny

Fürsorge hochhalten

5. Dezember: „Bundestag beschließt Pflegezeit“

Wenn Arbeitnehmer in Betrieben mit unter 26 Beschäftigten von der gesetzlichen Inanspruchnahme einer längerfristigen Familienpflegezeit ausgeschlossen werden, so ist das ethisch und moralisch höchst problematisch. Gerade in Klein- und Familienbetrieben hat zwischenmenschliche Fürsorge bisher einen besonders hohen Stellenwert eingenommen. Bleibt zu wünschen, dass sich in einem konkreten Pflegefall der Mittelstand wie so oft flexibler verhält, als es das Gesetz ihm vorschreibt.

Thomas Bartel

Im Nachbarland menschlicher

3. Dezember: „Schleswig-Holstein schiebt Flüchtlinge im Winter nicht ab“

Die SPD-Mehrheit in der Bürgerschaft hat in den vergangenen Jahren Anträge auf einen Winterabschiebestopp stets abgelehnt. In diesem Jahr verweigert der Senat jede kleinste Aufschiebung von Abschiebungen. Ich bin wütend und traurig, ja verzweifelt darüber, weil auch alleinstehende Mütter mit Kindern gnadenlos in die Obdachlosigkeit abgeschoben werden. In Schleswig-Holstein hat die Landesregierung einstimmig beschlossen, „dass niemand, der unserer Hilfe bedarf, in die Kälte“ abgeschoben wird, so der Ministerpräsident Torsten Albig. Warum hat der Hamburger Senat diese humanitäre Möglichkeit nicht genutzt?

Helmuth Sturmhoebel

Spuren von Safran

5. Dezember: „Der Mann, der den Safran nach Deutschland holt“

In der Schweiz, im Wallis, wo auch etwas Safran angebaut wird, steht noch ein Schild an der Straße „Safran pflücken verboten. Buße bis Fr. 500,-“. In England gibt es den Ort Saffron Walden mit drei Safranblüten im Wappen. Und Safran-Fälschern drohten früher auch in Europa Strafen wie „Lebendigverbrennen“ oder „Lebendigeingraben“.

Georg Schulz

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Briefe auch auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg