Langfristig denken

4. Dezember: „Bürgermeister Olaf Scholz wirbt für dichtere Besiedlung Hamburgs. Berlin und Wien böten nur halb so viel Fläche pro Einwohner“

Dichtere Besiedlung Hamburgs? Oma ihr klein Häuschen abreißen, Hochhaus bauen? Steilshoop überall? Oder zusammenrücken: nur noch vorgeschriebene Quadratmeter Wohnfläche pro Einwohner? Statt seiner Amtskollegin Kramp-Karrenbauer beizuspringen und endlich einen Nordstaat/Küstenstaat zu bauen ohne Stadtstaaten, denkt Herr Scholz in viel zu engen Kategorien. Wir brauchen lang-, nicht kurzfristige Perspektiven. Und einen klugen, weitsichtigen Oberbaudirektor.

Peter Endert

US-Piloten brauchen Zweitjob

4. Dezember: „Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Neuer Streik trotz Schlichtungsangebots“

Bei allem Respekt vor den Leistungen der Piloten und der Verantwortung, die sie tragen, ist ihr Streik, um mit 55 in den Ruhestand zu treten, nicht mehr zu verstehen. In den USA kämpfen die Piloten gegen das Gesetz, mit 60 in den Zwangs-Ruhestand treten zu müssen. Ein Teil von ihnen muss Nebenjobs annehmen, um über die Runden zu kommen. Bei der Lufthansa fliegt eine Gruppe von Piloten mit einem Jahreseinkommen jenseits der 200.000-Euro-Grenze. Was muss denn die Airline verdient haben, um es sich leisten zu können, diese Gruppe mit 55 bei 60 Prozent des letzten Gehalts aus dem aktiven Liniendienst zu verabschieden?

Joachim Wenzel

Schlechte Note für Baufirmen

3. Dezember: „Planten un Blomen soll ausgebaut werden“

Als hätte Hamburg nicht andere Sorgen, wird hier völlig unnötig Geld vergraben. 40 Jahre lang hat man sich an die Zufahrt zum CCH über die Marseiller Straße gewöhnt. Nun soll dieser Fehler der Vergangenheit – wenn es denn wirklich ein solcher war – mit Steuergeldern korrigiert werden. Niemand im Senat denkt offenbar daran, wie er sparen kann.Und auch das CCH selbst ist marode und soll mit 194 Millionen Euro Steuergeld saniert werden. Das vor gerade mal 40 Jahren gebaute CCH ist marode? Was für ein Zeugnis stellen sich Architekten, Statiker und Baufirmen aus, damals solchen Schrott abgeliefert zu haben?

Dr. Gunter Alfke

Der Vergleich hinkt

3. Dezember: „Busbeschleunigung: Bürger fühlen sich übergangen“

Dass das Busbeschleunigungsprogramm auf der MetroBus-Linie M5 ein Erfolg ist, ist logisch. Hier wurde eine durchgehend vierspurige Straße entsprechend umgestaltet. Aber allein bei der Linie M6 sind alle Straßen, die die Linie befährt, zweispurig, seien es Semperstraße, Mühlenkamp, Hofweg, Papenhuder Straße, Mundsburger Damm, Lange Reihe. Und wenn man in solchen Straßen auch noch Mittelinseln einbauen will, sind Staus von vornherein vorprogrammiert, wenn Einsatzfahrzeuge und Lieferverkehr am Straßenrand halten. Hinter diesen Fahrzeugen werden sich die Busse dann stauen. Also bitte etwas mehr nachdenken und sich auch von den ortskundigen Bürgern überzeugen lassen.

Gerhard Schultz

Autofahrer werden abgezockt

2. Dezember: „Der nimmersatte Staat. Pkw-Maut droht, durch die Hintertür zu kommen“

Beim Soli hieß es: Das ist keine Steuer, das ist eine vorübergehende Abgabe, obwohl man schon damals genau wusste, diese Steuer wird nie wieder abgeschafft, gemäß dem Vorbild der Sektsteuer Kaiser Wilhelms, die wir ja heute noch bezahlen. Und wie kommt es jetzt? Genauso, aber zusätzlich mit der Perfidie, diese in die Lohnsteuer einzubeziehen, womit sie ein für alle Mal festgezurrt ist und noch im nächsten Jahrtausend erhoben werden wird. Bei der Maut wird es genauso kommen. Wird diese erhöht, wird der Autofahrer wieder abgezockt, und vorbei ist die angebliche Belastungsfreiheit, die heute hoch und heilig versprochen wird, egal von welcher Partei. Der Staat soll sich doch endlich daran gewöhnen, mit dem auszukommen, was man einnimmt, wie es jeder Privatmann tun muss.

Wolf Tauscher

Den „anderen“ ertragen

29./30. November: „Papst verurteilt islamistischen Terror. Franziskus fordert bei seinem Türkei-Besuch einen Dialog zwischen Christen und Muslimen“

Der Papst tut gut daran, dass er den Kontakt zu gemäßigten Moslems sucht. So kann er antiislamische und antichristliche Vorurteile abbauen, zugleich den Vorwurf der Atheisten entkräften, dass alle Religionen fanatisch und intolerant seien. Toleranz heißt aber nicht Beliebigkeit, Gleichgültigkeit, sondern dass man den anderen erträgt: eine mühsame, aber für den Bestand einer humanen Gesellschaft unabdingbare Aufgabe, die gerade auch Heranwachsende lernen müssen, die ja oft ganz um das eigene, kleine Ich kreisen. Vielleicht geraten deshalb viele in die Depression oder werden gewalttätig, weil man sich selbst zu wichtig nimmt und das Alltagsleben nicht mit seinen überzogenen Erwartungen vereinbaren kann.

Christian Fuchs

Das Lob klingt wie Hohn

29./30. November: „Große Trauer um Tugçe A. Die Studentin wollte schlichten, bezahlte dafür mit ihrem Leben“

Das Lob für die Zivilcourage des Mädchens durch unsere Politiker klingt doch wie Hohn. Es gab einen Deal zwischen dem Staat und den Bürgern. Die Bürger beachten die Gesetze und geben ihre Waffen ab. Und die Polizei beschützt sie. Jetzt kommt der Staat, nämlich Polizei und Richter, seinem Teil des Deals nicht mehr nach und fordert Zivilcourage des Bürgers.

Wolfram Uehre

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