Vollbremsung im Bus

24. November: „SMS und E-Mail – die neue Gefahr im Straßenverkehr“

Zu obigem Artikel passt ein Erlebnis, das ich vor einiger Zeit hatte. Ich fuhr im Bus in die Stadt. Kurz vor meiner Haltestelle stand ich auf, um auszusteigen. Plötzlich machte der Fahrer eine abrupte Vollbremsung; ich konnte mich nicht mehr festhalten und lag plötzlich mit einer bösen Kopfverletzung am Boden, ohne zu wissen, wie ich da hingekommen war. Später erfuhr ich, dass eine Frau mit Handy am Ohr urplötzlich vor dem heranfahrenden Bus über die Straße gegangen war. Der Busfahrer wollte sie nicht überfahren – okay –, aber dass die Frau nur auf ihr Gespräch konzentriert war und rücksichtslos die Straße überquerte, zeigt doch, was alles passieren kann. Als dann Krankenwagen und Polizei eintrafen, konnte man die Frau natürlich nicht mehr finden. Ich halte es für durchaus möglich, dass sie bis heute nicht weiß, was sie angerichtet hat.

Elke Michel

Investition macht sich bezahlt

22./23. November: „27 Millionen Euro für sechs Minuten. Zwischen Niendorf und Hauptbahnhof ist die Beschleunigung der Buslinie 5 abgeschlossen“

27 Millionen für sechs Minuten klingt nach verdammt viel Geld für wenig Zeitersparnis. Betrachten wir mal die Tatsachen: Jeder der 60.000 Fahrgäste spart am Tag sechs Minuten, das macht zusammen 360.000 Minuten, die den Fahrgästen für andere Dinge bleiben. Wenn wir diese 6000 Stunden mit dem Mindestlohn von 8,50 Euro bewerten, ergibt sich eine Ersparnis von 51.000 Euro pro Tag. Die Summe von 27 Millionen käme dann bereits nach 530 Tagen zustande. Die Investition in die Busbeschleunigung macht sich bereits nach 1,5 Jahren bezahlt! Ich würde mich freuen, wenn sich auch andere Investitionen für unser Gemeinwesen so schnell rentieren würden.

Edgar Hauptfleisch

Unüberhörbare Proteste

Wem nützt schon die sechs Minuten kürzere Fahrzeit? Nur wenigen. Dafür sind aber 27 Millionen Euro verbaut worden, die wirtschaftlichen Schäden der betroffenen Geschäfte gar nicht mitgerechnet. Und dieses ist nicht die einzige Linie, die den „Segen“ der Busbeschleunigung genießen kann. Die Proteste sind unüberhörbar, und die Busfahrer haben schon festgestellt, dass nach einer Tour mindestens drei Minuten Pause verloren sind.

Alfred Meyer

Pkw-Fahrer steigen nicht um

Nur einmal zum Vergleich: Die Straßenbahnlinie zwei brauchte laut Fahrplan 1964/1965 vom Rathausmarkt nach Niendorf Markt 26 Minuten, der Metrobus nach aktuellem Fahrplan 28 Minuten. Nunmehr soll der Bus also 22 Minuten brauchen. Ob dafür 27 Millionen angemessen sind, möge jeder für sich beurteilen; in der Praxis dürfte jedoch dieser marginale Zeitgewinn zu keiner Verlagerung vom Pkw zum Bus führen. Vielmehr bedarf es einer Steigerung des Komforts und der Verkürzung der Fahrtzeit. Wenn man gleichzeitig in Betracht zieht, dass die Feinstaubbelastung in der Stadt zu hoch ist, ist eine Veränderung der Zusammensetzung der Verkehrsträger – Zurückdrängung des Pkw-Verkehrs – einfach unabdingbar. Vor diesem Hintergrund bleibt die Stadtbahneinführung ein sinnvolles Ziel, denn in allen Städten nahmen die Fahrgastzahlen nach einer Umstellung vom Bus auf den Stadtbahnbetrieb deutlich zu.

Rüdiger Günther

Lärm durch Fernbahngleise

22./23 November: „Fehmarnbelt-Querung verteuert sich. Die Dänen werden's schon richten“

Der Artikel beschreibt die Fehmarnbelt-Querung nur aus Sicht des Personenkraftverkehrs, die Problematik der Fernzüge wird nicht behandelt. Die Einrichtung der beiden neuen Eisenbahntrassen hat aber ganz entscheidende Auswirkungen auf Norddeutschland: Sie zerschneiden die Insel Fehmarn, sie müssen den Fehmarnsund queren und führen durch die Seebäder entlang der Ostsee durch Schleswig-Holstein bis Hamburg. Die zwei neuen Fernbahngleise werden auch gravierende Auswirkungen auf Hamburgs Osten haben: Die Politik schwärmt von der neuen S4, aber dass die neuen Gleise mit dem zu erwartenden Güterverkehr negative Auswirkungen auf die Lärmbelastung der Stadt haben, wird verschwiegen. Keine Stadt in Europa holt sich freiwillig Lärm ins Haus. Ist der Primat der Wirtschaft wirklich so entscheidend, dass sich die Bürger beugen müssen?

Margrit Voß

Kündigung ist inhuman

21. November: „Kirche: Kündigung nach zweiter Ehe ist rechtens“

Wenn auch die katholische Kirche Sonderrechte genießt, bedeutet das ja wohl nicht, dass sie sich über die Gesetze hinwegsetzen darf. Ich darf mich verheiraten und scheiden lassen, ohne dass mir ein Nachteil in meinem Arbeitsverhältnis entsteht. Das ist ja wohl ein höherrangiges Recht. Was wäre, wenn die katholische Kirche vorschreibt, ihre Arbeitnehmer müssen beschnitten sein oder eine Tätowierung auf der Stirn tragen? Würde da das BVG auch zustimmen? Die Kündigung des Arztes wegen einer Wiederverheiratung ist selbst für religiöse Kategorien inhuman und „unchristlich“. Die katholische Kirche sollte schleunigst eine modernere Entscheidungsriege aus Frauen und Männern herbeischaffen. Damit man nicht sagen muss, „die leben hinterm Mond“.

Wolfgang Ludwig

Matte vor das Bett legen

21. November: „94-Jährige verletzt. Pfleger angeklagt, weil er Schwimmnudel aus dem Bett entfernte“

Eines muss klar sein: Vorrichtungen in Altenheimen, die es pflegebedürftigen Heimbewohnern unmöglich machen, nachts selbständig das Bett zu verlassen oder sich auch nur zu drehen, sind freiheitsberaubende Maßnahmen. Dazu gehören Fixierungen, Bettgitter und unter Umständen auch eine „Schwimmnudel“ unter dem Bettlaken. Sie müssen gegebenenfalls von einem Gericht genehmigt werden – sonst begeht die Heim- oder Wohnbereichsleitung, die so etwas einfach so anordnet, möglicherweise selber eine Straftat. Das Risiko von Stürzen kann man auf andere Weise reduzieren: Pflegebett nachts ganz nach unten fahren und eine Schaumstoffmatte vor das Bett legen.

Michael den Hoet

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