Ehrbare Kaufleute?

18. November: „Machtkampf im Wirtschaftsrat der CDU – acht Vorstände treten zurück“

Zwei Personen stellen sich einer demokratischen Wahl. Eine wird gewählt. Ein ganz normaler Prozess, sollte man meinen. Nicht so beim Hamburger Wirtschaftsrat. Wenn der Wirtschaftsrat Hamburg die Kandidaturen für den Vorstand vorher lieber abspricht, klingt das nach Klüngel und nicht nach aufrechter hanseatischer Tugend. Und wenn man eine demokratische Wahl als unhanseatisch bezeichnet, lässt das tief blicken. Ehrbare Kaufleute sehen anders aus.

Kai Elmendorf

Alte Zöpfe abschneiden

Was denn eigentlich für ein Machtkampf? Auf dieser Mitgliederversammlung wurde das erste Mal Tacheles geredet. Die Mitglieder haben klar entschieden und haben nun das Wort. Von den Altvorderen hat sich doch sonst niemand für das Stimmvieh interessiert. Deswegen sind nach der Wahl ja auch alle abgezogen. Der Rücktritt der Altherrenriege war ein wichtiger Schritt für den Neuanfang. Nun besteht endlich die Chance auf demokratische Strukturen und Transparenz. Die alten Zöpfe müssen abgeschnitten werden, damit endlich ein frischer Wind im Wirtschaftsrat wehen kann.

Frank Atkins

Auf die Aufgaben besinnen

Da muss man sich doch die Augen reiben: In einem politischen Verband wird à la DDR vorher festgelegt, wer wie und wofür kandidieren darf? Bei den gegenwärtigen Herausforderungen an Politik und Wirtschaft sollte sich der Wirtschaftsrat auf seine Aufgaben besinnen und sich nicht in Grabenkämpfen zerfleischen. Die Ergebnisse solcher Eitelkeiten sehen wir in der Hamburger FDP.

Elisabeth Treve

Lebenslang wegsperren

18. November: „Mann schüttelt Baby – Schädelbruch. 34-Jähriger nach Misshandlung in U-Haft“

Wer ein Kind , das wehrlos und unschuldig ist, so misshandelt, muss bis an sein Lebensende weggesperrt werden. Sich an Kindern zu vergreifen ist das Allerletzte. Hoffentlich findet sich kein Haftrichter, der diesen Mann wieder freilässt.

Heidemarie Mauritz

Putin mit einbeziehen

18. November: „Ukraine-Konflikt. Merkel klagt Putin an“

Abrechnen, kritisieren, drohen, mit Sanktionen strafen: Sieht so eine kluge Verhandlungsstrategie des Westens aus, die Russland zum Einlenken bewegen könnte? Sicher nicht. Putin und seine Anhänger haben doch ebenso viel Angst vor zu viel westlichem Einfluss wie der Westen vor Russland. Erstmals hat Putin nun Zugeständnisse gemacht, so ist es doch an der Zeit, Putin endlich die Angst zu nehmen, ihn aus der Rolle des allein Schuldigen zu befreien und ihn einzubeziehen in partnerschaftliche Verhandlungen mit dem Westen. Nicht nur Krieg und Frieden stehen für Putin auf dem Spiel, sondern ebenso Ansehen und Würde, vielleicht sogar noch viel mehr, als wir ahnen.

Peter M. Lange

Pseudo-Fortschritt

17. November: „Gesteuerter Wohnkomfort. Elektronische Geräte werden über das Internet vernetzt“

Die Wohnungstür per Smartphone öffnen? Wer schon mal vom eigenen Auto ausgesperrt wurde (Funkschlüssel), wird auf solchen Pseudo-Fortschritt sicher gern verzichten. Da kann man nur allzeit einen vollen Handy-Akku wünschen!

Bernhard Koch

Die Sehnsucht nach Schönheit

15./16. November: „Denkmäler in Hamburg – Was wollen wir schützen?“

Wohl an wenigen Bauten wird der offenkundige Widerspruch zwischen einer Schönheitsempfindung der Bürger und einer intellektuellen Zugangsweise des Denkmalschutzes so deutlich wie an jenen einfallslosen City-Hochhäusern aus den 1960ern und der hervorragend gestalteten Wohnanlage in Eilbek. Wenn auch in zwei oder drei Jahrzehnten noch Hunderttausende zum Tag des offenen Denkmals hinpilgern sollen, werden sie dies zu den City-Hochhäusern, zum Monstrum des Bahnhofs Altona und zum Unilever-Hochhaus tun? Oder sind Menschen begeistert von den wirklichen Perlen des Städtebaus als gefühlsvollen Höhepunkten menschlicher Baukunst, was ja die tiefe Sehnsucht nach Schönheit widerspiegelt?

Helmut Krüger

Eindrücke eines Hamburgers

13. November: „Meine erste Banane war eine Ananas. Die Serie zum Mauerfall“

Ich bin zwar ein Hamburger Jung und nie richtig von der Scholle gegangen, war aber gleich im Jahr nach der Wende in Rostock, Wismar und Stralsund tätig. Ich bin über Gadebusch nach Rostock/Lütten Klein ins Congress Hotel gefahren. Straßen ohne Beleuchtung, mit Schlaglöchern gespickt und Autowracks am Straßenrand. Erlebt habe ich viele nette Menschen, die verunsichert waren, sich neu orientieren mussten und nicht wussten, was die Zukunft bringt. Hut ab vor allen Personen im Beitrittsgebiet. Erlebt habe ich, wie Schrottkisten überteuert verkauft wurden – das Benzin teurer als in Hamburg – und in Rostock bei Karstadt Klamotten angeboten wurden, die hier keiner mehr getragen hätte, von den Preisen ganz zu schweigen. Unsere Schwiegertochter kommt aus Jena, zwei prima Enkelkinder haben zusammenwachsen lassen, was zusammengehört, und nun warten wir noch zwei Generationen ab, und dann wird alles rundlaufen, aber wer weiß, was bis dahin noch alles passiert.

Walter Marsand

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