Hamburger Kirchturmdenken

2./3. Oktober: Elbvertiefung – „Historischer Tag für Hamburg“

Die weitere Zerstörung der Elbe durch die Vertiefung ist überflüssig, weil sie einzig und allein auf lokalem Kirchturmdenken basiert. Die paar Schiffe, die im Hamburger Hafen durch die derzeitige Tiefe nicht abgefertigt werden können, finden wenige Kilometer entfernt einen frisch mit viel Steuergeld fertiggestellten Anlaufpunkt, um ihre Container zu löschen: in Wilhelmshaven! Eine weitere Ausbaggerung der Elbe ist also überflüssig und die damit verbundene Zerstörung des Ökosystems durch nichts zu rechtfertigen.

Stefan Bluemer

Falsches Signal

2./3. Oktober: „Russlandversteher? Schröder ist stolz darauf“

Russland ist und würde sicher auch zukünftig gerne ein Abnehmer unserer Produkte bleiben. Was nicht verwundern kann, denn seit 100 Jahren verharrt dieses Land in Folge zweier (unverschuldeter) Kriege, der stalinistischen Diktatur und des unverändert totalitären Staatswesens in einer zivilisatorischen Erstarrung. Das wirtschaftliche Potenzial der Russischen Föderation ist überschaubar: Gewinnung von Bodenschätzen, Produktion von Holz und Stahl, Erzeugung von Rüstungsgütern – aber es gibt auch gut 170 Millionen Konsumenten. Diese werden bezüglich ihrer Schaffens- und Arbeitskraft durch die Nomenklatura der an den Schaltstellen sitzenden Funktionäre und Oligarchen gelenkt, desinformiert und ausgebeutet. Zu den Handlangern der Letztgenannten zählt ein Großteil der Klientel, die Herr Sellering jetzt in unserem Land willkommen hieß. Auch für die Nachbarn in Polen und im Baltikum setzt der „Russlandtag“ ein falsches Signal.

Hans Schommer, Bürgermeister Hohenbollentin, Mecklenburg-Vorpommern

Russland richtig verstehen

Wie zu hören war, fiel kein Wort über die Krim und über die abgeschossene Passagiermaschine aus Malaysia. Es ist sicherlich richtig, auf einer regionalen Wirtschaftsveranstaltung keine außenpolitischen Probleme zu lösen, doch ebenso richtig ist auch, dass die von allen bedauerten Sanktionen gegenüber Russland nur wegen der Annektierung der Krim und verdeckten Hilfe Russlands für die Ostukraine beschlossen wurden. Der ehemalige Bundeskanzler Schröder hält nichts von dem ständig erhobenen Zeigefinger gegenüber Russland. Zu den Aussprüchen, Russland zu verstehen, sollte man schon differenzieren: Wer will die Menschen in Russland nicht verstehen – es muss aber doch nicht mit der politischen Führung kongruent sein.

Fritz Timm

Frieden ist ein Mythos

2./3. Oktober: „Al-Andalus – ein islamischer Sehnsuchtsort“

Endlich einmal wird der Mythos al-Andalus kritisch reflektiert. Vom friedlichen Zusammenleben der Religionen in Andalusien kann nicht die Rede sein. Dieser Mythos wird besonders von der Tourismusindustrie aufrechterhalten, weil er sich gut verkauft. Allein, dass während der islamischen Herrschaft dort Schädel-Minarette entstanden – aus den abgeschlagenen Köpfen von Andersgläubigen –, müsste Touristen nachdenklich stimmen. Auch fanden in Granada die ersten Pogrome gegen Juden auf europäischem Boden statt. Andalusien als Einfallstor der Islamisten nach Europa ist eine reale Gefahr.

Dorothea Ehlers

Personal ist zu knapp

2./3. Oktober: „Senator Scheele: ,Kitas müssen mit Geld haushalten‘“

Die städtischen „elbkinder“ knabbern an allen Ecken und Kanten. Wenn wir in Krippen die Personalnot abpuffern, damit Eltern uns ihre Kinder mit einigermaßen gutem Gewissen überlassen können, geht das nur durch Umschichtung, also zulasten anderer Ressorts. Der Senator kennt die Realität wirklich nicht und muss aufhören, die Träger gegeneinander ausspielen zu wollen. Meine KollegInnen können nicht mehr.

Marina Jachenholz, Betriebsratsvorsitzende „elbkinder“

Vom Winde verweht

1. Oktober: „Hamburgs Müllwächter – Jetzt drohen Strafen bis 8000 Euro“

Über weggeworfene Zigarettenpackungen kann ich nur lachen. Wer durch Eimsbüttel geht, wo eine wöchentliche Altpapiersammlung stattfindet, sieht an jeder Ecke Karton-/Papierberge, die täglich höher werden. Niemand schert sich darum, dass das Papier erst am Vorabend der Abholung rausgestellt werden soll. Das Sammelfahrzeug ist kaum verschwunden, schon steht der erste Müll wieder parat, um eine Woche lang vom Wind verweht zu werden. Hoffentlich hat diese Sammlung bald ein Ende. Möglichkeiten zur Entsorgung haben wir ja – man muss sich nur etwas bewegen, um einen Container zu erreichen.

Margit Grieger

„Schiet-Schupos“?

Der Leserbriefschreiberin („Auf Deutsch, bitte“) ist entgangen, dass es sich beim Anglizismus „Waste Watchers“ sowohl um ein Wortspiel („Weight Watchers“, nicht „Waist Watchers“) als auch um eine Alliteration (Stabreim) handelt. Ein Vorurteil streitet der deutschen Sprache die Fähigkeit ab für derartige semantische Feinheiten. Eine Fehleinschätzung: Wie wäre es mit „Abfall-Aufpasser“, „Müll-Merker“ oder auf gut Hamburgisch mit „Schiet-Schupos“?

Jens Koegel

Lebensqualität geht vor

29. September: „,Hände weg vom Klosterstern!‘“ – Umbau des Kreisverkehrs

Laut Umfragen ist das Ikea-Haus in Altona das am meisten frequentierte in Deutschland. Womit reisen die Kunden an? Überwiegend mit dem Fahrrad. Auch am Eppendorfer Baum würden Radfahrer gerne einkaufen. Man macht es ihnen aber nicht leicht: In seiner bisherigen Form stellt der Eppendorfer Baum eine Asphaltwüste dar, bei der Radfahrer und Fußgänger auf viel zu kleine, gefährliche Nebenflächen verwiesen werden. Vor diesem Status quo zu behaupten, es werde zu viel für Fahrradfahrer getan, ist grotesk. Klosterstern und Eppendorfer Baum brauchen Lebensqualität statt Parkplätze.

Michael Söchtig

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