In Gesamtkonzept integrieren

8. September: „‚Das hat Altona nicht verdient‘. Enttäuschung über neuen Bahnhof. Oberbaudirektor spricht von ‚Hundehütten-Komplex‘“

Sowohl Bahn als auch die Hamburger Politik scheinen Bedeutung und Chance dieses Neubaus gar nicht zu realisieren. Der Bahnhof muss integriert werden in ein Gesamtverkehrskonzept, Teil der Verkehrsvisionen des Senats werden, zentraler Knoten nach Norden und Westen. Über ihn müssen Arenen und Osdorf angebunden werden, die neue U-Bahn Linie 5 muss dort Station machen, er braucht eine Direktverbindung zum Flughafen, die neue S-Bahn nach Kaltenkirchen fährt dort. Vielleicht könnten sogar zukünftige Direktzüge aus Skandinavien über eine Nordschleife nach Hamburg kommen und so ohne Wendemanöver durch den Hauptbahnhof nach Süden weiterfahren. Der Bahnhof braucht Langzeitparkplätze für Fernreisende, aber auch Pendler können spätestens hier direkt von der Autobahn auf einen P+R-Platz und in die S-Bahnen wechseln. So integriert hat der Bahnhof eine Verkehrsfunktion, entlastet Hauptbahnhof und Straßen. Mit den aktuellen Planungen bauen Stadt und Bahn nur ein Abstellgleis mit Überdachung und Notausstieg.

Dr. Jens-Uwe Möller

Gemeinsam planen

Der neue Bahnhof Altona sollte eine verkehrstechnische Einheit mit unserer Stadt und ihrer Umgebung bilden. Im Vordergrund der Planung haben die Reisenden, ihre Zufahrt, Abfahrt oder Weiterfahrt zu stehen. Das bedeutet eine gemeinsame Planung von Bahn, Stadt und Umland unter Berücksichtigung der zukünftigen Verkehrsentwicklung. Die Architektur des Bahnhofs ist sekundär, ein Parkhaus ist unumgänglich. Ein gut funktionierendes Herz ist wichtiger als ein schönes Antlitz.

Dr. Thomas Brinkmann

Der Kunde soll entscheiden

8. September: „Mitfahrdienst Uber. Millionäre machen Taxifahrer arbeitslos. Was bleibt vom Sozialstaat übrig?“

Wir sollten endlich mal wieder die Unternehmer einfach machen lassen. Die Kunden werden entscheiden, was sie gerne hätten, nicht der Staat und nicht die Medien. Seien wir froh und dankbar für jeden Innovationsversuch. Bewahrer, Verhinderer, Zweifler, Rückwärtsgewandte haben wir schon genug! Ich brauche keinen Staat, der für mich entscheidet.

Christian A. Hufnagl

Ursachen angehen

6./7. September: „‚Kein Geld mehr für schlechte Ärzte‘. Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, stellt Vorsorge infrage“

In unserem Gesundheitswesen in Deutschland entfallen mehr als 95 Prozent der Gesamtkosten auf die Behandlung von bereits bestehenden Erkrankungen, obwohl wir einen Großteil davon verhindern oder zumindest hinauszögern könnten. Da wir zunehmend älter werden, können wir schon aus Kostengründen nicht auf die Prävention verzichten. Allerdings ist die Früherkennung dabei nur eine Form der Prävention, auch hier spüren wir lediglich bereits bestehende Erkrankungen auf. Die Ursachen von Erkrankungen anzugehen wie zum Beispiel unseren Alkohol- und Zigarettenkonsum, unsere Bewegungsarmut oder unsere Fehlernährung gehört ebenfalls zur Prävention sowie auch das Bruststillen von Babys oder die Impfungen gegen Infektionserkrankungen, für die es hinreichend Studien über ihre Wirksamkeit und Kosteneffektivität gibt. Wer hier wofür verantwortlich ist, welche Maßnahmen besonders zielführend sind, wo wir welche Hilfe finden, und wer die Kosten dafür übernehmen soll, braucht in der Tat eine breite Diskussion.

Dr. med. Elke Jakubowski

Dem Bürger zuwenden

6./7. September: „‚Die Scharmützel sind frustrierend‘. Spitzenkandidatin Katja Suding (FDP) spricht im Abendblatt-Interview über die Lage der Partei“

Wenn es stimmt, dass fast die Hälfte aller Hamburger liberal denkt, liegt es doch wohl an der FDP selbst, dass sie eine so kleine Rolle in der Landespolitik spielt. Die FDP als Partei muss beweisen, dass sie nicht nur liberal ist, sondern auch als Ganzes so kompetent wie ihre Fraktion in der Bürgerschaft. Sie muss sich nun endlich dem Bürger zuwenden. Einer Partei, die sich innere Kämpfe liefert, wird der Wähler nicht vertrauen. Nach dem unvermeidlichen Rücktritt von Frau Canel muss jetzt ein Ruck durch die Partei gehen. Alle müssen ihre persönliche Befindlichkeit hinter einen greifbaren Wahlerfolg zurückstellen. Wenn die FDP nicht mehr in der Bürgerschaft präsent wäre, wäre auch das große Engagement der vielen Aktiven wertlos, wie es die Bundespolitik gerade aufzeigt.

Hans Hermann Jansen

Mehr Wertschätzung

4. September: „Thomas Straubhaar, scheidender Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts, bilanziert die ökonomische Entwicklung Deutschlands der letzten 15 Jahre“

Dieser Artikel spricht sicher dem „neuen deutschen“ Manager aus der Seele, der noch nie so unvorstellbar viel verdient hat wie heute. Es sei ihm gegönnt, aber gleichzeitig fühlen sich seine Mitarbeiter, die früher einer florierenden Mittelschicht angehörten, von ihrem Unternehmen immer häufiger ausgebeutet. Was ist denn mit den vielen Menschen, die ein abgeschlossenes Studium besitzen, bei alteingesessenen deutschen Traditionsunternehmen alles geben und nur noch befristete Arbeitsverträge erhalten? Dabei ist häufig die Bezahlung so schlecht, dass die Beschäftigten in ihrer Freizeit noch mindestens einem Nebenjob nachgehen müssen. Frustration und Krankheit sind auf lange Sicht die Folgen. Auch wenn Herr Straubhaar der Meinung ist, dass Bildung das Nonplusultra ist – was nützt diese, wenn sie von deutschen Unternehmen nur noch im Managementbereich honoriert wird? Der Mitarbeiter soll bestens ausgebildet, jung, schön, dynamisch, hoch motiviert und erfahren sein. Geld kosten darf er aber nicht. Zum Glück gibt es bereits eine neue Bewegung mit einem Trend hin zur Wertschätzung und Motivation von Mitarbeitern. Auf lange Sicht werden nur Unternehmen eine Existenzberechtigung behalten, die sich beidem verschreiben: bester Service und Qualität für die Kunden, und zufriedene, gesunde und stolze Mitarbeiter. Sie sind die beste Werbung für ihr eigenes Unternehmen.

Petra Isermann

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