Durchsichtiger Versuch

8. September: „‚Das hat Altona nicht verdient‘. Enttäuschung über neuen Bahnhof. Oberbaudirektor spricht von ‚Hundehütten-Komplex‘“

Die Bahn will sparsam bauen, gut so. Der durchsichtige Versuch der Bahn, zusätzliche Gelder von der Stadt einzuwerben, sollte ignoriert werden. Was Baudirektor Walter als „Hundehütten-Komplex“ bezeichnet, wird vermutlich besser als die architektonischen Belanglosigkeiten, die Architekten unter seiner Ägide in das Hamburger Stadtbild geklotzt haben.

Gerd Reese

Schon genug Glanzleistungen

So, so. Der neue Bahnhof soll also „keine architektonische Glanzleistung“ werden. Völlig richtig, meine ich. Von diesen Glanzleistungen haben wir eh mehr als genug. Ein ästhetikverliebter Architekturkünstler entwirft ein wunderschönes Modellhäuschen, mies bezahlte Bauarbeiter und ausgenutzte Subunternehmer versuchen dann dieses Kunstwerk in ein brauchbares Objekt zu verwandeln, und am Ende bleibt der Steuerzahler und Bahnkunde in Form von noch teureren Tickets auf den „unvorhersehbaren“ Mehrkosten sitzen. Und nach 40 Jahren gilt es dann wieder als „Bausünde“.

Johann Pürstner

Neue Formsprache finden

6./7. September: „‚Krieg der Architekturstile‘. Neubauten mit Fassadenschmuck treffen auf Ressentiments an Universitäten und in Behörden“

Die allgegenwärtigen kalten Glaskuben bringen den Zeitgeist ihrer Bauherren auf den Punkt. Sie sind quadratisch, das heißt optimal genutztes Grundstück, praktisch, das heißt funktional gebaut, und gut, das heißt rentabel kalkuliert. Der Zeitgeist vieler Bürger ist ein anderer. Aber die Frage, ob man deshalb nun allüberall nostalgisch, historisierend oder gemütlich rückwärtsblickend bauen sollte wie nun – sehr gelungen – in Eimsbüttel geschehen, möchte ich verneinen. Es ist zu hoffen, dass Bauherren gemeinsam mit den Architekten eine neue Formsprache finden, die nicht nur ökonomisch ist, sondern ein größeres Spektrum des Zeitgeistes des 21. Jahrhunderts widerspiegelt und an der kommende Generationen ablesen können, wer wir wirklich waren. Alles hat seine Zeit.

Uwe-Carsten Edeler

Fragwürdige Folgerungen

6./7. September: „‚Kein Geld mehr für schlechte Ärzte‘. Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, stellt Vorsorge infrage“

Sehr schön argumentiert von Herrn Baas. Vieles, was er sagt, stimmt: Prävention ist nicht immer sinnvoll, Qualität muss honorarrelevant werden, und die privaten Kassen haben mittelfristig ein Problem. Alleine die Intention hinter der Auswahl der Themen und die Folgerungen, die er daraus zieht, sind fragwürdig. Es läuft dann am Ende doch alles auf ein wesentliches Thema hinaus: Die TK will mit all diesen Themen Geld sparen, um als Unternehmen besser dazustehen; dies und nichts anderes ist es, wofür Baas bezahlt wird. Wer aber seine Versicherung wie ein Allfinanzunternehmen führt, der ist bei Fragen der Daseinsfürsorge – auch wenn er mal Arzt war – der viel beschworene Bock, der zum Gärtner gemacht wird.

Philip Düwel

Wünschenswerte Reform

Dem Gesundheitssystem noch 20 Jahre Karenzzeit zu geben wäre untragbar für uns alle. Ein für viele ungerechtes System, das für den gesunden Menschen noch zu verkraften ist, jedoch als Patient, erst einmal in die Mühle des Gesundheitssystems gekommen, ist der Durchbruch in die Spirale nach unten garantiert. Eine Reform mit Folgen wäre wünschenswert. Die Qualität unserer Ärzte muss dazu messbar werden und ihre Honorierung klar daran gekoppelt. Ohne ein neues Fundament für ein bezahlbares Gesundheitssystem, Verteilung der Kosten auf alle Beteiligten, ist es langfristig für alle zerstörend. „Qualität hat ihren Preis“: Mögen die anderen Kassen und Vereinigungen den Mut haben, sich diesem Reformansatz von Herrn Baas anzuschließen.

Gerhard Ludwig

Nur die Spitze des Eisbergs

6./7. September: „34 Wendemanöver in zwei Stunden. Nach Unfallserie mit Verletzten: Das Abendblatt hat am Grindelberg mitgezählt“

Das ist doch nur die Spitze des Eisbergs! Parken auf Gehwegen und in Verbotszonen, Missachtung des absoluten Halteverbots, Überfahren durchgehender Linien und Geschwindigkeitsüberschreitungen: Die Gefahr, erwischt zu werden, ist gering, und die Ordnungsgelder und Geldbußen tun den meisten nicht weh. Der Straßenverkehr wurde zum rechtsfreien Raum, weil kaum noch jemand beachtet, dass die eigenen Rechte dort enden, wo die der anderen beginnen.

Eckard Wendt

Am Leben vorbeigeplant

Wenn auf der Grindelallee in zwei Stunden mehr als 30 Fahrzeuge wenden, ist das sicherlich gefährlich. Illegal hört sich sehr überzogen an. Aber vor allem ist es ja wohl ein Zeichen. Zu den 30, die verbotenerweise wenden, kommt sicherlich noch mindestens die doppelte Anzahl Fahrer dazu, die sich an die Regel halten, aber auch wenden wollen. Vielleicht sollte man also eine bedarfsgerechte Regel einführen? Verkehrsplaner machen es sich oft allzu einfach und planen am wirklichen Leben vorbei. Ich will dem regelwidrigen Wenden nicht das Wort reden, weil es ja in der Tat gefährlich ist. Aber so dicht, wie der ÖPNV auf der Grindelallee ist, gehört er längst unter die Erde. Die U-Bahn muss her.

Dr. Torsten Schulz

Beschämend

3. September: „Fluglärm – der Zorn der Bürger. Vereinbarter Zehnpunkteplan muss laut Hamburger Flugsicherung schon wieder überarbeitet werden“

Seit im April der Zehnpunkteplan zur Reduzierung des Fluglärms verabschiedet wurde, hat in unserem Teil Duvenstedts am Rande des Wittmoors der Fluglärm nicht ab-, sondern zugenommen. Flogen die Flugzeuge vorher in Sichtweite in größerer Höhe und Entfernung, so donnern sie jetzt im Tiefflug direkt über unser Haus. Es ist beschämend, wie wenig der Senat in der Lage ist, das Wohl der Bürger dieser Stadt gegen Profitgier und Wirtschaftsinteressen zu schützen.

Julia von Meer

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