Alle müssen einzahlen

21. August „Mit ihnen können Rentner rechnen“

Die Aussagen der Vorsitzenden des Beamtenbundes in Kiel zeigen die Arroganz der Beamten. Eine der dümmsten Aussagen ist der Vergleich von Äpfel und Birnen, die immer wieder gerne von den Beamten genutzt wird. Betriebsrenten haben heute nur noch wenige Rentner und wurden in den letzten Jahren deutlich gesenkt. Die zukünftigen Rentner werden damit kaum noch rechnen können.

Eine Zumutung ist der Hinweis auf die vielen angeblich unqualifizierten Arbeitnehmer, die für die geringe durchschnittliche Rente verantwortlich sein sollen. Tatsache ist, das auch sehr wohl qualifizierte Arbeitnehmer nach 45 Arbeitsjahren nicht über eine Netto-Rente von etwa 1300 bis 1400 Euro Rente kommen, aber ein Beamter, ob qualifiziert oder nicht, bereits nach fünf Arbeitsjahren Anspruch auf die Mindestpension von etwa 1430 Euro hat.

Reine Polemik ist der Hinweis auf den Zuschuss des Bundes in die Rentenkasse von etwa 83 Milliarden Euro. Die Zweckentfremdung der Rentenkasse übersteigt diesen Betrag um das Vielfache, was sehr gerne verschwiegen wird. So wurden immer wieder politische Vorhaben aus der Rentenkasse finanziert: Von Adenauer und Strauß wurde die Bundeswehr aus der Rentenkasse finanziert, Kohl finanzierte die Wiedervereinigung und ostdeutsche Renten aus der Rentenkasse, Schröder transferierte Gelder aus der Rentenkasse in die private Versicherungsgesellschaft, jahrzehntelang erfolgten Frühverrentungen auf Kosten der Rentenversicherung. Die neueste Zweckentfremdung ist die Mütterrente.

Man geht heute von einer Entnahme versicherungsfremder Leistungen von etwa 700 Milliarden Euro seit Adenauer aus. Das deutsche Rentensystem muss dringend reformiert werden, es müssen alle einzahlen, auch Beamte, Selbstständige und Freiberufler. Das wird aber ein Verein nicht erreichen können, das kann nur politisch durchgesetzt werden.

Jens Kiesel

Inakzeptable Ungerechtigkeit

Ich möchte vorweg feststellen, dass auch ich ein Gegner unnötiger Neid-Diskussionen bin, insbesondere was die Bezüge der Menschen angeht. Bei der unterschiedlichen Versorgung von Rentnern und Beamten ist es aber zweifelsfrei so, dass eine nicht länger zu akzeptierende Ungerechtigkeit besteht.

Nicht nur, dass die Beamten nicht für ihre Altersversorgung belastet werden und dass die Pensionen im Vergleich zu den Renten auch noch wesentlich höher ausfallen. Nein, diese Leistungen müssen von den Rentnern auch noch mitfinanziert werden.

Es ist schon lange nicht mehr richtig, dass die Beamten während ihrer Berufsjahre weniger verdienen. Bei den heutigen Löhnen und Gehältern ist der Lebensarbeitsverdienst der Beamten keinesfalls geringer als in der freien Wirtschaft, und das liegt nicht an der angeblich besseren Ausbildung.

Darüber hinaus gibt es eine deutliche Besserstellung in der Krankenversorgung und viele andere Vorteile bis hin zu einer Besserstellung bei der Finanzierung zum Wohneigentum, was auch eine Altersversorgung ist.

Es kann und es muss für die Zukunft heißen, dass alle Staatsbediensteten, Freiberufler und Selbstständige gleichermaßen in die Rentenkassen einzahlen und dann auch nach gleichen Regeln versorgt werden.

Nur so ist dauerhaft die Versorgung der „Alten“ gerecht zu gewährleisten und für den Staat (Das sind wir alle) zu bezahlen. Darüber hinaus glaube ich, dass die Bemessungsgrenze nach oben angepasst werden muss.

Bernd Lange

Verein unterstützen

Endlich hört einmal jemand mit dem Quatsch auf, dass jeder Rentner Betriebsrente bekommt und dass die Rentner keine Steuern zahlen. Ich möchte als Unterstützer ihrem Verein beitreten.

Claus Meyer-Balz

Wenig Sachverstand

Ich bin einige Jahre bei einer großen deutschen Reederei zur See gefahren, zuletzt als Schiffsoffizier, war dann bei einer ähnlich großen Behörde (Vergleichbarkeit) „Offizier“ und bin seit 2013 in Pension. Wäre ich weiter zur See gefahren, meine gesetzliche (Brutto-)Rente läge unter meiner jetzigen Pension. Allerdings sind meine Pensionsabzüge (100 % Steuern sowie zweimal Krankenversicherung) deutlich höher als bei meiner fiktiven gesetzlichen Rente der Seekasse. Die Reederei hätte mir jedoch eine erhebliche Betriebsrente gezahlt, das heißt die gesetzliche Rente sowie Betriebsrente der Seefahrt wären höher ausgefallen als meine jetzige Pension. Zudem hätte mich die Reederei vermutlich – in einer „betrieblichen Flaute“ – mit 55 Jahren, unter finanziellen Aufstockungen durch den Steuerzahler, in Rente geschickt.

Bevor Aussagen wie „Notfalls ziehen wir damit vor das Bundesverfassungsgericht“ in Medien verbreitet werden, sollten bereits vorhandene Regelungen verinnerlicht werden. Dass der Verein – mit dem sinnigen Namensteil Fairness – etwa den höchstrichterlichen Gerichtsentscheid verschweigt, dass Pensionen bereits einen entsprechenden Anteil einer „quasi staatlichen Betriebsrente“ beinhalten, hat mit Fairness nicht viel zu tun.

Es zeugt von wenig Sachverstand, wenn die Pension inklusive der „quasi staatliche Betriebsrente“ mit der „nur“ gesetzlichen Rente verglichen wird und auch gesetzliche Renten von Geringverdienern, Arbeitslosen usw. mit Pensionen von Beamten mit 45-50 Jahre ununterbrochener „Betriebszugehörigkeit“ verglichen werden. Warum vergleichen die Vereinsmitglieder nicht vergleichbare Rentner u. Pensionäre?

Warum stellen sie nicht dar, welche Höhe die gesetzlichen Renten und Betriebsrenten (ähnlicher großer Betrieb wie Behörden) bei vergleichbarer Ausbildung u. beruflicher Qualifikation/Tätigkeit haben? Aber bitte mit vergleichbaren Eckdaten wie 45-50 Jahre im Betrieb, vor 45-50 Jahre mit der Betriebsrente begonnen etc.

Ach ja: Da ich aus der Seefahrtzeit eine gesetzliche Rente erhalte, wird mir dieser Betrag natürlich sofort von meiner Pension abgezogen. Verschlechterungen wurden regelmäßig zeitnah auf Beamte übertragen, etwa die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf 67 Jahre. Im umgekehrten Fall klappt es nicht so gut: So konnte man in der letzten Woche lesen, dass kein Bundesland bzw. der Bund eine abschlagsfreie Pensionierung nach 45 Arbeitsjahren auf Beamte übertragen wird.

Rolf Babener

Endlich thematisiert

Schon damals, als Herr Rode überlegte, ob zwischen den Rentnern und Pensionären alles nach heutigem Stand gerecht verteilt ist, haben wir dies unterstützt. Wir sind zufrieden, dass dieses Thema wieder aufgegriffen wird und möchten uns daran beteiligen.

Bruno Sauer

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