Von oben herab behandelt

7. August: „1611 Angriffe auf städtische Mitarbeiter. Vor allem in den Jobcentern kommt es vermehrt zu Übergriffen“

Die Zahl der Angriffe auf Behördenmitarbeiter, insbesondere in den Jobcentern, kann doch niemanden ernsthaft überraschen. Die überwiegende Mehrheit der Behördenmitarbeiter, speziell in den Jobcentern, behandelt die Hilfe suchenden Bürger von oben herab, so dass sie sich fast wie Bittsteller vorkommen. Ich habe, wie viele aus meinem Bekanntenkreis, diese Erfahrung schon machen dürfen. Solange sich die Mitarbeiter in den Behörden wie Herrschende aufführen und die Bürger entsprechend behandeln, wird die Zahl der Übergriffe nicht zurückgehen.

Helmut Jung

Grünflächen fehlen

6. August: „Nikolai-Quartier: Schönheitskur für die Altstadt“

Wird die Stadt wirklich verschönert? Besteht Verschönerung nur darin, das Viertel zuzupflastern, und nicht auch ansehnlicher zu machen? Mir ist schon bei der Neugestaltung mit der Busbeschleunigung am Gänsemarkt aufgefallen, dass dort kein einziger Baum oder eine Grünfläche geschaffen wurde. Hamburg ist eine schöne Stadt, aber sie könnte noch viel schöner gestaltet werden, wenn man Bäume miteinbeziehen würde und die vorhandenen Grünflächen besser pflegen würde. Unkraut über Unkraut, wo man nur hinsieht. Ich selbst habe inzwischen schon eine Patenschaft für eine Grünfläche übernommen, aber die Hindernisse sind groß.

Manfred Hahn

Verschlimmbessert

Das Foto zeigt eine echte „Verschlimmbesserung“ und keine Schönheitskur: Es ist ein steriler Platz, ein vollkommen versiegelter Boden, kein Strauch, kein Baum. „Zum Flanieren“ soll er sein? Nein danke!

Harald Vieth

Standards ändern sich

6. August: „Qualitätsoffensive: Hamburg führt Mindeststandards für seine Krankenhäuser ein“

Medizin ist ein sich ständig wandelnder Prozess, die üblichen Behandlungen ändern sich teilweise von Jahr zu Jahr, eine gesetzliche Standardisierung wäre ein ständig hinterherhinkendes Verwaltungsmonster. Bei Patienten, die die Standardbehandlung nicht vertragen, werden die Kassen sich noch häufiger weigern, Kosten für andere Strategien zu übernehmen. Für seltenere Krankheiten gibt es oft keine Behandlungsstandards; sollen die Krankenhäuser diese dann nicht mehr behandeln dürfen? Die Qualität in den Krankenhäusern braucht nicht mehr standardisierte Abläufe, sondern wache und nicht permanent überarbeitete Ärzte und Krankenschwestern, die ausreichend Zeit haben, vollständige Anamnesen zu erheben. Übersehen wird auch, dass es Patienten oft besser geht, wenn Besuche durch Angehörige stattfinden. Wenn die Wege weiter werden, werden diese Besuche immer seltener.

Kerstin Metzler

Bagger müssen noch warten

5. August: „Dänemark baut – und Deutschland? Planung für Hinterlandanbindung des Fehmarnbelt-Tunnels stockt. Sundbrücke als Nadelöhr“

Deutschland schläft nicht, sondern prüft jetzt über ein Planfeststellungsverfahren, ob die dänischen Tunnelplanungen überhaupt genehmigungsfähig sind. Dieses deutsche Verfahren wird voraussichtlich Jahre dauern, zumal die dänischen Antragsunterlagen für die Baugenehmigung von einer erschütternden Oberflächlichkeit zeugen. Das gilt sowohl für die technischen Entwürfe als auch für die Umweltuntersuchungen, die in vielen Bereichen gesetzliche Vorgaben vernachlässigen. Dänemark kann ohne deutsche Baugenehmigung nicht mit dem Bau beginnen. Und deswegen werden die Bagger am Fehmarnbelt noch viele Jahre warten müssen, bis die Buddelei beginnen kann. Und für Verkehrsminister Dobrindt und Finanzminister Schäuble bleibt noch ausreichend Zeit zum Lösen der Finanzierungsfrage. Ein Baubeginn im kommenden Jahr, so wie es sich die dänische Regierung erträumt, ist jedenfalls völlig unrealistisch.

Hendrick Kerlen, Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung e.V.

Mündig durch Sprache

4. August: „Die deutsche Sprache, ein Standortnachteil? Die Begründung der Hamburger SPD, Gerichtsverhandlungen auch auf Englisch abzuhalten, mutet seltsam an“

Der Autor hat vollkommen recht, dass die Sprachkenntnisse des Englischen in der deutschen Bevölkerung rudimentär sind. Nach meiner Erfahrung in diesem Bereich sind sie in den letzten Jahrzehnten bei dem größten Teil der Menschen in unserem Lande eher zurückgegangen. Hinzu kommt, dass durch die Vernachlässigung des Deutschen auch unsere Muttersprache von vielen Menschen nicht mehr semantisch und grammatikalisch fehlerfrei beherrscht wird. Bekanntlich befördert die Beherrschung der Muttersprache das Denken, gibt Stimmrecht im wahren Sinne des Wortes, lässt Bürger mündig werden. Die Durchführung von Seminaren in englischer Sprache mag im Einzelfall sinnvoll sein, führt aber immer zu Verflachung und Reibungsverlusten.

Charlotte Lee

Kauderwelsch vermeiden

Ich befürchte, wenn sich dieser Plan durchsetzen sollte, dass es zu vielen Missverständnissen kommt, weil nicht jeder des Englischen so mächtig ist, schon gar nicht vor Gericht. Schon so viele englische Wörter sind in die deutsche Sprache integriert, dass man oft überlegen muss, wie es eigentlich auf Deutsch heißt: meeting, date, performance, single, bachelor, master, um nur einige zu nennen. Es kann und darf nicht sein, dass die deutsche Sprache verloren geht. Sie darf nicht zu einem Kauderwelsch verkommen.

Ingrid Kallbach

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