Bittere Kita-Wahrheit

28./29. Juni: „Kita-Studie: Hamburg fehlen 4000 Erzieher. Fachkräfte überlastet, Personalschlüssel für Betreuung der Kleinkinder schlecht“

Als alleinerziehende Mutter einer heute achtjährigen Tochter habe ich die Situation in zwei verschiedenen Kitas fast fünf Jahre lang täglich hautnah mitbekommen. Viel zu wenig Erzieherinnen, die besonders in den Krippengruppen häufig nur die Grundpflege leisten können – und manchmal nicht mal das. Der Satz „zu befürchten sei aber, dass vor dem Hintergrund der am 1. August eingeführten Beitragsfreiheit die Qualität noch mehr leiden könnte“, trifft den Kern und ist nun, nachdem alles bereits beschlossen ist, der blanke Hohn. Dies ist keine Befürchtung, sondern eine bittere Tatsache, die die Sozialbehörde zu verantworten hat. Die exorbitanten Einkommen zahlreicher Doppelverdiener und auch die Einkommen von „Normalverdienern“ hätten helfen können, die Lage zu verbessern und Kinder aus sozial schwachen Familien beitragsfrei in die Kitas kommen zu lassen.

Eva Landmann

Dringend erforderlich

Ich kann die aufgeführten Sachverhalte zu den inakzeptablen Rahmenbedingungen in den Kitas bestätigen. Ich habe über 25 Jahre als Leiter und auch als Betriebsrat im Kita-Bereich gearbeitet. Insbesondere im Krippenbereich ist die Ausstattung unverantwortlich. Eine deutlich verbesserte Personalbemessung muss als Priorität umgesetzt werden. Dies ist dringend erforderlich für eine optimale Förderung der Kinder, aber auch für akzeptable Arbeitsbedingungen der pädagogischen Fachkräfte. Dass es trotzdem eine hohe Zufriedenheit bei den Eltern gibt, ist ausschließlich dem hohen Engagement der Erzieherinnen und Erzieher zu verdanken.

Ulrich Burghardt-Wöckner

Grober Fehler

28./29. Juni: „Ukraine rückt an Europa heran – Russland droht: ‚Ernste Folgen‘“

Feindbild Russland, Sanktionen, Personenächtung: Politik aus dem Mittelalter. Die Vorgänge in der Ukraine sind im Wesentlichen ein Konflikt rivalisierender Volksgruppen, wie er dort seit Jahrhunderten zu beobachten ist. Die Einmischung des Westens durch das Assoziierungsabkommen behindert massiv den künftigen Weg, mit Russland – bei all seinen Ecken und Kanten – zu einer intensiveren politischen wie wirtschaftlichen Partnerschaft zu gelangen. Stattdessen schwimmt die Bundesrepublik weiter im Kielwasser der USA. Perspektivisch gesehen ist das ein grober Fehler der deutschen Politik.

Dr. Mario Zinnert

Seilbahn ist Senatssache!

28./29. Juni: „Die Seilbahn, eine Pein für die Hamburger SPD. Es hat taktische Gründe, dass der Senat das heikle Thema an den Bezirk delegiert hat“

Politik versteht sich als Kunst, etwas Sinnvolles und Vernünftiges gegen den Widerstand weniger Betroffener zum Wohle der Allgemeinheit durchzusetzen. Diese Kunst sollte der Hamburger Senat beherrschen. Er muss über die Genehmigung einer Seilbahn entscheiden. Die bis dahin ungetrübte Fernsicht einiger Elbhangbewohner darf dabei keine Rolle spielen. Auch dann nicht, wenn es sich hier um altgediente Genossen handelt, denen man noch etwas schuldig ist. Auch die Riesenräder in Wien oder in London dienen der Personenbeförderung, und trotzdem nimmt man sie ausschließlich als Touristenattraktion wahr. Ob eine Seilbahn über den Hamburger Hafen eine solche Attraktion sein kann, müssen die parlamentarischen Diskussionen im Rathaus und nicht nur das Abstimmungsergebnis der stimmberechtigten Bewohner des Bezirks Hamburg-Mitte ergeben.

Dieter Wiedemann

Faire Abstimmung zulassen

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Da wird gelogen und geschoben, weil Familie Kleist – SPD und ehemaliger Bürgerschaftsabgeordneter – die Seilbahn nicht will. Herr Kleist findet in den eigenen Reihen Unterstützer, die aber jedes andere „Touristen anziehende“ Objekt mitmachen. Was für ein schmutziges Geschäft soll hier mit einer weißen Weste verdeckt werden? Herr Grote, machen Sie den Weg frei für eine faire Abstimmung in ganz Hamburg!

Petra Seemann

Nicht kinderfreundlich

23. Juni: „Widerstand gegen die Neue Mitte Eppendorf. Hamburg plant Abriss des Bezirksamts Nord und von Teilen der Nikolai-Schule“

Wir haben uns bewusst für die Ganztagsschule St. Nikolai entschieden, weil wir unsere Kinder nicht aufbewahrt, sondern gut betreut und in einer den Kindern angemessenen Umgebung wissen wollen. Sollten die jetzigen Pläne, die in unseren Augen allein pekuniären Interessen und in keiner Weise der Nachfrage nach mehr Wohnungsraum für Hamburger Familien folgen, umgesetzt werden, sehen wir diese Umstände als nicht mehr gegeben an. Eine Regierung, die mit Familie und Kindern auf ihren Plakaten aktiv Werbung betreibt, kann nicht im Ernst vorhaben, eine Ganztagsschule als „Lärmschutz für Luxuswohnungen“ zu benutzen, den geringen Baumbestand auf Schulhöfen noch weiter zu reduzieren und die Kinder selbst auf wenige Quadratmeter zusammenzupferchen. Wir hoffen sehr, dass für das Projekt „Neue Mitte Eppendorf“ eine kinder- und bürgerfreundlichere Lösung gefunden wird.

Dr. Wiebke Friese

Schule nicht abreißen

Meine Familie und ich möchten uns vehement gegen einen Abriss der Grundschule St. Nikolai aussprechen. Als gebundene Ganztagsschule mit Inklusionscharakter ist diese Schule mit besonderer Sorgfalt zu betrachten. Die Kinder verbringen mindestens vier Wochentage von acht bis 15.30 Uhr in dieser Einrichtung. Das ist eine lange Zeit. Die Lenhartzstraße hat ein riesiges Verkehrsaufkommen. Unsere Kinder brauchen in einer Ganztagsschule ganz besonderen Schutz vor Lärm und besondere Möglichkeiten, sich außerhalb des Gebäudes zu bewegen. Zurzeit kann in jeder Klasse bei offenen Fenstern und Türen gelernt und gelebt werden. Zusätzlich haben die Kinder die Möglichkeit, sich auf drei unterschiedlich strukturierten Pausenhöfen zu bewegen. Das ist extrem wichtig, besonders weil die St.-Nikolai-Schule auch eine Inklusionsschule ist. Das sage ich nicht nur als Mutter, sondern auch als Kinderärztin!

Dr. med. Birte Liebig und Familie

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Briefe auch auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg