Massive Beeinträchtigung

27. Juni: „Urteil: Mieter muss wegen Rauchens nach 40 Jahren ausziehen“

Die Freiheit des einen hört dort auf, wo sie die eines anderen massiv beeinträchtigt. Raucher, die ihren eigenen Geruch nicht mehr selbst wahrnehmen, beanspruchen aber für sich, die Atemluft, das kostbarste, was wir haben, auch für andere zu verschmutzen. Kein Nichtraucher kann den stinkenden, giftigen Schwaden, die alles durchdringen, entgehen. Von mir aus könnten Raucher nach Herzenslust qualmen, wenn sie ihren Gestank und ihre Schadstoffe strikt bei sich behielten. Das gilt auch für Balkons, die für viele Menschen für Seele und Gesundheit wichtig sind. Raucher haben keine Vorstellung davon, wie sehr aus dem Fenster (oder Balkon) gerauchte Zigaretten ihre Schwaden in die Nichtraucherwohnungen leiten. Oder es ist ihnen egal.

Mark Gudow

Viel Bürokratie, wenig Nutzen

27. Juni: „Ist das Elterngeld ein Milliardenflop? Der Lohnersatz sollte die Geburtenrate heben. Nun zeigt eine Studie, dass Mütter im Gegenteil eher auf weitere Kinder verzichten“

Ja! So geht das in der Politik und auch in der Familienpolitik. Schlag nach bei Goethe: „Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage, weh dir, daß du ein Enkel bist!“ Ein Problem wird erkannt, (Steuer-)Geld wird in die Hand genommen und nach dem Gießkannenprinzip an der Oberfläche verteilt. So war es schon einmal mit dem Betreuungsgeld: viel Bürokratie und wenig Nutzen. Um die Geburtenrate mit Geld anzuheben, bedarf es einer Langfristbetrachtung. Kinder kosten, sind für das Überleben einer Gesellschaft aber nun einmal unverzichtbar. Kinder kosten aber nicht nur die ersten ein, zwei Jahre, sondern heute mehr denn je 20 Jahre und länger. Der Ausweg: ein bedingungsloses Grundeinkommen in existenzsichernder Höhe, das noch den Vorteil hätte, völlig bürokratiefrei zu sein.

Helgo Klatt

Komplette Neuorientierung

27. Juni: „Bau der U-Bahn-Station Oldenfelde beginnt 2017. Neue Haltestelle auf dem 2,6 Kilometer langen Abschnitt der U 1 zwischen Farmsen und Berne. Horner Geest folgt 2019“

Eine neue U-Bahn-Station ist ja schön und gut, aber nur eine kleine regionale Verbesserung. Was Hamburg wirklich braucht, ist eine komplette Neuorientierung im ÖPNV. Der ungehemmte, CO2-intensive Individualverkehr macht sich breiter denn je. Seit Abschaffung der Straßenbahn fehlen in Hamburg mindestens 100 Kilometer Schienenverbindungen, die nur noch mit einer Stadtbahn schnell, kostengünstig und komfortabel realisiert werden können. Jede in Europa neu gebaute oder erweiterte Stadtbahn hat sich sowohl verkehrstechnisch als auch wirtschaftlich als Glücksfall herausgestellt. Wo eine Stadtbahn fährt, erhöhen sich Urbanität, Lebensqualität und sogar der Umsatz von Handel und Gewerbe.

Jens Ode

Merkwürdig

27. Juni: „Beißer Suarez von der Fifa für neun Spiele gesperrt. Uruguays ‚Vampir‘ muss zudem 82.000 Euro Strafe zahlen“

Es ist doch merkwürdig: Die nicht zu entschuldigende „Beißattacke“ erfährt solche mediale Aufmerksamkeit und eine Sperre seitens der Fifa. Dass aber ein unfairer Spieler wie Giorgio Chiellini über 90 Minuten ständig unsauber spielt, Fouls provoziert, ständig theatralisch fällt, ständig meckert und auf den Schiedsrichter einredet, interessiert niemanden. Solche Spieler sollten gesperrt werden. Nicht „Beißattacken“ sind bis in die unteren Amateurligen an der Tagesordnung, sondern eine Spielauffassung, wie sie Chiellini an den Tag legt.

Jürgen Neffe

Problematisch

26. Juni: „Die zwielichtige Rolle der Türkei in Syrien. Unterstützt die Regierung Erdogan aktiv die radikalislamische Terrorgruppe Isis, die in Syrien und im Irak auf dem Vormarsch ist?“

Der informative, hoch interessante Artikel trägt zu einem Bild der Türkei bei, das die ohnehin problematischen Beitrittsverhandlungen mit der EU zusätzlich belasten wird. Von der Terrorgruppe Isis habe ich vor Wochen erstmals gelesen. Ich frage mich, wo, wie und wann diese Organisation entstanden ist und warum da nicht rechtzeitig gegengesteuert worden ist.

Egon Gerhardt

Hut ab vor den Spielern

26. Juni: „Lizenz zum Hoffen. Das Schiedsgericht der Handball-Bundesliga lässt den HSV Hamburg doch noch in der neuen Saison mitspielen – unter einer Bedingung“

Das Hin und Her um den HSV Handball ist ein Armutszeugnis für die Verantwortlichen im Verein. Die Leidtragenden sind die Spieler, die auch in der letzten Saison engagiert und erfolgreich gespielt haben. Warum gucken die Vereinsoffiziellen nicht einmal über die Stadtgrenzen hinweg und holen sich Ideen von den Vereinen in Kiel oder Flensburg? Offensichtlich schaffen es diese Vereine ja, sich mit ausreichend finanziellen Mitteln zu versorgen. Warum geht das in Hamburg nicht? Warum verlässt man sich auf einen Hauptfinanzier? Schon im Grundstudium BWL lernt man, es nicht bei einem „Standbein“ zu belassen. Hut ab vor den Spielern, die dem Verein in dieser desaströsen Situation treu bleiben und in der nächsten Saison sicher wieder alles geben werden.

Susanne Grabler

Not übersehen

26. Juni: „Im Dorf des Mörders. Vor einem Jahr hat ein Dorfbewohner eine Nachbarin erwürgt. Sie hatte ihn beim Diebstahl in ihrem Haus erwischt. Die Tat hat den Ort verändert. Ein Besuch in Pattensen vor den Toren Hamburgs“

So ist es mit der Idylle in den heilen Welten auf dem Dorf. Einer wird zum Mörder, weil er seinen Hunger stillen wollte und dabei erwischt wird. Er bezieht nicht mal Sozialhilfe, und keiner hat ihn über seine Rechte aufgeklärt und notfalls an die Hand genommen. Auch die Nachbarn nicht. Und in der schönen Kirche hinter belaubten Bäumen sitzt der Pfarrer, sieht nichts von der Not und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. Wer gehört eigentlich mit auf die Anklagebank?

Norbert Lange

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