Unverantwortlich

25. Juni: „EU erzwingt Korrektur an Ökostromreform. Am Freitag soll das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz stehen, doch die Große Koalition muss noch schnell nachbessern“

Die Energiepolitik der Merkel-Gabriel-Koalition, die den Ausbau der erneuerbaren Energien stoppen will und den Ausbau der konventionellen Energien fördert, ist aus folgenden Gründen unverantwortlich: Es gibt keine Alternative zu den erneuerbaren, da die konventionellen Energien bei steigendem globalen Konsum bald erschöpft sein werden. Ferner werden die konventionellen Energien immer teurer, während die erneuerbaren immer billiger werden. Der Ausbau der erneuerbaren ist viel billiger als der Import von konventionellen Energieträgern. Wenn man die volkswirtschaftlichen Folgeschäden des Einsatzes der konventionellen Energien mitrechnet, zeigt sich, wie absurd diese Politik ist. Zuletzt sind im Bereich der erneuerbaren Energien bis zu 80.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Dies nimmt die Merkel-Gabriel-Koalition billigend in Kauf.

Gerd Tschöpe

Große Gefahrenquelle

24. Juni: „18 Jahre Volksentscheid. Die Risiken der direkten Demokratie“

Ich bin Anhänger einer Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen. Nur sehe ich in der Hamburger Regelung eine große Gefahrenquelle, die auch angesprochen wird. Die Quoren für Bürgerentscheide sind entschieden zu niedrig angesetzt, sodass es zu oft dazu kommt, dass nicht das Gemeinwohl, sondern das Wohl Einzelner obsiegt. Auch werden nach meiner Ansicht manchmal zu wenige Bürger einbezogen – wie bei der Seilbahn über die Elbe, ein Thema, das ganz Hamburg angeht – und manches Mal zu viele Bürger – wie bei der Primarschule. Hier sind alle Parteien der Bürgerschaft gefragt, eine bessere Regelung zu finden.

Dieter Martens

Was ist Bildung wert?

23. Juni: „Widerstand gegen die Neue Mitte Eppendorf. Hamburg plant Abriss des Bezirksamts Nord und von Teilen der Nikolai-Schule, um 280 Wohnungen zu bauen“

Mit Spannung kann erwartet werden, wie die Senatskommission entscheidet: Was ist dem Senat Bildung wirklich wert, was Denkmalschutz und was Naturschutz? Überwiegt grundsätzlich das Interesse an teuren Eigentumswohnungen, von denen es gerade in Eppendorf ziemlich viele gibt? Ein familienfreundliches Wohnungsbaukonzept sieht jedenfalls anders aus, denn Kinder gehören zur Familie, und Schule gehört zu Kindern. Kinder sind laut und brauchen Spielfläche – gerade in einer Ganztagsschule. Unklug, alles gegeneinander auszuspielen und ausgerechnet auf einem Schulhof Wohnungen zu bauen.

Johannes Everke

Überall HafenCity

Mit dem Planungswettbewerb „Neue Mitte Eppendorf“ schießt der Bezirk über das Ziel Wohnungsbau hinaus und trifft die Grundschüler hart: Man provoziert den Konflikt Kinderlärm gegen Luxuswohnungen, spielt Schüler gegen Wohnungsnot aus und ermöglicht doch nur ein neues, investorengetriebenes Bauprojekt. Ach, und dann noch Baum- und Denkmalschutz? Beides ist fortan nichts mehr wert, wenn die Senatskommission den Bau weniger Wohnungen als grundsätzlich höheres Gut einstuft. Dann auf Wiedersehen grüne Stadt, tschüs Klinkerdenkmäler und willkommen HafenCity überall!

Jens Christian Abendroth

Unterricht geschwänzt

23. Juni: „Muslime unterrichten christliche Religion an Hamburger Schulen. Bundesweit einmaliges Pilotprojekt“

Sachbezogener Religionsunterricht über die weltweiten Religionsgemeinschaften ist für die Hamburger Schulen nicht nur gut und hilfreich, sondern wichtig und zukunftsweisend. Weshalb aber Schulsenator Ties Rabe Weltreligionen wie den Hinduismus oder Buddhismus nicht in den Unterricht einfließen lassen will, ist nicht nachvollziehbar. Kultur- und Wirtschaftsräume sind heute global zu betrachten und können nicht an den europäischen Grenzen enden. Eine zweite, wesentliche Frage schließt sich an: Sind die Lehrkräfte, die diesen neuen Unterricht erteilen werden, fachlich und pädagogisch so ausgebildet worden, dass dieses „neue Fach Religion“ wertfrei und sachlich unterrichtet werden kann? Oder sind es auch studierte Theologen der verschiedenen Religionsgemeinschaften? Solchen „pastoralen“ Unterricht haben wir schon vor vielen Jahrzehnten genossen und besonders gern geschwänzt. Nur ein Fach Religion, das dem Standard anderer Unterrichte gleicht, wird von den Schülern und Eltern gern angenommen.

Rainer L. Hild

Mal ans Publikum denken

21./22. Juni: „‚Man muss mehr um Zuschauer kämpfen‘. Schauspielhaus-Intendantin Karin Beier über ihr erstes Jahr in Hamburg und ihre Pläne“

Warum auch Karin Beier jetzt um immer weniger Interesse an den Inszenierungen im Schauspielhaus fürchtet, liegt doch klar auf der Hand. Auch ihr geht es um den Versuch, ihre eigenen Gedanken einem Publikum zu verkaufen, das nicht an derart unverständlichen Interpretierungen interessiert ist und diese Gedanken auch nicht nachvollziehen kann. Ich spreche hier von uns normalen, an guten Theaterstücken interessierten Zuschauern, die einfach einen schönen Theaterabend erleben möchten. Wir sind vier Freundinnen, die sehr viel in den Theatern dieser Stadt unterwegs sind, aber seit Jahren vor allem das Schauspielhaus meiden, da wir vom Inhalt so viel nicht verstanden haben, da die Stücke total verunstaltet wurden. Warum gerade Staatstheater so viel Freiheit haben, ist besonders unverständlich. Bitte, liebe Intendanten, denkt doch wenigstens mal darüber nach, was das ganz „normale“ Publikum möchte.

Barbara Booß

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Briefe auch auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg