Saurer Wein

20. Juni: „Die Strategie der EZB – ein Strohfeuer. Die Europäische Zentralbank will mit Milliardenkrediten die sinkende Inflation stoppen. Doch die Wirtschaft hält sich nicht ans Lehrbuch“

Gut, dass Leute wie Prof. Hansmann uns reinen Wein einschenken, auch wenn er sauer ist. Die abermalige Leitzinssenkung und Geldflutung durch die EZB beweisen doch nur, dass die Euro-Krise trotz aller Rettungsmaßnahmen längst nicht bewältigt ist – im Gegenteil. Mit dem süßen Gift des billigen Geldes werden sich die Krisenländer noch höher verschulden – ein Teufelskreis. Im ebenfalls hoch verschuldeten Deutschland dagegen brummt die Konjunktur, die bekanntlich zyklisch verläuft. Bei einer drohenden Flaute und steigender Arbeitslosigkeit fehlt bei einem Leitzins von fast null Prozent indes die wichtigste Möglichkeit der Gegensteuerung, nämlich die Zinssenkung. Diese insgesamt im hohen Maße ungesunde Entwicklung in der Euro-Zone belegt doch deutlich, wie elementar falsch es war, Ländern mit unterschiedlichsten Wirtschaftskräften eine Einheitswährung überzustülpen. Besonders hart trifft das zwangsläufig die wirtschaftlich schwachen Länder, denen das Regulativ der Abwertung genommen wurde.

Johann Bures

Nichts dazugelernt

20. Juni: „Der ferne Krieg ganz nah. Hamburger Ausstellung verbindet die Katastrophe 1914–1918 mit unserem Leben“

100 Jahre – und nichts dazugelernt. Der Erste Weltkrieg begann, weil die russischen Interessen (durch Österreich) missachtet wurden. Österreich erklärte Serbien den Krieg, Russland machte mobil, und daraus entwickelte sich die Katastrophe, die eigentlich niemand gewollt hatte. Die EU verhandelte hundert Jahre später mit der Ukraine ein Assoziierungsabkommen, ohne die russischen Interessen einzubinden. Das Ergebnis haben wir vor Augen. Damals wie heute gab es ein Netzwerk unterschiedlicher Ambitionen in Europa, doch nur wer den Ausgleich der Ziele aller Beteiligten, auch Russlands, anstrebt, kann auf Dauer den Frieden erhalten, den alle Völker dringend wünschen und brauchen. Das hat offenbar der Westen nicht aus der Situation von 1914 gelernt.

Dr. Gunter Alfke

Beispiel Köln

20. Juni: „Elbe-Seilbahn – jetzt entscheiden die Bürger. 200.000 Einwohner des Bezirks Mitte sollen am 24. August abstimmen. Senat will Ergebnis anerkennen. Das Abendblatt beantwortet elf Fragen“

Ich bin der Meinung, es sollten alle Hamburger mit entscheiden, bei einer gleichzeitigen Umfrage, wer würde mit der Seilbahn fahren und auch den Fahrpreis dafür bezahlen. Ich könnte mir vorstellen, dass eine unverbindliche Fahrpreiskalkulation berechnet werden könnte. Ich hoffe auf eine ehrliche Antwort der Hamburger Bürger. Ich war vor circa 15 Jahren in Köln gewesen und bin mit der Seilbahn über den Rhein gefahren. Ich fand es toll, diesen Blick, den man hatte. Ich war nicht der einzige Fahrgast, es waren auch andere Fahrgäste in den Gondeln. Ich muss aber auch fairerweise mitteilen – die Anlage war nicht ausgelastet. Ich für meine Person werde mit der Seilbahn fahren, und wenn mir das Gesamtbild zusagt, werde ich es meinen auswärtigen Gästen schmackhaft machen, so wie die Hafen- und Alsterrundfahrt.

Richard Hamdorf

Zustimmung fraglich

Ob die mutmaßlichen Betreiber einer Elbe-Seilbahn wirklich die Hoffnung haben, dass die Bürger in Hamburg-Mitte einer reinen kommerziellen Nutzung zustimmen werden? Bezirksamtsleiter Grote hat mit seinem Beitrag den Nagel auf den Kopf getroffen und die Stimmung sowie Befürchtungen der St.-Paulianer und Neustädter wiedergegeben. Dafür danke ich ihm.

Ingo Kleist

Bekannter Spruch

Muss der Hafen mit einer Seilbahn verunstaltet werden? Wäre es nicht sinnvoller, die Promenaden und Straßen inklusive der Grünanlagen rund um die Landungsbrücken zu sanieren und vor allem auch zu pflegen? Das wirft leider keinen Profit ab. Die Aussage von Herrn Thomas Magold – ohne finanzielles Risiko für die Stadt – was soll das? Dass ich nicht lache, den Bürger kostet das nichts! Dieser Spruch kommt mir bekannt vor. Ich denke da sofort an die Elbphilharmonie und an die U 4! Ich hoffe, die Bürger entscheiden am 24. August 2014 kompetent!

Verena von Hacht

Einhalt gebieten

19. Juni: „Calhanoglu soll von einem HSV-Arzt untersucht werden. Wechselwilliger Profi lässt sich langfristig krankschreiben – sein Club bleibt hart“

Noch im Januar verlängerte Calhanoglu seinen Vertrag beim HSV von 2016 bis 2018, um in schwierigen Zeiten „ein Zeichen“ zu setzen, da er sehr an dem Verein hängt und ihm langfristig helfen möchte. Kein halbes Jahr später gilt das alles nichts mehr, er will unter allen Umständen wechseln und versucht, vermutlich auf Anraten seines Managers, den Wechsel nach Leverkusen zu erzwingen, indem er sich für vier Wochen krankschreiben lässt. Wer gebietet diesem ganzen Treiben endlich Einhalt? Nicht das erste Mal verhält sich ein Bundesligaprofi des HSV so. Leverkusen könnte nun selber ein Zeichen setzen und Herrn Calhanoglu mitteilen, dass sie an einem Spieler, der ein derartiges Verhalten an den Tag legt, keinerlei Interesse mehr haben.

Thorsten Schulze

Empört

18. Juni: „HSV-Investor Kühne wünscht sich neuen Trainer. Klartext im ersten Interview nach der großen Vereinsreform. Er stellt Slomka infrage und empfiehlt van der Vaart, sich einen neuen Club zu suchen“

Ich bin empört, dass Sie Herrn Kühne diese Plattform bieten: Bild auf der ersten Seite und wieder ein langes Interview. Natürlich, Herr Kühne will „keinen Einfluss nehmen“. Gleichzeitig gibt er seine Ideen als Voraussetzung für sein weiteres finanzielles Engagement zum Besten. Wie viel eigene Meinung darf Karl Gernandt (Kühnes Vertrauter und künftiger Aufsichtsratchef) haben? Zieht Herr Kühne hier die Strippen?

Helga Cassens

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Briefe auch auf www.abendblatt.de

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