Volksbegehren sind teuer

4. Juni: „Volksinitiative will Hamburg in mehrere Städte aufteilen. Vorstoß stellt Stadtstaat infrage“

Es ist in Ordnung, wenn der Verein Ideen aus der Politik, den Parteien und von anderen Repräsentanten des Volkes unterstützt, aber er sollte sich hierauf beschränken, sich nicht selbst als Meinungsmacher betätigen und die Institutionen Volksbegehren und Volksabstimmung, die den Staat ja auch immer viel kosten, nicht für eigene Ziele in Anspruch nehmen. Wenn Herr Brandt politisch und staatsrechtlich etwas bewirken möchte, möge er sich in den dafür eingerichteten Institutionen betätigen, sich aber nicht in den Medien aufführen, als sei er eine als Vertretung der Bevölkerung legitimierte Instanz.

Helmut Ludwig

Zu viel Watte im Rathaus

Ob der Vorstoß von Dr. Brandt so revolutionär ist, wird man erst bei Kenntnis der Details bewerten können. Zunächst geht es einmal um die Entwicklung der Bezirksversammlungen aus dem Zustand nachgeordneter Verwaltungsausschüsse zu echten kommunalen Parlamenten mit eigenen Kompetenzen, bis hin zum alleinigen Recht, einen Bezirksbürgermeister zu wählen. Dass damit automatisch der Stadtstaat aufgelöst wird, ist nicht erkennbar, wenn man auf die Stadtstaaten Berlin und Bremen schaut. In Berlin haben die Bezirke weit mehr Kompetenzen, und in Bremen gibt es in dem zum Stadtstaat zugehörigen Bremerhaven einen eigenen Stadtrat und Oberbürgermeister. Hamburg ist folglich nur eines von drei Stadtstaat-Modellen. Als langjähriger Sprecher einer bezirklichen Seniorenvertretung mit Erfahrung in der Kommunalpolitik hätte ich mir manchmal gewünscht, im Altonaer Rathaus weniger auf Watte zu stoßen und auf die Stadtverwaltung verwiesen zu werden.

Peter-Uwe Becker, ehemaliger Vorsitzender der Seniorendelegiertenversammlung Hamburg-Altona

Handballer unterstützen!

4. Juni: „Die HSV-Handballer haben ausgespielt. Auch in zweiter Instanz keine Bundesligalizenz“

Mit Bedauern stelle ich fest, dass sich für den Verbleib der Handballer in der Ersten Liga kein Mäzen, keine Öffentlichkeit, keine Medien und keine Politik starkmachen. Wenn ich an den Rummel um den Fußball denke, finde ich es beschämend. Die Handballer zeigen gute Leistungen und haben Unterstützung verdient.

Beate Müller

Kein Hammer in der City

3. Juni: „So viele Geschäfte wie noch nie in der City. Immer mehr Modeläden, auch Supermärkte kehren zurück“

Zum bedauerlichen Wegfall inhabergeführter Läden kommt hinzu, dass sich seit einigen Jahren die großen Warenhäuser vom Konzept des Vollsortiments verabschiedet haben und verstärkt auf Kleidung und Deko setzen – als wenn daran Mangel herrschte. Man versuche mal, in der Innenstadt oder etwa der Hamburger Meile mit ihren mehr als 100 Läden Alltägliches wie einen Hammer zu kaufen. Fehlanzeige! Hierfür ist eine Exkursion in einen Baumarkt angezeigt – oder eine Online-Bestellung.

Vier Arzttermine geplatzt

2. Juni: „Retourkutsche der Ärzte für Termingarantie. Deutscher Ärztetag fordert Ausfallentschädigung, wenn Patienten Termin verpassen“

Von wegen Retourkutsche! Wie mir eine dänische Patientin berichtete, werden in Dänemark 80 Euro Strafgeld fällig, wenn ein Arzttermin nicht rechtzeitig abgesagt wird und deshalb „platzt“. In meiner heutigen Sprechstunde haben vier Patienten einen vereinbarten Termin nicht eingehalten und diesen auch nicht abgesagt. Das Strafgeld wäre also auch bei uns sinnvoll, auch um Termine für andere Patienten frei zu bekommen. Die losgetretene Diskussion um „garantierte Termine“ zäumt das Pferd vom falschen Ende auf.

Dr. Sigmund L. Blank

„Kein Plan“ nach dem Abi

31. Mai/1. Juni: „Was tun nach dem Abi? Clara, Simon und Lukas berichten über ihre Pläne nach dem Schulabschluss“

Als Mutter einer Tochter, die im letzten Jahr in Hamburg ihr Abitur bestanden hat, weiß ich, dass viele junge Leute nicht wissen, wie es weitergeht, teils weil sie „keinen Plan“ haben, teils weil sie sich vergeblich um eine Lehrstelle oder einen Studienplatz beworben haben. Ferner macht es mich betroffen, dass soziales Engagement offenbar nur erwähnenswert ist, wenn es im Ausland absolviert wird. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass so mancher Abiturient, so er sich es finanziell leisten kann, diesen „Kick“ braucht, um überhaupt auf die Idee zu kommen, „etwas Soziales“ zu machen. Das freiwillige soziale Jahr um die Ecke ist wohl nicht so cool; aber dort wird wirklich so manche helfende Hand bitter gebraucht.

Kirsten Becker

Langfristige Planung fehlt

30. Mai: „Kurz vor dem Infarkt. Jede dritte Straße in Hamburg ist marode, Staus gehören seit Jahren zum Alltag“

Wer sich Kopenhagen anschaut, muss feststellen, dass man mit Fahrrad und Auto wirklich angenehm in die Innenstadt fahren kann. Doch das war nur möglich durch erhebliche Investitionen in ein inzwischen weltweit als vorbildlich anerkanntes Verkehrssystem, das zunächst vor allem Radfahrern zugutekam. In Hamburg dagegen scheint die Ansicht vorzuherrschen, ohne diese Investitionen auszukommen. Doch wer die Verkehrssituation über die Jahre betrachtet, muss erkennen, dass die Megastaus erheblich häufiger geworden sind. Dies hat sicherlich auch mit der gewachsenen Attraktivität Hamburgs zu tun, was sich in mehr Pendlerverkehr und erheblich mehr Lkw-Verkehr zeigt. Wo ist eigentlich die langfristige Verkehrsplanung Hamburgs?

Severin Freischütz

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