Entindustrialisierung

30. Mai: „Kurz vor dem Infarkt. Jede dritte Straße in Hamburg ist marode, viele Brücken sind sanierungsbedürftig. Staus gehören seit Jahren zum Alltag. In der fünfteiligen Abendblatt-Serie geht es um eine Bestandsaufnahme und mögliche Lösungen. Heute Teil 2: Der alltägliche Stillstand auf den Straßen“

Unbestritten müssen die Straßen in und um Hamburg modernisiert und auch erweitert werden. Jetzt rächt sich aber die fehlende politische Zusammenarbeit zwischen Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen zumindest bei der weiteren Elbquerung, die den Ballungsraum Hamburg entlasten würde. Jedes Land hatte wohl Bedenken, dass dadurch die Unternehmen in das Umland abziehen könnten. Diese Bedenken sind vorbei: Sie tun es schon, denn die Speditionen sind es leid, stundenlang täglich im Stau zu stehen. Handwerker müssen die lange Anfahrt selbst tragen. Dadurch kommen noch mehr Pendler auf die Straße, die zu den weiter entfernten Arbeitsplätzen fahren müssen. Zum Vergleich: Für die Strecke Hamburg-Heimfeld bis zum Dreieck Nordwest braucht man mittlerweile mindestens eine Stunde – eher wohl mehr. Die gesamte Bausituation bezeichne ich als „Entindustrialisierung“ Hamburgs.

Holger Matthies

Unnötige Debatte

Reaktion einer Leserin auf einen Leserbrief vom 30. Mai zum Interview mit Monica Lierhaus („28./29. Mai: ,Hadern führt mich nicht weiter‘. Vier Monate lag Monica Lierhaus, Star der ‚Sportschau‘, im künstlichen Koma. Doch mit eisernem Willen hat sie sich ins Leben zurückgekämpft. Und wird nun aus Brasilien von der WM berichten“)

Durch Veröffentlichung derartiger Leserzuschriften aktivieren Sie wieder einmal eine unnötige Neidwelle und eine Debatte gegen Frau Lierhaus. Das empört mich. Hat diese Dame nicht schon genug erlitten und gelitten durch so einen schweren Schicksalsschlag, der sie mitten aus einer erfolgreichen Karriere riss? Wir finden es sehr mutig, mit dieser Behinderung im Sprachzentrum dennoch öffentlich aufzutreten, um für eine Lotterie, die vielen Behinderten hilft, Gelder einzuwerben. Seien wir dankbar, dass dann sogar eine so von der Gesundheit sehr geschlagene Frau Lierhaus, die auch andere motiviert, kämpft und zeigt, dass das Leben weitergeht und man nie aufgeben soll. Ich gönne ihr jeden Erfolg.

Anke Homann

Glänzender Vorschlag

28./29. Mai: „Koalition? Nein danke. In den Bezirksversammlungen sollte es um Themen gehen, nicht um Fraktionen“

Glänzender Vorschlag für einen angemessenen Umgang mit der Zwitterstellung der Bezirksversammlungen zwischen ihrer rechtlichen Bestimmung als Verwaltungsausschuss und dem Anspruch nach politischer Gestaltung im Bezirk. Wenn schon kein Parlament, dann auch keine unangemessenen Rituale, die in der Regel zulasten des kleineren Partners gehen und die Offenheit für attraktive Alternativen und flexibles Handeln beschneiden. Die nicht parteipolitisch festgelegten Initiativen in den Bereichen Kultur, Sport, Umwelt und Stadtentwicklung würden eine größere Offenheit und mehr Bereitschaft zum Dialog sehr begrüßen.

Götz v. Grone, Mietergruppe Hayn-Hegestraße

Sehr gefährlich

28./29. Mai: „Schüler sollen eigene Computer im Unterricht benutzen. Senator startet Pilotprojekt. WLAN in allen Klassen. 1300 Jugendliche lernen künftig mit Laptops und Smartphones“

Statt die jungen Leute zurück ins reale Leben zu holen und ihnen eine Lebensweltorientierung zu geben, sollen sie nun auch noch pädagogisch in den digitalen Moloch begleitet werden, der dank Google & Co. nur noch personalisierte und gefilterte Realitäten vorspiegelt! Das halte ich für sehr gefährlich!

Dr. Andreas Franke-Thiele

Überfällig

Was Hamburg als Pilotprojekt anpreist, ist seit mindestens zehn Jahren überfällig und zeigt, wie weit die Politik von der Realität entfernt ist. Es gibt kaum noch Berufe, in denen ein souveräner Umgang mit Computern und Internet nicht verlangt wird. Die Kultusminister haben eine Entwicklung verpennt, die überall offensichtlich ist. Wenigstens unsere Jugend lebt bereits in der digitalen Welt, sonst könnte sie in der modernen Wirtschaft nicht bestehen. Hoffen wir nun, dass das Hamburger Projekt wie ein Weckruf durch die Nation hallt.

Christiane Mielck-Retzdorff

Kreativität gefragt

28./29. Mai: „Was Hamburg für Radfahrer tut. Neue Strecken links und rechts der Alster. Weiterer Radweg führt vom Großmarkt in die Vier- und Marschlande“

Leider wird bei all den guten Planungen zum Ausbau des Radnetzes vergessen, dass ein Radfahrer auch mal „ankommt“ und sein Rad abstellen möchte und zwar möglichst so, dass es auch noch da ist, wenn man vom Einkaufen, aus dem Kino oder aus dem Café zurückkommt. Aktuell steht die Suche nach einem Radparker in Hamburg der Suche nach einem Pkw-Parkplatz in nichts nach. Und wenn es möglichst kein „Felgenkiller-Radparker“ sein soll, ist Kreativität gefragt. Dann muss man sich nach Bauzäunen und Bäumen umsehen, die als Ersatz herhalten können.

Kerstin Bork

Schockiert

27. Mai: „Motiv geändert – Paintbus rollt jetzt durch Hamburg“

Ich bin schockiert! Ein Zehntklässler ist doch reif genug, um zu wissen, dass ein Molotowcocktail-Werfer etwas oder jemanden brennen sehen will. Ohne Rücksicht auf Leib und Leben. Wieso wurde dieses Bild nicht sofort beiseitegelegt und der Schüler zu einem Antigewaltseminar geschickt? Stattdessen haben Lehrer in der Jury dieses Bild zum Sieger erklärt. Sollten Lehrer nicht Gewalt ächten und die Schüler dazu aufklären? Auch die VHH (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein) hat sich windelweich verhalten: das Bild abzuändern, denn es könnte zu Gewalt aufrufen. Die VHH hätte das gesamte Bild ablehnen oder zensurfrei übernehmen müssen, um jedem vor Augen zu führen, wie weit Gewalt von links heutzutage bagatellisiert, ja sogar begrüßt wird.

Carola Basche

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Briefe auch auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg