Kein Honorar für Festredner

24./25. Mai: „Festredner provoziert Bundestag. Unionsabgeordnete verlassen Saal bei Rede des deutschiranischen Schriftstellers Navid Kermani“

Ich fühle mich auch provoziert, insbesondere von Herrn Lammert. Wie kann ein den meisten Bundesbürgern vermutlich völlig unbekannter Schriftsteller Festredner werden, der offensichtlich nicht den Unterschied zwischen einem politischen Flüchtling und einem nicht politischen Flüchtling kennt. Ich kann nur hoffen, dass Herr Kermani kein Honorar für seine Festrede erhalten hat.

Hans-Peter Hansen

Mangelhaftes Taktgefühl

Dass ein Festredner persönliche Kritik in den Vordergrund stellt, ist nicht üblich. Ein Festakt anlässlich des Grundgesetzes ist keine Diskussionsrunde. Haben öffentlich wirksame Intellektuelle kein Taktgefühl? Im Grundgesetz steht nichts über Umgangsformen, aber man sollte sie kennen, weil deren Mangel das Zusammenleben belastet.

Michael Siebke

Anrührend

Die Überschrift ist falsch gewählt, wenn man die Rede gehört hat. Endlich einmal nicht die übliche Lobhudelei zu diesen Gedenktagen, sondern neben viel Lob für das Grundgesetz auch kritische Anmerkungen. Anmerkungen, die unsere Politiker, die das Grundgesetz verwässern möchten, zum Nachdenken anregen sollen. Dem Bundestagspräsidenten, der diesen Redner vorgeschlagen hat, sei Dank. Falls einige seiner Parteifreunde den Saal verlassen haben, ist das beschämend und kleingeistig. Die Rede dieses deutschen Staatsbürgers mit iranischen Wurzeln war nicht provozierend, sondern nachdenklich und anrührend.

Dieter Nolte

Chance vertan

24./25. Mai: „Was sich bei der Rente ändert. Bundestag stimmt schwarz-roten Vorschlägen zu. Neun Unionsabgeordnete dagegen“

Nur eine Große Koalition hat die Möglichkeit, eine grundlegende Reform der Altersbezüge durchzuführen unter Einschluss aller Erwerbstätigen. Diese Chance wurde vertan. Stattdessen wurde ein 160 Milliarden teures Rentenpaket verabschiedet, das die Beitragszahler belasten und das Rentenniveau weiter absenken wird. Im Gegensatz dazu steigen die Pensionen nach jeder Tarifverhandlung im öffentlichen Dienst, sodass sich die Schere zwischen den Pensionen und den Renten immer weiter öffnet. Das führt zu einer steigenden Belastung der öffentlichen Haushalte, engt den Spielraum für Investitionen ein und birgt Konfliktpotenzial in sich für die Zukunft, aber da parteiübergreifend die größte Koalition im Bundestag Beamte sind, ist eine grundlegende Reform nicht zu erwarten.

Reinhard von Kamptz

Mehr als optimistisch

23. Mai: „437.000 Zuwanderer – Gauck fordert ein ‚neues deutsches Wir‘“

Herr Gauck in allen Ehren, aber es ist leichter, im Schloss Bellevue hübsche Reden zum Migrantenproblem zu entwerfen und eine Einbürgerungsfeier zu machen, als sich die Basis genauer anzuschauen. Vielleicht sollte der Präsident mal morgens in eine Hamburger S-Bahn einsteigen, eine Grundschule in Mümmelmannsberg besuchen oder bei einem Mitarbeiter im Sozialamt einer Morgenschicht beiwohnen. Von einer „Bereicherung“ durch die Migranten zu sprechen ist mehr als optimistisch. Deutsche Langzeitarbeitslose ohne Ausbildung gibt es schon genug, und die hoch qualifizierten Einwanderer werden in den Herkunftsländern selbst dringend gebraucht. Wir werden vermutlich jährlich eine halbe Million Einwanderer akzeptieren müssen, aber das schönzureden und eine „Lehrstunde“ für die Deutschen zu halten ist mehr als entbehrlich.

Dr. med. Dr. päd. Dietger Heitele

Inhaltlich „daneben“

23. Mai: Lesermeinung zum Fragebogen „Wie beurteilen Sie die Verkehrsinfrastruktur in Hamburg?“

Mit dem Fragebogen bekleckert sich die Redaktion nicht gerade mit Ruhm. Abgesehen davon, dass wieder einmal versucht wird, Politik zu machen, ist der Fragebogen inhaltlich insbesondere deswegen „daneben“, weil sich die Frage sieben zu den übrigen Fragen in keinster Weise verhält. Während nämlich Letztere auf die Beantwortung zielen, welche Verkehrsprojekte im Rahmen der Verkehrsinfrastruktur-Sicherung in Hamburg in Angriff genommen werden sollten, hat die Frage sieben die Verhinderung eines solchen Verkehrsprojekts im Fokus und suggeriert unterschwellig, dass die durch den Nichtbau der Lärmschutzdeckel „eingesparten“ finanziellen Mittel für die anderen im Fragebogen bezeichneten Projekte verwendet werden könnten. Obwohl das Abendblatt weiß, dass dem nicht so wäre, wird fahrlässig ein Fass geöffnet, auf dem der Deckel gewissermaßen schon liegt und nur noch festgedrückt werden muss. Und dies nicht nur aus Lärmschutzgründen, sondern auch zur Bekämpfung der Schadstoffbelastung im Hamburger Westen, die überwiegend auf Autoabgase und Reifenabrieb zurückzuführen ist, daneben allerdings auch noch auf die Absonderungen der das Airbus-Gelände anfliegenden Flugzeuge. Dass im Übrigen trotz immenser Schadstoffbelastung der Luft munter die sogenannten Othmarschen-Höfe errichtet werden dürfen, lässt sich wohl nur mit einem zukünftigen Deckelbau rechtfertigen.

Peter Wölber

Super Voraussetzungen?

23. Mai: „Hamburg plant für Olympia neuen Stadtteil auf Elbinsel. Tausende Wohnungen auf dem Kleinen Grasbrook. Sportsenator Neumann: Investitionen nützen für Jahrzehnte danach“

Auf der Elbinsel sollen also ein Olympiastadion und eine Schwimm- und Handballhalle entstehen. Wer bitte soll nach den Olympischen Spielen diese Handballhalle nutzen? Hat Herr Neumann nicht mitbekommen, dass es den HSV Handball vielleicht bald gar nicht mehr gibt? Die Wirklichkeit sieht so aus: Die Hamburger Sportverbände müssen aus Geldmangel ihre Trainer entlassen, und den Hamburger Profisportlern, zum Beispiel dem HSV Handball, fehlt die Unterstützung aus der Hamburger Wirtschaft. Das sind doch super Voraussetzungen für eine Olympiabewerbung, oder?

Kirsten Schönhoff

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