Schwer zu durchschauen

4. April: „Scheitert der Rückkauf der Energienetze doch? Regelungen zum Mindestpreis könnten das Geschäft bei der Fernwärme noch verhindern“

Hier zeigt sich der Pferdefuß aller Volksentscheide. Sie können weder europäisches und deutsches Recht noch bestehende vertragliche Vereinbarungen brechen. Das jeweils im Einzelfall bis ins Letzte zu durchschauen ist in vielen Fällen für den Bürger kaum möglich. So besteht die Gefahr, dass die Exekutive diese Form der direkten Demokratie auch nutzt, um Zeit zu gewinnen und Luft aus dem Bürgerunmut herauszulassen, um dann später nach eigener Interessenlage zu handeln. Dann doch lieber eine ehrliche, lupenreine repräsentative Demokratie. Da kann man der Regierung pauschal nach vier Jahren die Quittung erteilen.

Uwe-Carsten Edeler

Handfeste Eigeninteressen

3. April: „Verständnis für Putin, Wut auf Amerika. Warum schlagen so viele Deutsche auf das Land ein, das uns die Freiheit brachte?“

Ich stimme den Ausführungen mit zwei Einschränkungen zu. Amerika hat uns nicht 40 Jahre vor dem Einfluss des Kreml bewahrt, weil es die Deutschen so liebt, sondern weil handfeste Eigeninteressen vorlagen, wie bei allen anderen Kriegen und Operationen, die Amerika seit 1945 angezettelt hat. Das ändert nichts daran, dass wir dafür durchaus dankbar sein können. Und die Gräuel des Irak im eigenen Land sowie gegenüber Kuwait und Iran sind zwar durchaus verachtenswert, aber der Irak wurde reichlich mit Waffen von Amerika ausgerüstet, zumindest beim ersten Krieg gegen den Iran, als es um die Durchsetzung handfester eigener Interessen ging. Bei der Befreiung von Kuwait sind ihnen dann die eigenen Raketen um die Ohren geflogen. Es bleibt dabei: Amerika sollte sich zurückhalten, dem Rest der Welt Belehrungen über Menschenrechte zu erteilen.

Jürgen Möschwitzer

Auf den Punkt gebracht

Die Schlagzeile bringt es auf den Punkt: Zur Krise auf der Krim formulieren viele Mitbürger sowie etliche Medien sehr häufig Beiträge, die einen tief verwurzelten Hass auf die USA deutlich werden lassen. Die imperialistische Politik Russlands wird schöngeredet, der „böse Bube“ ist erneut der US-Amerikaner. Sicherlich gilt es auch, die Politik der West-Staaten kritisch zu begleiten. Aber das unendliche Verständnis für Wladimir Putin muss gerade deutsche Bürger eigentlich sehr verwundern – haben die Amerikaner doch die Freiheit nach Deutschland gebracht und für viele Jahre militärisch abgesichert. Die frühere totalitäre Sowjetunion hingegen hat nach dem Zweiten Weltkrieg halb Europa unterdrückt, kolonialisiert und ausgebeutet.

Dr. Manfred Schwarz

Nur mit Härte aufzuhalten

Diktator Putin hat schon einmal 40.000 Soldaten zur Ost-Ukraine abkommandiert. Er wird jetzt immer wieder betonen, dass er keine Annektion der Ost-Ukraine beabsichtige. Da aber doch so viele Russen in dieser Region leben, wird er früher oder später einmarschieren. Zu verhindern ist das nur durch die gleiche Anzahl von Soldaten auf der anderen Seite. Ich ahne schon, wie Herr Steinmeier mit seinen Amtskollegen auf natürlichen diplomatischen Wegen wirkungslos protestiert. Putin kann man nur mit Entschlossenheit und Härte aufhalten. Er träumt noch immer von einem großrussischen Reich.

Dieter Schönfeldt

Visionen fehlen

3. April: „‚Das Volk liebt den Stillstand‘. Publizist Roger Willemsen saß ein Jahr lang auf der Tribüne im Bundestag. “

Die Philosophie von Roger Willemsen greift zu kurz. Denn das größte Reformhindernis in Deutschland besteht weniger in der Angst vieler Menschen vor Veränderungen als vielmehr in Politikern, die mit dem Begriff „Visionen“ überhaupt nichts mehr anfangen können. Diese haben sich vornehmlich für ihren Beruf entschieden, um Karriere zu machen, was gerade in verkrusteten Strukturen am besten durch Anpassung und eben nicht durch kreative Querdenkerei funktioniert. Deswegen kann man den hiesigen Stillstand, der sich kaum von jenem in Südeuropa unterscheidet, nicht zu sehr auf die Bevölkerung schieben. Zumal ein Regierungschef wie Willy Brandt gezeigt hat, dass man mit genügend Idealismus sehr wohl auch in der „trägen“ Bundesrepublik eine Aufbruchstimmung initiieren kann.

Rasmus Ph. Helt

Belastet die Umwelt

3. April: „Die Stadt der Dichter und Dämmer. Viele Wohnhäuser in Deutschland sollen in den nächsten Jahren energetisch saniert werden“

Endlich einmal ein ungeschönter Bericht über den Wahnsinn Dämmung. Hoffentlich findet er weite Verbreitung – besonders unter den vielen Energie-Beratern und ausführenden Handwerksbetrieben. Zu erwähnen wäre noch, dass bereits die Produktion von Dämmmaterialien stark umweltbelastend und energiefressend ist.

Andreas Kirchner, Umweltberatung

Urteil wird untergraben

3. April: „Netzer will Hoeneß im Gefängnis Landsberg besuchen“

Durch Solidaritätsbekundungen dieser Art wird versucht, das in einem rechtmäßigen, nach der Strafprozessordnung durchgeführten Strafverfahren gefundene Urteil mit kumpelhaften Maßstäben moralisch zu untergraben und ad absurdum zu führen. Vielleicht will auch Herr Hoeneß solche Kumpanei gar nicht.

Wilhelm Rhauderwiek

Der brettert!

2. April: „Nö Jonny. Am 11. April erscheint Jan Delays Rock-Album ‚Hammer & Michel‘. Ein offener Brief eines schon jetzt Enttäuschten“

Auch wenn ich kein herausragender Fan von Jan Delay bin und mir sein Sinneswandel nicht zu Herzen geht: Der offene Brief von Joachim Mischke – der brettert! Der eine oder andere Text dieses Formats dann und wann in diesem oder jenen Ressort – das würde ich mir vom Abendblatt wünschen.

Birte Baldauf

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