Verzicht auf familiäre Idylle

2. April: „Ist der Lufthansa-Streik gerechtfertigt? Die Herren der Lüfte kleben an ihren Privilegien“

Der Autor scheint keine Kenntnis vom Alltag eines Piloten zu haben. Ein Fußballprofi verdient deshalb so viel, weil er bis maximal 35 als ein solcher arbeiten und Geld verdienen kann. Danach ist der Großteil arbeitslos. Ein Pilot verzichtet mindestens 30 Jahre seines Lebens auf familiäre Idylle und Regelmäßigkeit. Ganz zu schweigen vom erhöhten Krebsrisiko, Gesundheitsschäden durch Schichtdienst, immer stressigere Flugpläne und eben die Sorge, jene 100.000 Euro Ausbildungskosten zurückzuzahlen, weil sein Arbeitsplatz durch Geiz-ist-geil-Mentalität täglich gefährdet ist.

Ronny Strowick

Gar nicht so abwegig

2. April: Lesermeinung zur Karikatur auf Seite 2

Die Karikatur ist gar nicht so abwegig. Ich war Flugbegleiterin bei Lufthansa. Bei einem angekündigten Streik des Kabinenpersonals in den 70er-Jahren sollten kurzfristig Bodenleute und Hilfskräfte im Schnelldurchgang „fit gemacht“ werden für den Service. Wenn man bedenkt, dass das Kabinenpersonal für die Sicherheit an Bord verantwortlich ist, ein Unding. Zum Glück wurde der Streik in letzter Minute abgeblasen.

Elisabeth Tibi Thomann

Der Vergleich hinkt

1. April: „Schäuble vergleicht Krim mit Sudeten. Finanzminister sieht Parallelen zwischen Putins und Hitlers Vorgehen. Die Kanzlerin nicht“

Nicht zum ersten Mal fällt mir Minister Schäuble durch oberflächliche Geschichtskenntnisse auf. Der Vergleich der Krim mit den Sudeten hinkt insofern heftig, als der Inbesitznahme der von Deutschen bevölkerten westlichen Tschechoslowakei das sogenannte Münchner Abkommen vom September 1938 vorausgegangen war, das, zwischen Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland geschlossen, dem Deutschen Reich dieses Gebiet ausdrücklich zugesprochen hatte. Nichts dergleichen ist der kürzlichen Besetzung der Krim durch die Russen vorausgegangen.

Hans-Otto Schulze

Recht ordentlicher Zuwachs

1. April: „Hausbesitzer wollen Pakt mit Scholz kündigen. Bürgermeister plädiert für Mietpreisbremse“

Es ist wichtig, dem Wucher auf dem Wohnungsmarkt Einhalt zu gebieten. Vorgesehen ist, dass bei Mieterwechsel der Vermieter eine Miete verlangen kann, die maximal zehn Prozent über dem Mietenspiegel liegt. Das ist doch ein recht ordentlicher Zuwachs. Dabei darf nicht vergessen werden, dass bei Herausgabe des nächsten Mietenspiegels wieder die nächste Mieterhöhung fällig wird, und das immer so weiter. Dieser Automatismus garantiert dem Vermieter steigende Mieteinnahmen, und das zum Teil in zweistelligen Prozentsätzen. Warum also der Aufschrei? Und der Auftritt des Bürgermeisters bei Günther Jauch war in meinen Augen nicht nassforsch, dieses Attribut passt eher zu dem Auftreten von Herrn Lindner und dem teilnehmenden Makler.

Hans Bock

Auf dem richtigen Weg

Allein die wütende Reaktion des Chefs des Grundeigentümerverbands zeigt, dass der Gesetzgeber auf dem richtigen Weg ist. Es ist doch der Steuerzahler, der die Aufstockung einiger „Fantasiemieten“ entrichten müsste. Auch die Vermieter und Kapitalgeber für die Bauwirtschaft haben gewisse Normen zu beachten, wenn sie in den Wohnungsbau investieren. Letzterer ist kein Gemischtwarenhandel, wo der Markt die Gewinne bestimmt. Und das meinen wir als Eigentümer, nicht als Mieter.

Friedrich und Rita Buchsbaum

Urteil lässt Schlupfloch

1. April: „Uno-Gericht stoppt Japans Jagd auf Wale. ‚Forschungsprogramm‘ verstoße gegen Moratorium“

Das Urteil des Internationalen Gerichtshofs ist ein Schritt in die richtige Richtung, versäumt aber leider, die völlig überflüssige Tötung von Walen zu Forschungszwecken als solche zu ächten. Den Japanern wird wieder ein Schlupfloch gelassen. Ich rechne damit, dass diese ihr „Forschungsprogramm“ umgehend überarbeiten werden, nicht zum Besten der Wale, sondern zur Fortsetzung der Fangaktivitäten. Eine erneute gerichtliche Überprüfung dürfte dann wieder einige Jahre in Anspruch nehmen. Währenddessen wird die japanische Fangflotte weiter in australischen Hoheitsgewässern wildern. Es bleibt abzuwarten, ob man sich in diesem Fall dort endlich bereitfindet, wirksame Maßnahmen zu ergreifen oder dies wie in der Vergangenheit entsprechend engagierten nicht staatlichen Organisationen überlässt.

Dr. Helmut Kersten

Nicht verwunderlich

31. März: „Mathe-Abitur: Niveau in Hamburg sinkt deutlich“

Dass die Ansprüche im Fach Mathematik in den letzten Jahrzehnten erheblich gesunken sind, ist an sich nichts Neues und im gesamten Fächerkanon der Fall. Verwunderlich ist dies nicht, wenn man bedenkt, in welchem Umfang die Anzahl der Abiturienten gestiegen ist. 50 Prozent eines Schülerjahrgangs und mehr zum Abitur zu führen bedeutet nichts anderes, als an den Anforderungen Abstriche machen zu müssen. Vergessen wir nicht, Bildung, Geist und Verstand sind die einzigen Ressourcen, über die Deutschland in nennenswertem Umfang verfügt. Versiegen diese Quellen – und vieles deutet darauf hin, dass sie systematisch zum Versiegen gebracht werden –, werden wir uns in schon nicht allzu langer Zeit auf dem Niveau von Schwellenländern befinden, im Gegensatz zu diesen allerdings abwärts gerichtet.

Dr. Uwe Gersting

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