Perfektes Chaos

21. März: „Ist Hamburgs Turbo-Abi noch zu halten? CDU geht auf Volksinitiative zu. Gymnasien sollen selbst über G8 und G9 entscheiden“

Die völlig übereilte und aktionistische Einführung des Schmalspurabiturs G8 im Jahr 2002 hat damals schon Schulen und Schulbuchverlage in massive, bis heute kaum gelöste organisatorische Probleme gestürzt. Sollte es, wie angedacht, dazu kommen, dass an ein und demselben Gymnasium G8 und G9 simultan durchgeführt werden, wäre das organisatorische Chaos perfekt, das soziale Gefüge unter den Schülern nachhaltig gestört und der schon vorhandene Schultourismus gefördert.

Dr. med. Dietger Heitele

Gegenseitige Verständigung

20. März: „Keine Neutralität gegenüber Putin! Es sollte jetzt vielmehr darum gehen, die Werte und Prinzipien der EU und der transatlantischen Partnerschaft zu verteidigen“

Schon vergessen: Es war der transatlantische Partner, der ohne Uno-Mandat ebenso völkerrechtswidrig Krieg im Irak geführt hat. Und es ist die EU, die mit einer nicht gewählten Übergangsregierung (auch rechtswidrig?) ein Assoziierungsabkommen schließen will. Wenn wir den Frieden in Europa und in der Welt nicht gefährden wollen, kommen wir nicht umhin, eine deutlich eigenständigere, intelligentere Position gegenüber Russland und den USA einzunehmen. Gegenseitige Verständigung und Rücksichtnahme – auch gegenüber Russland – heißt das Gebot. Diese Auffassung kann man auch haben, ohne Putin zu mögen.

Peter-Christian Flörecke

Viele Fragen

20. März: „Bilder für einen Albtraum. Sexting, das Verschicken eigener Intimfotos an Vertraute, ist unter Jugendlichen weit verbreitet. Was als Liebesbeweis beginnt, wird zum Schrecken – wenn die Bilder unkontrollierbar in sozialen Netzwerken kursieren.“

Ich vermisse im Artikel die Fragestellung, warum Jugendliche sich selbst, ohne Zwang, nackt im Netz präsentieren. Geltungsbedürfnis, Prahlerei wird nur kurz als Grund genannt, ist jedoch sozialpsychologisch ebenso relevant wie Rache. Warum machen sich die Täter zu Opfern? Warum wissen die Eltern von alldem nichts? Und was ist los mit den jungen Menschen und deren Familien, dass das Bedürfnis, etwas zu gelten, jede Vorsicht vergessen lässt?

Lorenz Prien

Unterversorgung

20. März: „So ist die Stadt mit Ärzten versorgt. In den Bezirken Mitte und Bergedorf fehlen Kinderärzte, in Wandsbek Gynäkologen. Generellen Mangel gibt es nicht“

Die Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung verschönt die wahre hausärztliche Versorgung in Hamburg. Das haben Statistiken so an sich. Sie sagt nichts über die Versorgungskapazität der Hausärzte aus. Die durchschnittlichen Hausarztpraxen mit circa 800 Scheinen pro Quartal, die Patienten mit Mehrfachkrankheiten und sehr hohem medizinischen Betreuungsaufwand behandeln, sind völlig überlastet und wirtschaftlich nicht tragfähig, abgesehen von der überbordenden Kassenbürokratie. Das Problem war also Unter-, Fehl- und Überversorgung in der Vergangenheit und wird in Zukunft galoppierend zunehmende Unterversorgung angesichts der massenhaft glücklich in den Ruhestand gehenden Hausärztinnen und -ärzte sein.

Ingolf Resa, Hausarzt in Hamburg-Barmbek

Unmenschlicher Sparzwang

19. März: „Euro-Krise trifft die Schwächsten. OECD-Studie zeichnet düsteres Bild der Schuldenstaaten. Deutschland dagegen habe Turbulenzen gestärkt überstanden“

Wenn Europa griechische, irische oder spanische Banken rettet, wen rettet es da? Dann rettet es die Aktionäre der anderen europäischen Banken, auch der deutschen Banken, die (leichtfertig?) einen großen Teil der deutschen Exportüberschüsse dort angelegt haben. Wer bezahlt? Zum einen die griechischen, irischen und spanischen Bürger, denen ein fast unmenschlicher Sparzwang verordnet wurde, zum anderen wir alle, die die Kosten der Krise in Form einer höheren Staatsverschuldung schultern müssen. Ist es da verwunderlich, dass sich eine europaweite Bürgerinitiative auf den Weg gemacht hat, die ein Grundeinkommen für alle europäischen Bürger fordert?

Helgo Klatt

Verbindende Grundwerte

19. März: „AfD-Chef Lucke bringt Partei auf Linie. Der Vorstand der Euro-Kritiker-Partei soll effektiver arbeiten. Fast ein Jahr nach ihrer Gründung will sie sich auch sechs Leitlinien geben“

Der Autor fragt: Kann eine Partei ohne verbindende Grundwerte, ohne weltanschauliches Grundgerüst, ohne geistigen und sittlichen Unterbau auskommen? Geht es nicht noch ein wenig voluminöser? Man muss kein Anhänger der AfD sein, um hier nicht Partei zu ergreifen. Im gleichen Artikel werden deren Leitlinien zitiert: Rechtsstaat, Demokratie, Gewaltenteilung, Subsidiarität, soziale Marktwirtschaft, Verantwortung, Transparenz und Nachhaltigkeit. Sind das keine Grundwerte? Müssen es immer die Plattitüden Freiheit und Gerechtigkeit sein, die der Autor ausdrücklich vermisst?

Dieter Brandes

Zollabfertigung zu langsam

19. März: „Schiffsmakler kritisieren Hafenbürokratie. Ein Jahr nach Abschaffung der Freizone: Politik und Zollverwaltung ziehen positive Bilanz.“

Die Zollabfertigung ist wesentlich langsamer geworden. Man wartet auf seinen Zollentscheid ein bis zwei Tage; ist der Zollentscheid zum Zeitpunkt der Verladung nicht vorhanden, muss ein Verwahrerwechsel beantragt werden, welcher an die Zollabfertigungsleitung Waltershof geschickt werden muss. Durchschnittliche Bearbeitungszeit: fünf bis sechs Stunden. Muss ein Container beschaut werden – Bearbeitungszeit bis zu zwei Werktage. Mit diesen Abfertigungsprozessen aufseiten des Zolls ist eine verlässliche Importabwicklung leider nicht möglich.

Sven König

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