Anstrengend

11. März: „Erster Prozesstag. Hoeneß schockt mit Geständnis: 18,5 Millionen Euro hinterzogen. Steuerbetrug viel größer, als ihm vorgeworfen wird“

Inzwischen ist es anstrengend, wenn von Uli Hoeneß und seinen Sympathisanten immer wieder das soziale Engagement als Appell für richterliche Milde hervorgeholt wird. Lassen Sie uns doch einfach mathematisch sein Gutmenschentum gegenrechnen: 18,5 Millionen Steuern hinterzogen, minus fünf Millionen davon gespendet, gleich 13,5 Millionen netto von der Sozialgemeinschaft zum eigenen Vorteil einbehalten. Noch Fragen?

Heino Hilbig

Fehl am Platze

11. März: „Was tun mit Hoeneß? Das Geständnis nach dem Geständnis macht selbst seine Bewunderer sprachlos“

Den Medien und Stammtischen vorzuwerfen, den jetzt freigesprochenen Ex-Präsidenten Wulff und den jetzt vor Gericht stehenden Bayern-Präsidenten Hoeneß gleichermaßen vorverurteilt zu haben, ist fehl am Platze. Ersterer hat immer seine Unschuld beteuert, Letzterer ist geständig. Bei Hoeneß muss der Richter also nicht über Schuld oder Unschuld befinden wie bei Wulff, sondern über das Strafmaß. „Lassen wir dem Richter das letzte Wort“, sagt der Chefredakteur. Aber bei Wulff und Hoeneß gibt es gleichermaßen noch eine moralische Komponente, die nicht vom Gesetz geahndet wird, sondern von der öffentlichen Meinung. Und darüber muss man im Vorfeld von Prozessen und im Nachhinein doch streiten dürfen.

Uwe-Carsten Edeler

Zahlen, aber nicht mitreden

10. März: „Wo Anwohner bezahlen müssen. Stadt baut in diesem Jahr 65 Gehwege und Fahrbahnen aus“

In unserer Straße, Am Brabandkanal, eine lange, sehr schmale Straße mit einseitiger Bebauung und keinerlei Durchgangsverkehr, will die Behörde eine vollkommen schlaglochfreie Asphaltdecke durch Betonpflaster ersetzen und dabei mehr Fläche versiegeln als bisher. Wir Anwohner sollen zahlen, aber möglichst nicht mitreden: Die Einladung zur ersten Versammlung hat nicht einmal die Hälfte der Anlieger erreicht. Das Bezirksamt Nord gibt Planungsunterlagen nur widerwillig heraus und hat bei der Präsentation vor dem Regionalausschuss plötzlich andere Pläne gezeigt, als zuvor in der Einladung verschickt wurden. Zu allem Überfluss führt die Polizei in unserer engen Straße auch noch Kontrollen durch, um „Raser auszubremsen“. Dabei wird bei uns überhaupt nicht gerast. Seit 60 Jahren funktioniert diese Straße bestens, aber nun erklären uns die Behörden, wie es sein muss.

Dirk Lorenzen

Spielstraße für Rentner

Ich kann den Unmut der Anwohner gut verstehen. Der Ausbau unserer Straße, 250 Meter lang und Sackgasse, wurde trotz Widerspruchs der Anwohner durchgesetzt. Der Ausbau dauerte ein Jahr und vier Monate mit Lärm und Schmutz. Abends wurden Zettel in den Briefkasten geworfen, dass man am nächsten Tag weder aus der Straße raus- noch reinkönne. Der allergrößte Witz: Es wurde eine Spielstraße mit mehreren verkehrsberuhigten Nasen, die bis heute noch nicht bepflanzt sind. Überwiegend leben in unserer Straße aber Ruheständler, und unsere Frage war damals schon, ob wir mit unseren Rollatoren Rennen veranstalten sollen in der Spielstraße.

Bernd Läufer

Zu wenig männliche Erzieher

8./9. März: „Ehrenwerter Job, miese Bezahlung. Warum ist die Arbeit von Beschäftigten in sozialen Berufen in der Gesellschaft nicht mehr wert?“

Ich finde es prima, dass das Abendblatt das Thema aufgegriffen hat. Die schlechte Bezahlung bei den sozialen Berufen ist natürlich auch ein Grund dafür, dass es hier viel zu wenige Männer gibt. Wie wichtig sind auch Erzieher für die Kinder. Doch die Kinder erleben fast ausschließlich Erzieherinnen. Wenn sich die finanzielle Einkommenssituation nicht ändern wird, wird auch die beste Kampagne, Erzieher zu gewinnen, nichts nützen.

Susanne Vennemann

Für Entlastung sorgen

8./9. März: „Nur 1800 Euro für Knochenjob im Heim. Viele der Pflegekräfte in Hamburger Seniorenheimen können von ihrem Lohn kaum leben“

In der Altenpflege ist sicherlich nicht alles gut – aber so schlecht, wie der Beruf oft gemacht wird, ist er mit Sicherheit nicht. Wir haben in der Diakonie zum Beispiel tariflich abgesicherte und zukunftssichere Arbeitsplätze, die sich deutlich von denen in der Berichterstattung unterscheiden. Wo ich der Autorin nur recht geben kann: Die in den letzten Jahren ausgeuferte Bürokratie macht in der Tat viele Pflegekräfte unzufrieden, da es immer weniger Zeit für Pflege und Betreuung gibt. Hier muss die Politik für Entlastung von bürokratischen Tätigkeiten sorgen.

Jochen Bursian, Diakonisches Werk Hamburg

Wozu die Aufregung?

8./9. März: „Hamburg zwischen Baum und Borke. Was man vor der Kettensäge schützen muss und was man ihr opfern darf, ist zum Glaubensstreit geworden“

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bedürfnisse der Menschen, die Bedürfnisse der Besitzer von privaten Wohngrundstücken, beim Naturschutz hintenanstehen. In einer sich verdichtenden Stadt wie Hamburg muss sich auch das Verständnis von Bepflanzung anpassen. Das Problem ist, dass es immer andere sind, die über die Nutzung von Privateigentum mitbestimmen wollen. Wer Wald will, sollte ihn sich kaufen, statt andere zu verpflichten, Bäume zu pflanzen. Wenn der ganze Regelwahn auf privaten Wohngrundstücken nicht wäre, was würde sich dann ändern? Noch nie habe ich einen komplett zubetonierten Garten gesehen. Junge Leute beziehungsweise neue Eigentümer wollen Freiraum zum Gestalten. Eigentümer, die schon lange auf ihrem Grundstück wohnen, lassen die Bäume – teilweise rücksichtslos – in die Höhe wachsen. Alles in allem reguliert sich das doch ganz natürlich. Wozu also die Aufregung? Wald gibt es in Deutschland ganz gewiss genug. Hamburg ist eine sehr grüne Stadt – auch durch öffentliche Grünflächen –, das ist spitze!

Gerd Scheunemann

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