Bitter nötig

6. Februar: „Millionen Deutsche müssen hinzuverdienen“

Wenn 2,6 Millionen Menschen, die eine sozialversicherte Tätigkeit ausüben, einem Zweitjob nachgehen, dann müssen die nicht alle hinzuverdienen. Viele wollen zusätzlich arbeiten, um sich mehr leisten zu können. Eine ähnliche Aussage könnte für Rentner zutreffen, mit einem großen Unterschied: In dieser Gesellschaftsschicht müssen viele dazuverdienen, weil die Rente nicht reicht. Die Politikerin Brigitte Pothmer fordert mit Recht, den geplanten Mindestlohn auch für die Minijobs einzuführen, weil diese schwächsten Arbeitnehmer keine Lobby haben, aber das Zusatzeinkommen bitter nötig haben.

Dietmar Johnen-Kluge

Kein Wunder

5. Februar: „Wirbel um Profivertrag von Jungstar Tah“

50.000 Euro Monatsgrundgehalt für einen 18-Jährigen? Verehrte HSV-Verantwortliche, sind Sie noch zu retten? Dann muss man sich nicht wundern, wenn schon junge Spieler nicht mehr erfolgshungrig sind. Dies erklärt aber zumindest die Leistungen der Spieler und bietet gleichfalls eine Erläuterung für die allgemeine Finanzlage des HSV.

Peter Cohrs

Scheinheilig

4. Februar: „Die gefallene Elite. Ob Hoeneß, Sommer oder Schwarzer – der Nation gehen die Vorbilder aus“

Das ständige öffentliche Anprangern von Prominenten, die Steuern hinterzogen haben, mit dem Tenor „die kleinen Leute zahlen die Zeche“, finde ich scheinheilig. Offenbar ist völlig in Vergessenheit geraten, welcher Schaden dem Staat durch die mannigfache Schwarzarbeit der „kleinen Leute“ entsteht. Beides ist falsch, ungesetzlich und moralisch verwerflich.

Hans-Raimund Kinkel

Verantwortungslos

4. Februar: „Vorsicht, Hafenbrücken! An 28 Bauwerken muss die Statik nachgerechnet werden“

Das Bild der übervollen Köhlbrandbrücke führt beängstigend deutlich vor Augen, wie wichtig die Sanierung und der Erhalt der Brücken für Hamburg ist. Wenn man dann liest, dass „nur“ 700 Millionen Euro für die dringende Reparatur von Straßen, Brücken und Tunnel benötigt werden, und dem die horrenden Baukosten der Elbphilharmonie für eine kleine Zuhörerschaft gegenübersetzt, dann fragt man sich wirklich, welche verantwortungslosen Politiker hier eigentlich das Sagen haben.

Silvia Gremler

Bedauerlich

1./2. Februar: „Wolfhagen Sobirey tritt als Landesmusikrat-Präsident zurück. Verärgerung über Subventionskürzung beim Tag der Musik“

Es ist sehr bedauerlich, dass Wolfhagen Sobirey nach jahrzehntelangen Erfahrungen und der erfolgreichen Arbeit als Musikpädagoge und Kulturmanager wegen einer Kürzung des Haushalts beim „Hausmusiketat“ sein Amt als Präsident des Landesmusikrates abrupt niedergelegt hat. Der „Tag der Musik“ ist sicher eine lobenswerte Anregung des Deutschen Musikrates, um das Laienmusizieren in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Ob es allerdings gut ist, eine solchen Tag alljährlich mit Pomp zu begehen, sei dahingestellt. Hätte man nicht einen Kompromiss finden können? Die Fußballweltmeisterschaft findet zum Beispiel alle vier Jahre statt, ohne dass der Weltfußball Schaden nimmt. Mit Wolfhagen Sobirey verliert Hamburg einen wichtigen Streiter und Lobbyisten für die musikpolitischen Interessen in der Hansestadt. Das ist eigentlich sehr schade.

Klaus Peter Samson, Sänger Akademie Hamburg

Rücksichtslos

31. Januar: „Lastwagen fährt Radlerin tot. Fahrer hatte 18-Jährige beim Abbiegen vermutlich übersehen“

Als Fahrradfahrerin dieser Strecke, die täglich von Hunderten Studierenden genutzt wird, bin ich total über diesen Tod erschüttert. Die banale Erklärung der Polizei heißt „toter Winkel“. Ein Problem, das wohl längst technisch gelöst sein sollte. Ich erlebe jeden Tag die ungeheure Rücksichtslosigkeit der Autofahrer, die uns Fahrradfahrer zu Verkehrsteilnehmern zweiter Klasse degradieren. Was kann getan werden, um junge, ins Leben strebende Menschen, Schüler und Studierende, vor dem Tod im Verkehr auf dem Weg in die Schule oder zur Uni zu schützen? Offensichtlich reichen die bestehenden Sicherheitsvorkehrungen dazu nicht aus. Und Bußgeldbescheide für Fahrradfahrer, die in verkehrter Richtung unterwegs sind, ebenfalls nicht.

Dr. Katharina Jeorgakopulos

Ungerecht

30. Januar: „Der Renten-Irrsinn. Wider jede Vernunft winkt die Große Koalition milliardenschwere Reformen durch“

Ich, Jahrgang 77, empfinde die Rentenreform als ungerecht. Denn bedeutet dies, dass alle diejenigen, die nie auf 45 Beitragsjahre kommen werden, faul waren? Mitnichten! Viele der jetzigen Beitragszahler haben ein aufwendiges Studium und vielleicht noch eine Promotion absolviert, sodass sie – so wie ich – erst mit Ende zwanzig begonnen haben, in die Rentenkassen einzuzahlen. Und die Studienzeit war wahrlich keine Herrenzeit: Wie so viele andere habe auch ich BAföG bezogen und musste zudem nebenbei jobben, um den Lebensunterhalt und teure Bücher zu finanzieren. Wir haben also genauso viel und hart gearbeitet wie ein Rentner, der mit 15 oder 16 Jahren mit sozialversicherungspflichtiger Arbeit begonnen hat. Und vermutlich zahlen wir Akademiker in deutlich weniger Beitragsjahren sogar noch deutlich mehr ein in die Rentenkasse, mit dem Resultat, dass wir selbst nie von dieser „gerechten“ Rentenreform profitieren werden.

Dr. Kathrin Thiesen