Überflüssig

2. September: „Noch 20 Tage bis zur Wahl. Das Angebot der Parteien. Eine Übersicht der Wahlprogramme“

Vielen Dank für die Seite vier der Montagsausgabe. Dort bekomme ich mehr Informationen als beim Fernsehduell der Kandidaten. Das zum „Germany’s next Kanzler“ hochgejazzte „Event“ ist meines Erachtens überflüssig und macht die Wahlentscheidung nicht leichter. Die Klagen über einen langweiligen Wahlkampf gehen in die gleiche, unpolitische Richtung. Wer Spannung will, soll bei Gewitter baden oder Roulette spielen.

Dagmar Josefowicz

Kein Entkommen?

31. August: „Entschleunigt Euch!“

Vor über 100 Jahren ließ bereits der amerikanische Konstrukteur und Industrielle, Henry Ford, seine Produkte an getakteten Fließbändern in Arbeitsteilung fertigen und erzielte bei sinkenden Stückpreisen maximalen Gewinn. Die wissenschaftliche Betriebsführung unter Nutzung weiter entwickelter Technologie und Arbeitsorganisationsformen führte zu enormer Produktivitätssteigerung, die sich durch die elektronische Datenverarbeitung in allen Branchen beschleunigte. Der Einzelne kann sich – sofern er Arbeitseinkommen erzielen muss und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen will – dem Rhythmus nicht entziehen. Erst wenn massenhaft die biologische Uhr der Menschen ins Stolpern gerät und durch Krankheit Betriebsergebnisse einbrechen, könnte ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Umdenken einsetzen. Die Krankenkassen melden steigende Krankmeldungen aus Überforderungsgründen.

Gerhard Rehder

Unnötig aufgebläht

31. August: „Senat muss Hamburger Symphoniker vor Insolvenz retten“

Daniel Kühnel ist leider für seine Auftraggeber nicht gerade ein Glücksbringer. Erst hatte er als Intendant der Eutiner Festspiele großen Anteil daran, dass die renommierte Sommeroper gen Konkurs trudelte, und nun also droht auch den Hamburger Symphonikern der Konkurs, und nur, weil Kühnel den Spielplan unnötig aufgebläht hat, wobei das Publikum nicht mitspielen wollte. Der Senat soll das Orchester nun retten, das heißt doch der Steuerzahler. Besser wäre es sicher, die Intendanz neu zu besetzen und endlich wieder Solidität einziehen zu lassen.

Ingeborg Fabian

Gier nach mehr Geld

31. August: „‚Mieter finden wieder ausreichend Wohnraum‘“ / „Historiker warnt vor Neubau am Stintfang“

Nun hat nochmals die Immobilienwirtschaft bestätigt, was die Stadtentwicklungssenatorin Frau Blankau schon bei Amtsantritt feststellte. Es ist genug Wohnraum da. Erneut warnen Historiker, wie auch Architekten, vor der Zerstörung des Stadtbildes. Wenn dann die Immobilienblase platzt, Scheiben von leeren Wohnungen eingeschlagen sind und das Stadtbild verschandelt ist, wird man sich fragen, warum. Die Antwort ist Gier. Gier des Senats nach mehr Geld durch Bodenverkauf. Gier nach mehr Steuern durch Ankurbelung der Wirtschaft. Gier der Spekulanten nach Gewinnen mit billigem EZB-Geld. Wenn man bedenkt, dass in den 50er-Jahren zu Zeiten der Wohnraumbewirtschaftung zum Schutz des Stadtbildes oft noch nicht mal Dachgeschossausbau gestattet wurde, wundert man sich, wie eine Generation es schafft, aus schönen erhaltenen Stadtbildern hässliche zu machen.

Jens Peters

Keine Hoffnung

30. August: „Mitte wird zum Fahrrad-Bezirk“

Das Vorbild für die neue Fahrradstrecke in Wilhelmsburg soll Kopenhagen sein. Dort gibt es aber keine Fahrradwege, die gleichzeitig für Fußgänger vorgesehen sind. Und nach Ende der Gartenschau soll ein neuer Abschnitt Richtung Süden kommen. Diesen Abschnitt gibt es aber schon seit Jahrzehnten, nur wurde er wegen der Internationalen Gartenschau gesperrt. Ich weiß einfach nicht, weshalb ich hoffen soll, dass wirklich irgendwann einmal die Situation für Fahrradfahrer in Hamburg besser werden könnte.

Bernd Dammann

Zu viel zerstört

30. August: „Ein würdiger Ort des Erinnerns. Das neue St.-Nikolai-Museum“

Die Wirkung des Mahnmals St. Nikolai mit dem wunderschönen Kirchturm wäre bestimmt noch größer, wenn man von der Ruine des dazugehörigen Kirchenschiffes mehr stehen gelassen hätte. Dieses wäre durchaus möglich gewesen, denn große Teile der mächtigen Mauern, Pfeiler und Bögen waren genauso gut erhalten wie der Turm. Doch bereits 1951 begann der Senat damit, mit Ausnahme des Turmes das Ganze sprengen zu lassen.

Uwe Petersen

Preise nach Gutsherrenart

29. August: „Verhärtete Fronten im Streit um den Netzerückkauf“

Bei der Diskussion zum Rückkauf der Energienetze vermisse ich eine Alternative: Rückkauf des Fernwärmenetzes allein. Warum nicht? Wenn das Netz der Fernwärme in Hamburg in den Händen von Vattenfall bleibt, gibt es auf Jahrzehnte hinaus keine Chance zur Änderung. Der Preisgestaltung nach Gutsherrenart steht dann Tür und Tor offen. Durch den Rückkauf des Netzes kann der SPD-geführte Senat preisregulierend eingreifen, in dem er bei den Durchlaufkosten keine Gewinnmaximierung anstrebt und den Netzzugang für weitere Erzeuger von Fernwärme öffnet. Daraus ergibt sich auch für diesen Sektor ein Markt, wie wir ihn bei Strom und Gas vorfinden. Meine persönliche Erfahrung: Im Zeitraum 2004 bis 2011 ist der Preis für die Kilowattstunde, den ich bezahlen musste, um 140 Prozent gestiegen, beim Strom waren es 40 Prozent. Hamburg hat ungefähr 450.000 Wohneinheiten, die mit Fernwärme beheizt werden, Tendenz steigend. Einflussnahme auf die Kosten haben die meisten Mieter nicht. Sie können nicht den Anbieter wechseln, sie sind auch nicht Vertragspartner vom Anbieter. Abhilfe schaffen kann und muss der Senat und die Bürgerschaft, damit zeigt der Slogan „Miete muss bezahlbar sein“ Wirkung.

Hans Bock