Schönrechnerei

19. August: „Millionenfrage. Die neue S-Bahn-Linie 4 wird teurer als gedacht“

Zwischen Hamburg und dem Kreis Stormarn besteht eine sehr gute Anbindung durch die Regionalbahn R 10. Deren Streichung zugunsten einer S 4 nutzt allein Hamburger Interessen, zum Beispiel die Hinterlandanbindung für den Güterverkehr, die zusätzlichen Haltepunkte auf Hamburger Gebiet, mehr Gleiskapazitäten im Hauptbahnhof zur Übernahme des Fernverkehrs vom Bahnhof Altona. Bei der Kostenschätzung von mindestens 350 Millionen Euro wurden die Anschaffung der Züge sowie die Entschädigungszahlungen für Grundstücksenteignungen herausgerechnet. Bereits heute ist absehbar, dass ein akzeptables Nutzen-Kosten-Verhältnis allein durch „Schönrechnerei“ zu erzielen ist.

Lutz König

Überfällig

19. August: „Rennstrecke Jungfernstieg. Tempo 107 an der Binnenalster“

Da leider auch der aktuelle Senat eher ein Autolobby-Senat ist, darf man sich nicht wundern, wenn ein Teil der Autofahrer-Klientel die in Hamburg angebotenen Freiheiten rücksichtlos ausnutzt. Solange es keine intensivere Überwachung gibt, wird sich kaum etwas ändern. Noch wichtiger wäre allerdings endlich ein genereller Kurswechsel in der Verkehrspolitik. In Hamburg überfällig sind unter anderem Umweltzonen, City-Maut, eine autofreie Innenstadt und ein massiver Aus- und Neubau des ÖPNV.

Jens Ode

Führungsversagen

19. August: „Mainzer Hauptbahnhof: Bahn-Chef Grube entschuldigt sich erstmals für Chaos“

Die Entschuldigung für eine sogenannte blamable Leistung der Bahn ist eine Verdummung des Kunden. Hier handelt es sich um ein Desaster, welches der Vorstand zu verantworten hat. Wie den Medien zu entnehmen ist, ist der Vorstand bereits zu Beginn des Jahres auf Personalengpässe aufmerksam gemacht worden. Es ist einfach Lüge, wenn der Vorstand weismachen will, er habe nichts gewusst. Und es bleibt auch zu fragen, welche Führungskultur im Unternehmen herrscht, wenn Arbeitnehmer angeblich Angst haben, sich zu Wort zu melden. So etwas nennt man Führungsversagen. Dafür gehört der verantwortliche Vorstand gekündigt.

Kurt Steuer

Verheerende Niederlage

19. August: „Böse abgestürzt. Der HSV verliert 1:5 im ersten Heimspiel gegen Hoffenheim“

Für diese verheerende Niederlage sind einzig und allein die Spieler, die Trainer und der Sportchef verantwortlich. Was die Mannschaft auf dem Platz zeigt, hat leider nichts mit Leistungssport oder Professionalität zu tun. Die sportliche Leitung verkauft Eintagsfliegen als positive Trends und Mentalitätswandel, verschließt aber die Augen vor der Realität, ist nicht willens und in der Lage, tatsächlich etwas zu verändern oder aufzubauen. Von den Medien werden leider zu selten und wenig kontinuierlich die Profikicker in die Pflicht genommen, sondern nach einem passablen Spiel auf Schalke hochgelobt und hofiert. Den Spielern wird medial einfach zu oft die Möglichkeit der Selbstdarstellung gegeben, um sich mit dummen Geschwätz selbst zu inszenieren – haben sie doch aber alle noch überhaupt nichts erreicht in ihrer Karriere. Die üblichen Sündenböcke wie der Aufsichtsrat, Bernd Hoffmann oder Frank Arnesen standen auch an diesem Sonnabend nicht auf dem Platz und haben das Desaster gegen den letztjährigen Fast-Absteiger nicht zu vertreten, werden aber sicher schnell wieder als Ursache herangezogen.

Christof Marheinecke

Elitäres Denken

17./18. August: „IQ über 130. Jedes 50. Hamburger Kind ist hochbegabt“

Sollten wir unseren Blickwinkel nicht lieber auf die vielen Kinder richten, die trotz guter Begabung und Intelligenz aufgrund ihrer bildungsfernen familiären Herkunft oder der schwierigen materiellen und sozialen Verhältnisse nicht annähernd in der Lage sind, ihre Potenziale zu entfalten? Wenn hochbegabte Kinder sich teilweise unterfordert und unglücklich fühlen, ist dies eventuell auch eine Mentalitätsfrage. Vielleicht sollten Eltern hochbegabter Kinder ihr Augenmerk mehr darauf richten, dass ihre Kinder lernen, ihrer Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, zum Beispiel durch Musik- oder Theaterspiel. Alternativ könnte auch schwächeren Kindern bei den Hausaufgaben geholfen werden, um die soziale Kompetenz zu fördern. Immer mehr Neigungs- und Fachkurse mit nachfolgendem Studium führen nicht selten zu Abgehobenheit und Elite-Denken.

Thomas Zimmermann

Menschenunwürdig

17./18. August: „Hoffnung für den vergessenen Flüchtling“

Es freut mich für Herrn Maigah, dass es nun wohl Hoffnung gibt. Da will ein Mensch seit 18 Jahren zurück in seine Heimat und man lässt ihn nicht. Andererseits will Hamburg die afrikanischen Lampedusa-Flüchtlinge loswerden, was momentan aussichtslos erscheint. Hut ab, dass Herr Maigah so ruhig bleibt. Wenn Herr Maigah denn wirklich einen Antrag auf Staatenlosigkeit stellen kann, fragt man sich, warum ihm dieses die Ausländerbehörde noch nicht vorgeschlagen hat. Wie menschenunwürdig ist es, sich einen Duldungsstempel bei der Ausländerbehörde holen zu müssen, damit die nächste Behörde, nämlich das Sozialamt, zahlt. Aber so ist das wohl in unserem überbürokratisiertem Land. Und wie viele Fälle gibt es davon noch in Deutschland?

Frank Possel