Kritik greift zu kurz

19. Juni: „Saga erzielt Rekordgewinn mit Wohnungen“

Die Kritik an der Saga für „nur“ 60 Neubauprojekte greift zu kurz. Denn erstens fällt auch ein städtisches Unternehmen unter die negativen Anreize der Schuldenbremse, die zumindest kurzfristig öffentliche Investitionen erschweren. Und zweitens gibt es Stadtteile, wie etwa hier auf der Veddel, wo die Saga einen guten Job macht, indem sie ihren Mietern durch nachhaltig günstigen Wohnraum ein gewisses Maß an sozialer Sicherheit schenkt. Was für eine boomende Stadt wie Hamburg äußerst wichtig ist, zumal sich mittlerweile nicht nur bei vielen privaten Vermietern, sondern ebenfalls Genossenschaften der Trend beobachten lässt, wonach man sich stärker an den Prinzipien der Gewinnmaximierung als dem sozialen Gedanken orientiert.

Rasmus Ph. Helt

Erste Ehrenbürgerin

19. Juni: „Michael Otto. Hamburgs neuer Ehrenbürger“

In den Darstellungen Hanseatischer Ehrenbürger erinnerte man nicht an die 1985 geehrte Ida Ehre, die erste Ehrenbürgerin in Hamburg wurde. Am 9. Juli 2000 wurde durch den damaligen Ersten Bürgermeister Ortwin Runde mit der Einweihung des „Ida-Ehre-Platzes“ dieser begnadeten Schauspielerin ein würdiges Denkmal gesetzt.

Willibald Piesch

Von Rost zerfressen

19. Juni: „Der Bismarck neigt sich. Denkmal muss saniert werden“

Welch eine Symbolik. Der ‚eiserne‘ Kanzler von Rost zerfressen – von innen. Sein Denkmal neigt sich. Und ausgerechnet die SPD, gegen die er die Sozialistengesetze erlassen hat, setzt sich mit viel Geld für die Erhaltung des Denkmals ein, eines Denkmals für einen „lupenreinen Demokraten“.

Hermann Todt

Scheußlichkeit entfernen

Ich würde es begrüßen, wenn man die Sanierungsbedürftigkeit dieses monströsen Klotzes, eines Relikts imperialer Großmannssucht, zum Anlass nehmen würde, die Hamburger vom Anblick dieser Scheußlichkeit zu befreien und das Gelände der Parkanlage zufallen zu lassen. Für den anfallenden Granit gibt es sicher sinnvolle Verwendung.

Peter Bossen

Nutzloses Projekt

19. Juni: „Busbeschleunigung. Freie Fahrt von Haltestelle zu Haltestelle“

Die Hochbahn feiert das volkswirtschaftlich nutzlose und verkehrstechnisch fragwürdige Projekt schon mal vorab, ein Placebo für die Stadtbahnbefürworter. Über 21 Haltestellen vom Hauptbahnhof bis Niendorf-Markt werden neun Minuten Fahrtzeit eingespart. Kein Fahrgast fährt diese Strecke gesamt, sondern nimmt die U2. Die durchschnittliche Strecke beträgt fünf Haltestellen, spart also maximal drei Minuten. Und dafür Millionen Euro in die Linie 5? Die Hochbahn argumentiert mit überfüllten Bussen. Ich arbeite am Siemersplatz, sehe täglich Dutzende Busse ankommen und abfahren, habe noch nie einen überfüllten Bus gesehen, diese sind dort maximal zur Hälfte besetzt und dies nur in Stoßzeiten. In den übrigen Zeiten leere Großraumbusse. Leidtragender ist nicht der ständig angefeindete, sogenannte Individualverkehr, sondern der gewerbliche Verkehr als größter Verkehrsteilnehmer. Täglich sind im Hamburger Stadtgebiet Hunderttausende von Logistikern, Handwerkern, Dienstleistern, Kundendiensten und Beratern unterwegs, funktioniert alles nicht mit Rad oder Bus. Durch die Vorrangschaltung verlieren diese Verkehrsteilnehmer Tausende von Arbeitsstunden im Stau, volkswirtschaftlich ein Riesenverlust.

Volker Kamm

Unselige Reformitis

18. Juni: „Deutschstunde. Die Recht Schreip-Katerstrofe beginnt früh“

Die erhobenen Vorwürfe bezüglich sogenannter Reformpädagogen, auf deren Geisterzüge Politiker leider zu gerne aufspringen, kann ich nur bestätigen. Man denke noch an die unselige Reform namens Mengenlehre in den Siebzigerjahren, die Lehrer, Schüler und Eltern häufig zur Verzweiflung gebracht hat und von der man heute absolut nichts mehr hört. Folge dieser Reformitis ist, dass heute viele Schulabgänger nach neun, zehn oder mehr Schuljahren die grundlegenden Kulturtechniken nur sehr bedingt beherrschen. Gerade kürzlich wurde in Hamburg der Lernbereich „Naturwissenschaft und Technik“, in dem Physik, Chemie, Biologie, Technik und Informatik integriert unterrichtet werden sollten, was meines Erachtens kaum möglich ist, wieder „rereformiert“. In der Bildungspolitik scheint das Prinzip „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ zu gelten.

Ernst Mutz

Bedenklich

18. Juni: „Gericht: Radfahrer ohne Helm tragen eine Mitschuld“

Endlich hat ein Gericht ein hoffentlich wegweisendes Urteil gesprochen. Es ist sehr bedenklich, dass nur jeder zehnte Radfahrer einen Kopfschutz trägt. Offensichtlich reicht es nicht aus, nur an die Vernunft zu appellieren. Viele Radfahrer können sich wohl nicht vorstellen, welche Verletzungen auch bei langsamer, vorsichtiger Fahrweise möglich sind, wenn man keinen Helm trägt. Mich selbst hat ein Kopfschutz bereits dreimal vor Kopfverletzungen bewahrt, und ich bin kein Rennradfahrer. Geradezu gefährlich ist die Kritik des ADFC an dem Urteil. Gerade als Interessenvertretung der Radfahrer sollte der ADFC für eine Helmpflicht eintreten. Oder sind die Radfahrer, die sich wegen einer Helmpflicht möglicherweise vom Radfahren abhalten lassen, wichtiger als die, die wegen fehlenden Kopfschutzes schwere oder sogar tödliche Kopfverletzungen erleiden?

Burghardt Leu

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