Knieschützer für Fußgänger?

18. Juni: „Gericht: Radfahrer ohne Helm tragen eine Mitschuld“

Glücklicherweise werden wir Bürger mit den Risiken des Lebens nicht allein gelassen. Wer bei einem Fahrradunfall keinen Helm trägt, ist mitschuldig. Die logische Konsequenz ist demnächst eine Pflicht für Ellenbogen- und Knieprotektoren für Fußgänger. Was sind dagegen schon schädliche Stoffe in Lebensmitteln, die nicht deklariert werden müssen?

Bernd A. Sutter

Dreistes Urteil

Dieses Urteil ist an Dreistigkeit ja kaum zu toppen. Weil der Radfahrer vorschriftsmäßig, aber helmlos unterwegs war, bekommt er Mitschuld am Unfall. Also hat er zu 20 Prozent den Crash mitverursacht. Ergo scheint jetzt – auch juristisch manifestiert – die Straße eine Gefahrenzone zu sein. Begibt man sich in einen solchen Bereich, muss man damit rechnen, dass man zu Schaden kommt. Angenommen, ich bin abends – ohne Helm – unterwegs mit Bus, U- oder S-Bahn, werde überfallen und bekomme Tritte an den Schädel. Muss ich dann im Falle ärztlicher Versorgung ebenfalls 20 Prozent der Behandlungskosten tragen? Folgt man dem Richter, hätte ich das ja vorher in Betracht ziehen müssen. Unverschämter geht’s ja wohl nicht.

Frank Dolezal

Geringeres Gefahrenpotenzial

18. Juni: „Schulleiter fordert Radweg für die Krausestraße“

Leider lassen sich immer wieder Personen darauf ein, den Radverkehr, der ja nicht auf so einer Straße möglich ist, und somit den Pkw- und Lkw-Verkehr als Gefahrenpotenzial darzustellen. Richtig ist: Wenn die Krausestraße endlich komplett vierspurig ausgebaut ist, ist das Gefahrenpotenzial geringer. Der Verkehr würde fließen und nicht durch die Verengung auf eine Fahrspur ins Stocken kommen. Die Krausestraße ist eine wichtige Entlastungsstraße für den Ring 2 und eine Verbindungsstraße zwischen der A 24 und dem Hamburger Norden. Wenn die Stadt demnächst die Jüthornstraße verkehrsberuhigt und die Krausestraße auch, dann kann der Verkehr von der A 24 ja gleich im Horner Kreisel bleiben.

Michael Lemke

Gestaltungsbeiräte einsetzen

17. Juni: „Verliert die Elbchaussee ihr Gesicht? Statt gepflegter Villen immer mehr gleichförmige Neubauten“

Die politisch verantwortlichen Gremien in Altona müssen für bessere planerische Kontrollen sorgen, um Stil, Kultur und Würde der Elbchaussee zu erhalten. Das Spiel, das schon seit Jahren zwischen Immobilienentwicklern und Politik anhält, entscheidet sich in der Regel zugunsten von Investoren und Bauherrenwünschen. Mit Einführung der neuen Bauordnung 2006 wurde der Prüfungsumfang der baurechtlichen Belange deutlich reduziert. Die alten Bebauungspläne tun ein Übriges, um einen großen Ermessensspielraum zu gewähren. Lediglich in den drei Erhaltungsbereichen sind stärkere Korrektive möglich. Der Denkmalschutz greift nur bei den eingetragenen Kulturdenkmälern. Da die Gestaltungsinhalte von Bauanträgen offensichtlich nicht diskutiert werden, stellen sich als Ergebnis seit Jahren qualitative Verfallserscheinungen ein. Um die so viel gelobte Prägung der Elbchaussee zu erhalten, bedarf es eines gut konzipierten Zusammenwirkens von planerischen Vorgaben einerseits sowie einfühlsamer Bauherren und fähiger Architekten andererseits. Darüber hinaus bietet der Einsatz von Gestaltungsbeiräten, wie vielfach in anderen Städten erprobt, für Bereiche, die hinsichtlich baulicher und freiräumlicher Fragestellungen sensibel zu handhaben sind, gute Chancen, die Bauprojekte zu optimieren. Dieser Beirat, der sich aus fachlich kompetenten Persönlichkeiten zusammensetzt, sollte jeden Bauantrag und dessen Umsetzung beurteilen. Der Beirat darf nicht aus den politischen Fraktionen heraus gebildet werden, sondern muss unabhängig agieren.

Brigitte Siemonsen, Architektin u. Stadtplanerin

Provinznest

18. Juni: „Platt lesen und hören. In Hamborg fangt een ganz ünnen an“

Nach einer 24-stündigen Reise mit zwei kleinen Kindern, entsprechendem Handgepäck und zwei Koffern kam ich in Hamburg an und hatte kein Geld für den Gepäckwagen. Niemand konnte mir helfen. Ich bin fast verzweifelt. Ich finde es unmöglich, dass sich auf einem „internationalen“ Flughafen noch niemand sich dieses Problems angenommen hat. Überall auf der Welt erhält man selbstverständlich unentgeltlich einen Gepäckwagen. Armes Provinznest Hamburg. Es könnten vielleicht auch einige Arbeitsplätze entstehen. Danke für die Idee, diese Kalamität einmal aufzugreifen. Hoffentlich verläuft es nicht im Sande.

Gisela Becker

Eigentümerquote erhöhen

15./16. Juni: „Wem gehört die Stadt? In den Quartieren werden Alteingesessene von Gutverdienern verdrängt“

Das Problem ist keineswegs eine Gentrifizierung oder die Umwandlung in Eigentumswohnungen, das Problem ist die geringe Eigentümerquote in Hamburg. Die Umwandlung in Eigentumswohnungen erhöht glücklicherweise diese Quote. Und umgewandelte Wohnungen sind billiger als Neubauwohnungen und ermöglichen damit auch Durchschnittsverdienern den Einstieg ins Eigentum. Und Eigentum ist der beste Kündigungsschutz und Schutz vor Mieterhöhungen und bedeutet Mitbestimmung statt Vermieterdiktat oder -schikane. Die Stadt sollte es eher fördern, dass Mieter Eigentümer werden, und auf eine Grunderwerbssteuer bei Eigennutzung verzichten. Eine soziale Durchmischung der Stadtteile sollte dadurch erfolgen, dass die Genossenschaften preisgünstige Wohnungen für Einkommensschwache in allen Stadtteilen in ausreichender Zahl vorhalten.

Dr. Fred Anton

Die Zuschriften geben die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten. Weitere Briefe auf www.abendblatt.de

Schreiben Sie an briefe@abendblatt.de oder per Post an das Brieffach 2110, 20350 Hamburg