Gute Kinderstube fehlt

29. Januar: "Sexismus-Debatte: Für Brüderle kein Thema. FDP hält an ihrem Spitzenkandidaten fest"

Ich finde diese völlig überzogene Debatte unangebracht, aber auch irgendwie typisch für diese Republik. Da "zwitschern" virtuell Tausende aufgebracht und aufgeregt über eine Sache, die für meine Begriffe eher eine Frage des guten Benehmens ist. Mir und meinen Geschwistern wurde von unseren Eltern schon vor 50 Jahren beigebracht, wie man sich seinen Mitmenschen gegenüber benimmt, nämlich so, wie man es seiner Person gegenüber auch von anderen erwartet, und zwar unabhängig vom Geschlecht. Äußerungen wie die von Herrn Brüderle wären allenfalls mit einer hochgezogenen Augenbraue ignoriert worden. Die Erkenntnis, dass die gute Kinderstube auch in Chef-, Vorstandsetagen und bei Politikern und Politikerinnen häufig fehlt, ist nicht neu. Benehmen ist nun mal nicht eine Sache der beruflichen Position und Qualifikation.

Michael Haack

Schieflage

Ich begrüße es, dass dieses Thema in unserer Gesellschaft breit diskutiert wird. Die vielen Äußerungen der unterschiedlichsten Menschen beweisen, es gibt eine Schieflage zwischen dem, was ältere und nicht so alte Männer als normale Umgangsformen empfinden, und dem, was die Betroffenen - meist Frauen - von diesen Umgangsformen tatsächlich halten: nämlich nichts.

Jutta Kodrzynski

Kirche im Dorf lassen

Man möchte glauben, wir stecken voll im "medialen Sommerloch". Sonst könnte doch ein über ein Jahr altes irrelevantes Geschehnis nicht wirklich für so viel Aufsehen sorgen wie die von Rainer Brüderle wohl in heiterer Runde gemachte anzügliche Bemerkung über das Aussehen und die Proportionen einer Journalistin. Sind Frauen denn so wenig emanzipiert, Klartext zu reden, wenn Mann leicht zotig wird? Es hängt doch immer vom jeweiligen Blickwinkel der Frau ab. Die eine wird amüsiert darüber hinwegschauen, die andere auf Angriff und Ablehnung schalten. Und klar: Es gibt Grenzen des guten Geschmacks, Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Aber lassen wir die Kirche im Dorf: Es sollte eigentlich doch so sein, dass Mann und Frau mit Respekt völlig normal miteinander umgehen.

Sven Jösting

Beweis für Ignoranz

28. Januar: "Warum immer Billstedt? Anwohner wehren sich gegen zusätzliche Flüchtlinge"

Die Überschrift zur Unterbringung weiterer Flüchtlinge in Billstedt würde auch zu einem weiterem Beitrag vom heutigen Tag passen. Dort geht es um die größten Schadstoffquellen in der Stadt. Und, welche Überraschung: Auch hier ist durch die Emissionen des Kraftwerks Tiefstack, der Müllverbrennung Borsigstraße und einer Reihe von weiteren Industriebetrieben der Stadtteil Billstedt besonders betroffen. Für die Bewohner von "Hamburgs vergessenem Osten" Beweise für die Arroganz und Ignoranz unserer Politiker im Rathaus und Bezirksamt. Ob es um die Ansiedlung eines riesigen Baumarktes mit der daraus resultierenden Verdoppelung des Verkehrs und der Vernichtung wertvoller Grünflächen, die Genehmigung von Schadstoff ausstoßenden Industrieanlagen oder die Unterbringung von weiteren Flüchtlingen im ohnehin problematischen sozialen Umfeld geht - immer wird schnell nach Billstedt geschaut. Herr Grote und seine Mitarbeiter würden gut daran tun, sich auch um die Bürger aus dem östlichen Zipfel seines Bezirkes zu kümmern und deren Sorgen ernst zu nehmen.

Manfred Kanzler

Wahnsinn

29. Januar: "HSV: Son kam, sah, siegte - und bleibt. Das Poker um den Südkoreaner"

Acht Millionen Marktwert - kolportierte zehn Millionen Ablöse. Welch Wahnsinn. Für einen Spieler mit einer durchschnittlichen Spielebewertung von schlechter als Note "Vier". Für einen Spieler mit acht Auswechslungen, einer Trefferquote von 0,25 und gerade mal einem Assist. Herr Son samt Management sollte bei allem Talent die Füße etwas ruhiger halten. Ab und zu ein Traumtor schießen langt nicht. Nicht in der Bundesliga, schon gar nicht in England. Solcher Hype um diesen jungen Mann entbehrt jeder Grundlage.

Frank Grundmann

Fehlt Hamburg der Mut?

28. Januar: "Zu viel Verkehr am Mühlenkamp. Experten und Anwohner diskutierten Ideen"

Ich habe eine Vision: abgasfrei und ohne Verkehrslärm über den Mühlenkamp zu bummeln, einzukaufen und in den etlichen Lokalen einzukehren. Was für eine Lebensqualität. Die eleganteste Lösung wäre, den Mühlenkamp zwischen Semper- und Körnerstraße zur Fußgängerzone zu erklären - ausgenommen HVV und Radfahrer. Der Umsatz der anliegenden Geschäfte würde sich ja nicht ändern, da man ohnehin in dieser Straße keinen Parkplatz findet. Ich frage mich immer wieder, wieso Hamburg für solche Lösungen eigentlich der Mut fehlt. Andere Städte wie zum Beispiel Amsterdam leben es doch erfolgreich vor.

Myrna Leopold

Es riecht unanständig

26. Januar: "Vorzeigekonzern Solarworld kann nur noch ein Schuldenschnitt retten"

Nachrichten dieser Art machen mich immer wieder betroffen. Ich denke zuerst an die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren und es schwer haben werden, einen neuen Arbeitgeber zu finden. In dieser Branche werden viele Hundert Millionen an Steuersubventionen hineingepumpt. Mit Sicherheit auch in diesem Fall. Um aus der Krise herauszukommen, soll neben dem Personalabbau auch ein Schuldenschnitt her, abgesehen von der Tatsache, dass die Aktienkurse einbrechen. Nun lese ich in einem anderen Artikel, dass der Firmenchef Frank Asbeck sich gerade das Schloss von Moderator Thomas Gottschalk für über fünf Millionen Euro gekauft hat. Wie bezeichnet man denn das? Clevere Geschäftsführung, Turbokapitalismus, Ausbeutung? Mit welcher Vokabel man aber auch das Gebaren dieses Herrn belegen mag, es riecht unanständig.

Ekkehard Below

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