Münster –. Die Stimmung ist vergiftet. Privatdetektiv Wilsberg sieht, wie sein Kumpel sich nachts in einem Park mit einer verheirateten Frau trifft. Dann fallen Schüsse. Ist der falsche gestorben?

Der Privatdetektiv und der Mann vom Finanzamt sind eigentlich beste Kumpel. Nur wenn Georg Wilsberg mal wieder das Auto von Ekki Talkötter ausleihen will, kippt die Stimmung. Da fühlt sich der Finanzbeamte vom finanziell chronisch klammen Antiquariat-Besitzer ausgenutzt. In der neuen Folge der ZDF-Krimireihe „Wilsberg“ (Samstag, 20.15 Uhr) mit dem Titel „Blinde Flecken“ aber geht der Streit viel tiefer.

Das Verhältnis zwischen Wilsberg (Leonard Lansink) und Ekki (Oliver Korittke) ist geradezu vergiftet. Denn: Der Privatdetektiv schnüffelt für einen Augenoptiker, der im Clinch mit seiner Frau um das Sorgerecht für die Tochter liegt. Und ausgerechnet die Optiker-Gattin (Anja Knauer) hat eine Liebelei mit Ekki. „Das ist ja mal eine Gemenge-Lage“, kommentiert Anwältin Tessa Tilker (Patricia Meeden). Noch hinzukommt, dass die Tochter des Paares bei Tessa ein Praktikum machen will und der Gutachter im Sorgerecht-Streit erschossen wird. Er hätte für das Familiengericht eine Einschätzung abgeben sollen. Hatte der Experte das Gutachten manipuliert, wie der Optiker glaubt, und ein Verhältnis mit seiner Frau?

Diese Gemengelage hat sich Drehbuchautorin Mariann Kaiser ausgedacht und Regisseurin Vivian Naefe setzt den Stoff mit vielen Münster-Impressionen kurzweilig um. Der Plot um das Zerwürfnis der beiden Hauptdarsteller bietet besonders Wilsberg-Darsteller Lansink die Chance, von der gewohnten sparsamen Gestik des Privatdetektivs wegzukommen. Es knirscht und funkt gewaltig zwischen den beiden. Das tut der Folge gut. Im Rosenkrieg der Eltern von Franzi kämpfen Wilsberg und Ekki nicht auf derselben Seite. Und dabei schwankt der Zuschauer mal zur einen, dann zur anderen Sicht der Dinge.

„Blinde Flecken“ ist auch spannender als die üblichen Wilsbergs. Der bekannte Klamauk des Kripobeamten Overbeck (Roland Jankowski), der seinen Chef (Rainer Laupichler) mit Psycho-Tricks einen Ordnungsfimmel austreiben will, fehlt zwar nicht. Aber Schüsse vor dem Gericht und die sich entspannenden Verwicklungen rund um den Mordfall mit einer Justizbeamtin und der Familienrichterin machen diese Folge 81 ungewöhnlich fesselnd.

„Wonach richtet sich das Urteil beim Streit ums Sorgerecht?“, fragt Wilsberg Anwältin Tessa. „Nach dem Gutachten“, antwortet die Juristin. „Deshalb holt man ja den Gutachter mit rein“, sagt Ekki. „Aber nicht jeder Gutachter ist gut“, kontert Wilsberg. Treffend ausgedrückt, aber bei der Mördersuche hilft die Erkenntnis auch nicht weiter. Ekki und Wilsberg werden in dieser Folge wohl keine Freunde mehr.