Hamburg. Schon als Kind hat Seren Gören begonnen, sich für den Tod zu interessieren. Ihr Beruf: Bestatterin.

Eine junge Frau schraubt an einem Sarg herum. Seren Gören (28) ist als Bestatterin bei einem großen Unternehmen in Hamburg beschäftigt. Gerade bereitet sie die verzierte Holzkiste für eine Bestattung vor; die Verstorbene hat sie bei einer Vorsorge noch persönlich kennenlernen und beraten dürfen.

Nun muss sie die alte Dame, die friedlich eingeschlafen ist, bekleiden und frisieren, damit sie für die Angehörigen präsentabel erscheint. Das geht ihr alles gut von der Hand - bei Unfallopfern gibt es meist deutlich mehr zu tun. An ihre persönlichen Grenzen stößt Seren bei Kinderbestattungen und Früh- oder Totgeburten, die „Sternenkinder“ genannt werden. Die Reportage „Traumberuf Bestatterin“ an diesem Mittwoch um 23.35 Uhr im Ersten stellt die Berufslaufbahn der 28-Jährigen vor.

Berufswunsch stand schnell fest

Schon als Kind hatte Seren begonnen, sich für den Tod zu interessieren. Der Friedhof neben der Eisdiele in ihrem Heimatort faszinierte sie derart, dass ihr Berufswunsch bald feststand. Ihre Familie hat kurdisch-jesidische Wurzeln und gehört einer Kultur an, in der Bestattungen ganz anders begangen werden, als es in Deutschland üblich ist. Also absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten, ehe sie dann doch Bestatterin wurde und im vergangenen Jahr ihren Meistertitel machte. „Seitdem ich den Job mache, gab es fast keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gegangen bin“, bekennt sie.

Wenn Seren auf Partys nach ihrem Beruf gefragt wird, sagt sie gern, sie sei als Eventmanagerin tätig. „Wenn ich von meiner Arbeit erzähle, ist entweder die Stimmung im Eimer oder ich werde mit Fragen gelöchert.“

Autorin Yasemin Ergin (46, „#unterAlmans - Migrantische Geschichte(n)“) begleitet ihre eloquente Protagonistin, die im Laufe der Dreharbeiten ihren Job gekündigt hat. Nun ist sie auf dem mühsamen Weg in die Selbstständigkeit - da erfährt sie viel Ablehnung zum Beispiel bei Vermietern. Schließlich jedoch bekommt sie den beantragten Kredit genehmigt und findet im Hamburger Grindelviertel einen kleinen Laden, mit viel turbulentem Leben um sie herum - sie gibt ihrem Geschäft den schönen Namen „Das Himmelsprojekt“. Trotz mancher Schwierigkeiten bei der Renovierung hat sie kürzlich eröffnet.

Zu Wort kommen im Film auch Serens Eltern, die sie voll unterstützen, sowie ein Sargbauer und zwei Floristen, die sich angetan zeigen von der engagierten Bestatterin. Die Bestatterin will Trauer und Tod nicht verstecken, sondern beidem eine Bühne bieten - und hat für sich einen besonderen Umgang damit gefunden. Auf dem größten Parkfriedhof der Welt in Hamburg-Ohlsdorf arbeitet sie bereits - für sie ist es ein besonderer Ort mit wenig Traurigkeit, dafür mit einigen Emotionen und ganz viel Ruhe.