Berlin. Job weg, Stromausfall, Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Als Ausweg aus dem Blackout scheint es nur eins zu geben: zurück zu den Wurzeln und ab in den Wald.

Thomas Wellmann (Wotan Wilke Möhring) ist keineswegs ein Gegner von Künstlicher Intelligenz. Doch die neue Technik setzt ihm bitter zu. Er hat wegen ihr seinen Arbeitsplatz als Technischer Leiter beim Stromversorger einer rheinischen Kleinstadt verloren. Abgefunden mit warmen Worten, graviertem Füllfederhalter und einer stattlichen Geldsumme. Gerade räumt der Familienvater sein Büro, da fällt im gesamten Versorgungsgebiet der Strom aus: ein Blackout. So beginnt die Tragikomödie „Blackout bei Wellmanns“, die am Freitag (20.15 Uhr) auf Arte zu sehen ist.

Wellmann schafft es, seinen unerfahrenen jungen Nachfolgern im Kontrollraum durch präzise Angaben per Telefon auf die Sprünge zu helfen - und bringt so den Strom wieder zum Laufen. Als Dankeschön der Firma darf er eine Unterlassungserklärung unterschreiben.

Aufgrund dieses unerfreulichen Ereignisses und ermutigt durch seinen Bekannten Peter Leschke (Hannes Wegener), der sich als Prepper auf allerlei Katastrophen vorbereitet, schafft Wellmann unzählige Vorräte und Werkzeuge an. Er investiert mehrere Tausend Euro. Der Techniker plant nämlich, mit Frau Eva (Jördis Triebel) und den Töchtern Paula (Daria Vivien Wolf) und Jenny (Josefine Keller) ein Survival-Wochenende im kühlen Wald zu erleben - doch die drei sind von dieser Idee deutlich weniger begeistert. Sie machen sich nun ernsthaft Gedanken um Ehemann und Papa, mit dem sie lieber einen erholsamen Urlaub verleben würden, statt sich in Weltuntergangshysterie zu verlieren.

Autor Leo Khasin (50, „Das Unwort“, „Kaddisch für einen Freund“) und Autor Fred Breinersdorfer (77, „Honecker und der Pastor“, „Ein Mädchen wird vermisst“) haben hier - mit einem äußerst spielfreudigen Ensemble - gleich mehrere aktuelle Themen in ihren Film hineingepackt: das „Prepping“ (Schutzmaßnahmen vor Katastrophen durch Bunker und Vorräte), die Energiekrise, dazu noch die umstrittene KI und die Möglichkeiten des - teilweise radikalen - Klimaschutzes. Aber zum Glück geht es auch richtig lustig zu: Wer noch nicht weiß, was Lüsterklemmen sind, der erfährt es jetzt ebenso wie die beiden „IT-Spezialisten“, die zum ersten Mal einen Technikraum von innen zu sehen bekommen.

Wotan Wilke Möhring (56, „Tatort“, „Weil wir Champions sind“) spielt hier mit großer Ernsthaftigkeit, die sich öfters in lustige Momente auflöst, einen Mann, den zum einen die Sorge um die Familie umtreibt und zum anderen der Gedanke, dass der Zusammenbruch von Energieträgern wie Strom und Gas der Menschheit auf diesem Planeten viel schneller zu schaffen machen wird als die Klimakrise. Möhrings Figur ist das reinste Nervenbündel, nestelt ständig an seiner Brille herum (die natürlich korrekt sitzt) und vermag sich nicht einmal ansatzweise zu entspannen.

Seine liebende Gattin, sinnlich und pragmatisch gespielt von Jördis Triebel (46, „Das fliegende Klassenzimmer“), hingegen kann das durchaus. Sie plündert schon mal die Vorräte im Keller - bis dann der Strom erneut ausfällt und sie im Bürofahrstuhl stecken bleibt - sie leidet unter Platzangst. Spätestens ab diesem Moment sind dem völligen Chaos und nackten Irrsinn, dem hier grandios gehuldigt wird, keine Grenzen mehr gesetzt.