Berlin. Auch Landwirte plagen viele Sorgen, fernab jeglicher Bauernhof-Romantik. Über Schattenseiten ihres Berufes berichtet eine Reportage im ZDF.

Bauer Christoph (40) aus Bayern steht in einem leeren Kuhstall - hier gab es einmal 75 Rinder. Die Trauer um seinen gestorbenen Vater, die Sorge um die Tiere, die harte Arbeit, der Ärger mit gesetzlichen Vorgaben samt der Bürokratie und der finanzielle Druck haben den Landwirt aus der Rhön zunehmend belastet und in die Depression gestürzt, die ihn fast das Leben gekostet hätte.

Schließlich suchte er Hilfe in einer Beratungsstelle und nahm Abschied von der Milchwirtschaft. Auch durch den Abschied von den Tieren wurde es ihm möglich, aus dem tiefen Tal mit Angstzuständen und Selbstzweifeln herauszufinden. Heute kümmert er sich, gemeinsam mit zwei Betriebspartnern, um einen nachhaltigen Anbau von Bio-Gemüse - und vor allem um seine Frau und die beiden kleinen Söhne.

Die Reportage „Burnout auf dem Bauernhof“ aus der Reihe „37 Grad“ zeigt anhand von zwei Fällen, wie Landwirte gegen Depressionen zu kämpfen haben. Der Film ist zu sehen an diesem Dienstag um 22.15 Uhr im ZDF.

Christian (38) aus Rheinland-Pfalz bezeichnet sich als leidenschaftlichen Raps-Anbauer. Er führt seinen Betrieb in der vierten Generation, nach dem Tod des Vaters musste der Landwirt allein klarkommen. Er stürzte sich in die Arbeit, oft ohne Ruhetage und bis spät in die Nacht. Seine Frau und sein kleiner Sohn bekamen ihn kaum zu sehen. Erst als eine Knieverletzung und dann auch noch Suizidgedanken in sein Leben kamen, rief er eine Krisenhotline an und bekam Hilfe. Es folgten mehrere Klinikaufenthalte und Therapien, danach nahm er jahrelang Medikamente. Auch ihm ist anzumerken, was er durchgemacht hat und wie er weiterhin um Zuversicht ringt.

Die Autorinnen Johanna Langer und Nora Stoewer („Leben auf dem Hausboot“) haben ihre beiden Protagonisten, die sich neu finden mussten, behutsam in ihrem Alltag begleitet. Deutlich wird, dass Abkapseln und Rückzug der falsche Weg ist und sie es ohne die Unterstützung ihrer starken, offenen Ehefrauen wohl nicht geschafft hätten. Der Weg heraus aus der Depression ist schwer, und es besteht jederzeit die Möglichkeit einer neuen Abwärtsspirale. Als Fazit dieser eindrücklichen Reportage, in der es auch um das aktuelle Thema der fehlenden Wertschätzung für die Bauern geht, bleibt festzuhalten: Offen über die Probleme reden, Nähe zulassen und nicht nur für den Betrieb, sondern nachhaltig leben - vor allem für sich selbst.