Rostock. Alleinerziehend, drogenabhängig, kriminell: Der ARD-Krimi aus Rostock zeigt erneut prekäre Verhältnisse. Doch auch die gepflegte Eigenheimsiedlung hat Abgründe, stellt das Team König und Böwe fest.

„Hab‘ keine Angst. Die ist nur tot.“ Solche Sätze dürften die wenigsten Fünfjährigen von der eigenen Mutter zu hören bekommen. Schon gar nicht mitten in der Nacht, in einem fremden Haus, beim Anblick einer Leiche. Aber die heroinabhängige und kleinkriminelle Mascha Kovicz (Meira Durand) und ihre Tochter Holli (Mathilda Graf) pflegen ein ungewöhnliches Familienleben.

Ihr jüngster Einbruch führt die beiden zur falschen Zeit an den falschen Ort - oder genau zur richtigen Zeit an den richtigen Ort. Das muss sich in der neuen Folge des Rostocker „Polizeiruf 110“ erst noch herausstellen. „Diebe“ läuft am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten.

Die Tote, über die Mutter und Tochter stolpern, beschäftigt auch die Ermittlerinnen Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Melly Böwe (Lina Beckmann). Und so geraten Mascha und Holli schnell ins Fadenkreuz der Polizei. Es gibt aber noch eine andere Spur, die mit Finanzdeals zu tun hat. Schnell stellt sich die Frage: Wer sind eigentlich die Diebe? Mascha, die versucht, sich und ihre Tochter irgendwie durchzubringen? Ein großer Sozialverband, der faule Immobilienfonds auflegt? Oder der Anlageberater Kai Schopp (Robin Sondermann), der sie vertreibt?

Schwierige Verhältnisse

Mascha und Holli wohnen in einer heruntergekommenen Gartenlaube. Aber immerhin ist sie bunt, Mascha liebevoll und die beiden auf ihren nächtlichen Streifzügen ein Stück weit Traumtänzerinnen. Das große Haus des Anlageberaters ist farblos, kantig und kalt. Aus irgendeinem Grund liegen die Nerven in der wohlsituierten Familie blank. Dass plötzlich Mascha auftaucht und die Schopps mit etwas unter Druck setzt, macht es nicht besser.

Bei König und Böwe sind die Rollen „Good Cop“ und „Bad Cop“ klar verteilt. König ist vor allem eines - wütend. Etwa auf ihren Vater (Wolfgang Michael), der sich 40 Jahre nicht gemeldet hat und nun den Kontakt zu ihr sucht. Die Wut bekommt auch Mascha zu spüren, die für König vor allem ein Junkie und eine wandelnde Kindeswohlgefährdung ist.

Böwe hingegen, die selbst eine Tochter allein großgezogen hat, geht das Schicksal Maschas sichtlich nahe. Sie hofft, dass sich die junge Frau von den Drogen befreien kann und die Kurve kriegt. Doch zu viel Empathie kann gefährlich werden, besonders wenn Mascha im Kampf um eine bessere Zukunft für ihre Tochter zu viel will.

„Diebe“ ist keine leichte Kost, besonders weil die kleine Holli mit Plüschtier und Seifenblasenpistole bewaffnet mitansieht, wie ihre Mutter vom Tanzen ins Taumeln gerät. Am Ende hält eine andere Familie noch eine Überraschung bereit.