Der „Wetten, dass..?“-Moderator ließ bei seiner ersten Sommerausgabe auf Mallorca kein Fettnäpfchen aus, brachte Prominente und Publikum gegen sich auf.

Palma de Mallorca. Er hatte einen schweren Stand in der ausverkauften Stierkampfarena Coliseo Balear bei seiner ersten Sommer-Ausgabe von „Wetten, dass..?“: Erst brüskierte Markus Lanz seine Cindy, dann sorgte er für Unmut im Publikum, und auch die Gäste schauten zuweilen betreten drein. Währenddessen lief sich Stefan Raab als Thronfolger warm.

Es sollte eine schillernde Mallorca-Premiere für Markus Lanz werden. Doch dann war auf einmal die Tochter von Michael Jackson unpässlich, Pamela Anderson sagte ab und schließlich auch noch eine Wettkandidatin. Die größte Katastrophe für den Moderator aber war, dass Stefan Raab nicht abgesagt hatte. Sein Auftritt machte klar, wie die Wettshow laufen müsste: Es braucht einen schlagfertigen, frechen und lässigen Entertainer, der die Wetten am liebsten gleich selbst ausführen würde. Der seinen Wettkandidaten hinterher kameradschaftlich umarmt.

Der selbstironische Raab ist freilich nur erschienen, um seine neue Erfindung (einen Duschkopf) zu promoten. Aber gleich zu Anfang macht er mit seinem bissigen Humor klar, wer der Chef in der Arena ist. Zur offensichtlich schwangeren Michelle Hunziker meint er: „Berlusconi kann’s nicht lassen, was?“ Böse – aber verdammt gut. Es ist, als läuft sich Raab warm. Für exakt den Moment, in dem die ZDF-Bosse verstehen, dass Lanz kein Showmaster ist.

Den Rest des Abends sitzen Stefan Raab und Michelle Hunziker auf der Couch wie zwei Schüler in der letzten Reihe. Später gesellt sich Komiker Paul Panzer dazu, dann Schauspieler Gerard Butler (er sprang für Pamela Anderson ein). Sie alle halten nicht hinterm Berg mit ihrer Meinung zur Lanz-Premiere auf Mallorca. Zum Ende der Sendung sagt Raab laut: „Ich wollte kurz sagen: Ich bin nur Gast in dieser Sendung!“

In der Tat, zwischenmenschlich gesehen geht an diesem Abend alles daneben, was nur schiefgehen kann. Schuld daran ist der Moderator. Ein Paar Sneakers trägt er zum Anzug, mehr lockere Urlaubsstimmung wäre für ihn Kontrollverlust. Er ist so sehr bemüht, smart zu sein, dass er die Stimmung um sich herum kaum noch wahrnimmt.

So bringt er auch seine Assistentin Cindy von Marzahn gegen sich auf. Als Wetteinsatz soll Michelle Hunziker, die unter Thomas Gottschalk Showassistentin war, für Cindy einspringen, wenn diese mal nicht kann. Cindy fühlt sich übergangen, Michelle ist das sichtlich unangenehm. „Wir sind dann zusammen deine Assistentin“, versucht sie die Situation zu retten. Zu spät. Für den Rest der Sendung spielt Cindy die beleidigte Leberwurst. Ihr ist kaum abzunehmen, dass das nur gespielt ist.

Auch die Publikumswette ging daneben – seit Markus Lanz „Wetten, dass..?“ präsentiert, gibt es die Zuschauerwette gegen den Moderator. Hier will der Südtiroler beweisen, dass er kämpfen kann. Drei Zuschauer reichen Wetten ein, das Publikum entscheidet. Kurioserweise ist diesmal Howard Carpendale einer der Kandidaten. Doch Lanz soll zunächst Limbo tanzen. Es stellt sich heraus, dass seine Gegnerin das aber gar nicht kann. Also tritt Lanz gegen Carpendale im Kugelstoßen an – und verliert knapp. Da Carpendale den Preis (eine Reise) aber nicht gewinnen darf, bekommt diesen die Frau, die nicht Limbo tanzen kann. Großes Kuddelmuddel. Lanz ist überfordert. Ergebnis: Der dritte Kandidat geht leer aus, eine Schummlerin bekommt die Reise, und was Howard Carpendale beitragen sollte, versteht niemand. Das Publikum buht, aber Lanz reagiert nicht. Es ist an Peinlichkeit fast nicht zu überbieten.

Kaum besser lief es mit den Promis. Michelle Hunziker ist schwanger, das kann jeder sehen. Aber Markus Lanz reicht das nicht. Er fragt sie aus, ob sie schon verlobt sei, ob ihre 16-jährige Tochter Aurora genauso schön ist wie sie, auf was sie Heißhunger hat. Irgendwann ist selbst die Geduld eines TV-Profis wie Hunziker zu Ende. Sie will das Thema wechseln. Und natürlich durfte auch die obligatorische Hollywoodstar-Demütigung nicht fehlen: Diesmal musste sich Gerard Butler Eiswürfel in die Hose schütten (die Kamera hielt von oben drauf, Hunziker und Raab sich die Augen zu) und dabei Goethe rezitieren.

Stefan Raab singt als verlorenen Wetteinsatz gemeinsam mit Jürgen Drews „Ein Bett im Kornfeld“ – ein guter Moment. Der eigentliche Star der Show sind aber die Wetten. Bis auf die Kinderwette sind die alle akrobatisch anspruchsvoll (per Salto rückwärts in Badehosen springen, Nüsse mit dem Po knacken, eine Feuerwehrleiter hinaufhangeln, einen Truck mit den Beinen stemmen). Und es gibt eine Wette gegen die Zuschauer: dass am Ende der Sendung keine 500.000 Euro für die Hochwasseropfer zustande kommen. Das Ziel wurde mit 552.000 Euro leicht getoppt. Ein versöhnlicher Abschluss.