Warum der Medienberater Hans-Roland Fäßler aus Ahrensburg Wahlkampf für den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück macht.

Hamburg. Man kann nicht sagen, dass Hans-Roland Fäßler sich danach gedrängt hätte, heute in der Zeitung zu stehen. Eigentlich tut er dem Autor dieser Zeilen nur einen Gefallen. Andererseits ist es nicht so, dass er, der ehemalige Journalist, nicht mit Journalisten sprechen würde. Das macht er sogar ziemlich oft. Wobei es dann nicht um ihn geht, sondern um Peer Steinbrück, den Mann, den er berät.

Der Medienberater aus Ahrensburg und der SPD-Kanzlerkandidat kennen sich seit 1986. Sie sind beste Freunde. Und diese Freundschaft ist auch die Basis für Fäßlers Beratungsmandat. Wobei der Begriff Mandat die Sache nicht trifft. Der Medienprofi berät Steinbrück seit Jahren, wie gute Freunde einander beraten - einfach so, ohne förmlichen Auftrag und ohne Honorar. Allerdings ist er vergangenen Herbst aus der "freundschaftlichen Deckung" gekommen, wie er das nennt. Da berief ihn die SPD ganz offiziell in ihre politische Wahlkampfleitung. Auf ein Honorar für seine Dienste verzichtet Fäßler aber nach wie vor. Er ist Überzeugungstäter.

Das war der gebürtige Augsburger eigentlich immer. In jungen Jahren trat er in die SPD ein. Nach einem Volontariat bei der "Augsburger Allgemeinen" zog es ihn 1971 zum Bayerischen Rundfunk (BR). Das war insofern problematisch, weil er mittlerweile in der Partei ein klein wenig Karriere gemacht hatte: Fäßler gehörte dem kollektiven Führungsgremium der Augsburger Jusos an. "Wir waren damals so links, gegen uns wirkte Fidel Castro wie ein Rechtsabweichler", erinnert er sich. Für den von der CSU beherrschten BR war das nicht unbedingt eine ideale Einstellungsvoraussetzung, weshalb der Intendant sich zunächst weigerte, Fäßlers Redakteursvertrag zu unterzeichnen. Erst nach gutem Zureden durch den Chefredakteur setzte er seine Unterschrift unter den Arbeitskontrakt.

Fäßler blieb 15 Jahre beim BR. Zunächst arbeitete er bei Bayern 3 - unter anderem zusammen mit Thomas Gottschalk. 1977 ging er für den Sender als Hörfunkkorrespondent nach Bonn. Und von 1984 bis 1986 berichtete er aus Madrid. Zurück in Deutschland baute Fäßler gemeinsam mit dem Medienkonzern Bertelsmann die private Radio-Nachrichtenagentur Rufa auf. Nach deren Verkauf an die dpa kam er 1994 als Geschäftsführer von Bertelsmanns TV-Tochter Ufa nach Hamburg. Zwei Jahre später wechselte er als Fernsehchef zu Gruner + Jahr, wo er unter anderem Brigitte TV ins Fernsehen brachte.

Seit 2001 ist Fäßler mit seiner Beratungsgesellschaft Polimedia wieder selbstständig. Seine Mandanten kommen aus der Politik, den Medien, der Telekommunikation, der Energiewirtschaft und der Logistik. Wen genau er berät, mag der diskrete Fäßler allerdings nicht verraten.

Die politische Beratung ist für den heute 63-Jährigen eine Herzensangelegenheit. Vor Steinbrück hat er bereits Johannes Rau und Wolfgang Clement beraten. Auch sie als Freunde und ohne Honorar. Als er Rau 1986 in der Düsseldorfer Staatskanzlei besuchte, fiel ihm ein "junger Typ mit frecher Schnauze und schnellem Kopf" auf. Es war Raus Büroleiter Steinbrück. Seither sind die beiden befreundet. Und als Fäßlers Freund Clement 1998 einen Wirtschaftsminister für Nordrhein-Westfalen suchte, wies er ihn darauf hin, dass der Typ mit der frechen Schnauze zu haben sei. Seitdem berät er Steinbrück.

Als Mitglied der politischen Wahlkampfleitung ist Fäßler für die Strategie verantwortlich und nicht für das Tagesgeschäft. Das Redenschreiben gehört ebenso wenig zu seinem Tätigkeitsbereich wie das Autorisieren von Interviews. Folglich hat er mit dem Gespräch Steinbrücks mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" nichts zu tun, in dem der Kandidat der Kanzlerin einen "Frauenbonus" attestierte und ihr Gehalt als zu gering empfand.

"Wir haben Fehler gemacht", sagt Fäßler. "Grundlegend ändern müssen wir aber nichts." Auch künftig soll Steinbrück "sagen, was er denkt". Die Leute sollen merken, "dass er sich nicht verstellt". Der Kandidat sei der Gegenentwurf zu Angela Merkel, die sich "ins Ungefähre" flüchte.

Mehr herausarbeiten will Fäßler Steinbrücks "unglaubliche Empathie" für sozial Schwächere. Er wird deshalb in den nächsten Wochen Einrichtungen wie Suppenküchen besuchen. Allerdings nicht, um sich dort öffentlichkeitswirksam von Zeitungsfotografen ablichten zu lassen. Die Presse wird er nicht mitnehmen. Im Wahlkampf soll Steinbrück dann aber über seine Erfahrungen ganz unten berichten.

Fäßler, der nun zwei bis drei Tage die Woche in Berlin weilt, ist zuversichtlich, dass der Kandidat Merkel schlagen kann. Aber er weiß auch, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt.